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Vetro-Solar-Insolvenz Vetro-Solar-Insolvenz in Sandersdorf-Brehna: Bürgermeister Grabner hofft auf eine Rettung in letzter Sekunde

Von Christine Färber 31.01.2017, 11:35
Das Pro­duk­ti­ons­ge­bäude von Vetro Solar im Ge­wer­be­ge­biet Sanders­dorf-​Brehna an der B183.
Das Pro­duk­ti­ons­ge­bäude von Vetro Solar im Ge­wer­be­ge­biet Sanders­dorf-​Brehna an der B183. Kehrer

Sandersdorf - Bei Vetro Solar in Sandersdorf gehen die Lichter aus. Am 31. März 2017, teilt Insolvenzverwalter Henning Schorisch mit, wird der Geschäftsbetrieb des insolventen Herstellers von Dünnglas für Solarmodule und die Bauindustrie eingestellt.

Der Bürgermeister von Sandersdorf-Brehna, Andy Grabner (CDU), sieht die Zukunft nicht so schwarz. Er hat offenbar noch einen Trumpf im Ärmel: „Noch sind wir im Restrukturierungsprozess und wir stehen mit zwei Interessenten in Verhandlungen. Wir haben ihnen unsere Konditionen mitgeteilt. Jetzt liegt es an ihnen zu entscheiden. Und es sieht gar nicht mal so schlecht aus, dass Vetro Solar über den 31. März hinaus weitergeführt werden kann.“

„Bis zuletzt haben wir für die Rettung des Unternehmens gekämpft“

Doch die gestern ausgesprochenen Kündigungen sind für die rund 25, wie Schorisch betont, hochmotivierten Mitarbeiter erstmal ein harter Schlag. „Die für die ordnungsgemäße Abwicklung des aktuellen Auftragsbestandes erforderlichen Schritte wurden eingeleitet“, so Schorisch. Dazu gehört, dass bis zum 31. März die Mitarbeiter im Werk beschäftigt sind, um die Aufträge abzuarbeiten.

„Bis zuletzt haben wir für die Rettung des Unternehmens gekämpft“, sagt er. Das war letztlich offenbar nicht von Erfolg gekrönt, obwohl es immer wieder gute Meldungen gab, es dem Insolvenzverwalter sogar gelungen war, 2016 kostendeckend zu wirtschaften. Dennoch: Ein Käufer für Vetro Solar ist bislang nicht gefunden worden. Trotz vieler Gespräche über mehrere Monate, wie Schorisch betont. Und einen Erfolg in absehbarer Zeit hält der erfahrene Insolvenzverwalter „für nicht mehr hinreichend wahrscheinlich“.

Hinzu kommt: Ab April ist nach seiner Auskunft die Produktionsanlage nicht mehr relevant ausgelastet. Ein wichtiger Kunde fiel aus. Und das ist laut Schorisch „kurzfristig und vor allem ohne belastbaren Investor mit mittelfristiger Planungssicherheit für die Kunden nicht zu kompensieren“. Vor diesem Hintergrund sieht er keine nachhaltige Sanierung der Vetro Solar, „so dass die Einstellung der Produktion unvermeidlich ist.“

Bürgermeister Grabner hofft noch auf einen Investor

Bei Bürgermeister Grabner aber stirbt die Hoffnung zuletzt. Es sieht es so: Ja, die Kunden brauchen für das zweite Halbjahr 2017 Planungssicherheit. Die könne aus all den Gründen der Insolvenzverwalter ihnen nicht garantieren. Daher sei es aus dessen Sicht geboten, den Betrieb einzustellen. Sollte sich aber noch einer der beiden Interessenten aus den laufenden Gesprächen herausschälen, dann wird es weitergehen.

Funktioniert das nicht, ist das nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für Sandersdorf-Brehna ein Schlag. Die Stadt hatte dem norwegisch-deutschen Unternehmen die Produktionshalle vorfinanziert, die Vetro Solar nach einer gewissen Zeit über Mietzahlungen kauft. Der Kredit, den die Stadt aufnahm, war millionenschwer, er ist noch nicht gänzlich abbezahlt. Und das Geschäft bei Vetro Solar lief schon länger nicht wie am Schnürchen ...

Die Halle könnte neu vermietet, die Maschinen vekauft werden

Wie also weiter, wenn gar nichts mehr läuft? „Ja, wir haben den Kredit zu bedienen. Das können wir erstmal über die Energieeinspeisung aus der Solaranlage auf dem Dach der Werkhalle“, sagt Grabner. „Dann müssten wir die Maschinen veräußern, die Halle ist unser Eigentum. Hier müssen wir sehen, dass sie schnell vermietet oder verkauft wird. Wir setzen aber erstmal auf die laufenden Verhandlungen, von denen ich sprach.“ Ganz klar - der Stadtrat wird dieses Thema sofort auf die Tagesordnung setzen.

Die Stadt übrigens hat sich laut Bürgermeister der letzten Entscheidung im Gläubigerausschuss enthalten. „Wir sind gespalten: Hier haben wir 25 Mitarbeiter, die über alle Höhen und Tiefen zur Firma standen und nun bangen. Und dort sehen wir die Tatsache, dass ein Insolvenzverwalter nicht auf unbestimmte Zeit die Geschäfte eines Unternehmens führen kann.“ (mz)