5. Jahreszeit ist eingeläutet 5. Jahreszeit ist eingeläutet: Güntersberge Helau! - Und das zum 66. Mal

Güntersberge - Es heißt, man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Der 11. November ist so ein Fest - aus karnevalistischer Sicht. Und deshalb gibt es am Zeitpunkt der Schlüsselübergabe um 11.11 Uhr auch nichts zu rütteln - zumindest in Güntersberge.
Dass der 11. nun ausgerechnet auf einen Montag fällt und deshalb nur eine kleinere Abordnung des Faschingsclubs ihres Amtes walten und die närrische Macht an sich reißen kann, „soll der Sache aber keinen Abbruch tun“, sagt Henry Kahl, Elferratsvositzender und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Güntersberger Faschingclubs (GFC). Hauptsache, der Schlüssel ist wieder Narrenhand. Güntersberge Helau.
Auch in Thale und Quedlinburg wird er das noch am selben Tag sein - in beiden Städten nimmt das närrische Treiben ein paar Stunden später, am Montagnachmittag, seinen Anfang, während die Wegelebener am Sonnabend, 16. November, loslegen - mit einem Umzug.
Anika I. wird von Tochter Nora würdig vertreten
Aber zurück in die „Faschingshauptstadt“ Harzgerodes, zu der Bürgermeister Marcus Weise (CDU) Güntersberge kurzerhand macht. Dann gibt er Toni I. - im echten Leben Buschmann - den übergroßen Schlüssel. Tochter Nora steht ihm mit ihren drei Jahren zur Seite, vertritt ihre Mutter würdig. Die Karnevalsprinzessin, seine Partnerin Anika I. - mit bürgerlichem Namen Heidel -, ist verhindert. Montag halt. An einem Montag, dem Rosenmontag, wurde auch ihr Schicksal als Prinzenpaar besiegelt. Auf dem Rückweg von Halle war das.
„Meistens werden die Prinzenpaare verpflichtet, wenn sie betrunken sind“, in der Vergangenheit hätten auch schon Bierdeckel herhalten müssen, um das festzuhalten, sagt Kahl und lacht. Bisher fand sich immer wer, aber die Suche gestaltet sich oft schwierig. „Da hängen Termine dran, da muss man auch die Zeit haben“, erklärt er.
Prinzenpaar ist mit dem Fasching groß geworden
Ganz nüchtern sei er auch nicht mehr gewesen, als er sich einverstanden erklärt habe, erzählt Buschmann, aber er freut sich - und eine Mehrbelastung ist es nicht: „Wir sind sowieso überall dabei.“ Er und seine Partnerin sind im Karneval groß geworden. Beide waren schon Kinder-Prinz und -Prinzessin - Buschmann, 27 Jahre alt, in Güntersberge, Heidel, 29, in Quedlinburg.
Seit elf Jahren gehört sie zum GFC, tanzt in der Prinzengarde, trainiert die und das Männerballett. Buschmann tanzt im Männerballett, macht beim Beichtstuhl mit - in Güntersberge fester Programmteil - und ist Teil der Faschingspolizei. Ordnung muss sein.
Aus der Schnapszahl eine runde Sache gemacht
Die nun begonnene Session ist für die Güntersberger eine besondere: die 66. Wie genau das gewürdigt werden soll, „entwickelt sich gerade“. Einige Truppen seien schon am Üben, andere noch bei der Ideenfindung. Der Elferrat jedenfalls wolle sich zur Feier des „Jubiläums“ neu einkleiden - Mützen und Westen seien inzwischen 15 Jahre alt. Die 65 im vergangenen Jahr wollte der GFC nicht feiern; die war nicht närrisch genug. Deshalb machen sie nun aus der Schnapszahl eine runde Sache.
Apropos rund: Vor exakt 50 Jahren kamen Siegfried und Hannelore König als Prinzenpaar in Amt und Würden. Verheiratet waren sie da noch nicht. Die Hochzeit fand ein Jahr später, im November 1970 statt. Schon damals sei es nicht so einfach gewesen ein Prinzenpaar zu finden, erzählt Hannelore König.
Und schon damals hatten die Güntersberger Karnevalisten sehr unkonventionelle Methoden, ihre Tollitäten zu binden. Die heute 68-Jährige war, als sie zustimmte, zwar nüchtern, aber „ich konnte auch nicht aufstehen und Nein sagen. Ich habe gerade bei Königs in der Badewanne gesessen, als der Elferratsvorsitzende ins Bad kam und gefragt hat.“ (mz)