VC Bitterfeld-Wolfen VC Bitterfeld-Wolfen: Warum Coach Munari Heimsieg seinem Helden Maradona widmet

Wolfen - Es musste alles ganz schnell gehen damals. „Er war zwei Meter neben mir auf der Tribüne und wollte gerade die Treppe hinaufgehen“, erinnerte sich Jorge Munari an den Abend beim argentinischen Volleyball-Allstarspiel Mitte der 1990er Jahre, als er seinem Helden, Diego Maradona, auf einmal ganz nah war.
„Ich bin also schnell zu ihm, und habe gefragt, ob wir ein Bild machen können“, erzählte der heutige Cheftrainer des VC Bitterfeld-Wolfen am Samstagabend und nach dem 3:0-Sieg seiner Zweitliga-Volleyballer gegen Neustrelitz weiter. Maradona stimmte dem Schnappschuss zu - seitdem steht das Bild gerahmt bei Familie Munari im Wohnzimmer.
Was für das argentinische Fußball-Idol Maradona wie immer war, wenn er irgendwo öffentlich auftrat und zahlreiche Foto- und Autogrammwünsche auf ihn zu kamen, war für Jorge Munari ein Moment, den er nie vergessen wird.
Am zurückliegenden Mittwoch ist Diego Maradona im Alter von nur 60 Jahren gestorben
Als er nach dem Sieg seiner Mannschaft die Geschichte rekapitulierte, wirkte es so, als sei sie ihm erst wenige Tage zuvor und nicht vor 25 Jahren passiert. Aktuell erinnert er sich oft daran zurück und sieht das Bild an. Denn am zurückliegenden Mittwoch ist Diego Maradona im Alter von nur 60 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. „Der Sieg ist für mein Land und für Maradona“, meinte Munari deswegen auch.
Um zu verstehen, welche Bedeutung Maradona zwar für eigentlich alle Argentinier, speziell aber für Munari hatte, muss man die Geschichte des 54 Jahre alten Volleyball-Lehrers kennen. Denn als Kind war er ein sehr talentierter Fußballer. Mit zwölf Jahren hätte er zu den Boca Juniors gehen können, dem größten Club Argentiniens, bei dem auch Maradona später spielte. In Munaris Familie sind aber nur Anhänger des verhassten Lokalrivalen River Plate, weswegen seine Mutter damals ihr Veto einlegte.
Der „Goldjunge“ war ein Nationalheld, der Argentinien 1986 zur WM-Krone führte
Beim Thema Maradona war es aber stets egal, welcher sein Herzensverein war. Der „Goldjunge“ („El Pibe de Oro“) war ein Nationalheld, der Argentinien 1986 zur WM-Krone führte und als einer der besten Fußballer aller Zeiten gilt. Eine Inspiration für Millionen Menschen. Wie Jorge Munari: „Maradona war extrem wichtig für meine Sportkarriere, weil er auf dem Spielfeld ein Leader war, der immer aufgestanden ist“, erzählte er.
Denn was Diego Maradona als Spieler hatte einstecken müssen, ist mit heutigem Fußball nicht zu vergleichen. Repräsentativ dafür: In der Zwischenrunde der WM 1982, wurde er im Spiel gegen Italien alleine von Claudio Gentile 23 Mal (!!!) gefoult - unter anderem mit einem Faustschlag. Gentile hatte es eigentlich nie auf den Ball abgesehen, er wollte Maradona nur wehtun und den Künstler aus dem Spiel nehmen - und sah dafür nur Gelb.
Geschichten wie diese oder die beiden Tore gegen England bei der WM 1986, mit der „Hand Gottes“ und per Sololauf über den halben Platz, machen den Mythos Diego Maradona aus.
„Er hat so vielen Menschen Freude bereitet“
Dass das Idol viel zu kurz an der Theke des Lebens stand, in dieser Zeit aber alles bestellte - sein Leben also auch reichlich Skandale bereithielt, ist Munari „egal“. Ihm geht es nur um den Fußballer auf dem Spielfeld. „Da war er ein Vorbild für alle“, sagte er.
BiWos Cheftrainer wechselte als Jugendlicher dann übrigens eher zufällig die Sportart. Und obwohl er nun seit über 30 Jahren als Profi-Volleyballtrainer tätig ist, ist die Leidenschaft für den Fußball geblieben - und somit die Liebe zum Nationalhelden Maradona, „Er hat so vielen Menschen Freude bereitet. Als ich gelesen habe, dass er tot ist, hat mich das sehr traurig gemacht.“ Als Jorge Munari diese Worte sprach, wurden seine Augen feucht. „Mein Sohn hat auch ein Trikot mit der Zehn - für Maradona, weil ich so oft über ihn spreche.“
Nun bleiben Munari die Erinnerungen - unter anderem an jenen Abend Mitte der 1990er Jahre, als er seinem Helden kurz mal ganz nah war. (mz)