Kirchboot Ruderclub Aken: Mit dem Kirchboot nach Hamburg

Aken - „Nein, wir haben leider immer noch keinen endgültigen Namen für den Dampfer.“ Aus Peter Brünings Worten klingt Bedauern. Verständlich. Die Namenssuche scheint mühsam – und ist bisher nicht von Erfolg gekrönt.
Am Dienstag, 3. Mai, tritt das in Speyer gebaute Kirchboot dennoch seine erste große Reise an. Die Akener Ruderer um ihren Vorsitzenden Brüning machen sich auf den Weg nach Hamburg. Mit dem Kirchboot, das hier an der Elbe seit ein paar Wochen als Dauerleihgabe des Deutschen Ruderverbandes beheimatet ist.
„Ein Glücksfall“, findet Pfarrer Ulf Rödiger. Und der hat seit neuestem eine ganz besondere Verbindung zu dem schwimmenden Gefährt, das den Wikingerbooten nachempfunden ist. Er ist der Interimsnamengeber. „Es hat schon eine Reihe von Vorschlägen gegeben, wie das Kirchboot heißen könnte.“ Aber Brünings Verein sucht etwas „Witziges“, am besten „mit Bezug zu unserer Region“.
„Mit Abstand die größte maritime Berührungsfläche“
Der richtige Name, mit dem die Ruderer leben können, der fehlt. Doch ohne Name darf nicht mal ein so stattliches Kirchboot mit Platz für 14 Frauen und Männer auf die Elbe. „Eigentlich“, weiß Brüning, „braucht es eine schifffahrtsrechtlich korrekte Kennzeichnung.“ Dazu gehören der Heimathafen am Heck und der Name am Bug. Also startet „Jona“ gen Hamburg. Wie der Mann im Walfischbauch.
Ein Kirchboot ist ein spezielles Holzruderboot in Klinkerbauweise für 14 Personen plus Steuerfrau oder -mann. Kirchboote stammen ursprünglich aus Finnland. Hier wurden sie in Anlehnung an die Langboote der Wikinger im 17. Jahrhundert erstmals und mit Unterstützung der Kirche gebaut. Sie dienten als Verkehrsmittel zwischen einzelnen Kirchengemeinden oder Dörfern, vorzugsweise der sonntäglichen Fahrt zur Kirche.
Frühere Kirchboote transportierten bis zu 150 Menschen. Die größten waren bis zu 40 Meter lang und drei Meter breit. Sie wurden von 30 bis 40 Ruderpaaren bewegt; auf einer Ruderbank fanden acht Personen Platz.
Jona ist ein kleines biblisches Buch, das „mit Abstand die größte maritime Berührungsfläche“ hat, schreibt Rödiger zur Begründung. Und erklärt: „Der Prophet Jona bekommt von Gott den Auftrag, der verkommenen Stadt Ninive den Untergang voraus zu sagen. Weil er aber schon ahnt, dass Gott am Ende doch wieder gnädig sein wird und es nie viel Spaß macht, den Leuten ihre Fehler und Versäumnisse vorzuhalten, beschließt er, vor diesem Auftrag zu fliehen.
Er besteigt also ein Schiff in entgegen gesetzter Richtung. Natürlich kann das nicht glücken und Gott lässt das Schiff in einen schweren Sturm segeln. Die Mannschaft droht schon unterzugehen, als Jona freiwillig über Bord geht, weil er nicht will, dass die Anderen wegen ihm umkommen. Das Wunder passiert und nicht nur die Besatzung ist gerettet, sondern auch Jona.
Er wird von einem Wal geschluckt und nach drei Tagen an den Ufern von Ninive wieder ausgespuckt. Also folgt er nun seinem Auftrag und kündigt der Stadt den Untergang an. Doch die Leute von Ninive bereuen ihre Untaten, und Gott verschont sie. Jona ärgert sich darüber, doch Gott lehrt ihn anhand eines Rizinus-Strauches etwas über den Wert des Lebens ...“
Name bleibt zunächst ungewiss
Für die Ruderer rutscht der Namensvorschlag – nicht zuletzt wegen der fundierten Herleitung und biblischen Geschichte – ganz nach oben auf die Auswahlliste, bestätigt Brüning. Aber wie das Kirchboot am Ende tatsächlich heißen wird, bleibt bis zum Kutterrudern am 25. Juni in Aken an der Elbe ungewiss. Erst dann soll das Kirchboot aus Speyer seinen „richtigen“ Namen bekommen.
Jetzt wird es in Hamburg zunächst an einen Bonner Verein verliehen, der damit zu Pfingsten bei der traditionellen Regatta Vogalonga in Venedig mitfahren will. Ist es dann wieder im Heimathafen gelandet, wird getauft. Und bis dahin hoffen die Ruderer noch auf ein paar kreative Namensvorschläge an [email protected] (mz)