Landgestüt Prussendorf Landgestüt Prussendorf: Land will Zuschüsse kürzen - Das sagen die Mitarbeiter

Prussendorf - Die Ställe werden ausgemistet, Pferde werden gefüttert. Wenig später wird angespannt. Mit der Kutsche geht es auf Tour. „Es ist ein ganz normaler Tag“, sagt Steven Goldmann.
Der 20-Jährige ist nach seiner Ausbildung zum Pferdewirt gerade erst in Festanstellung ins Team des Landgestüts Prussendorf aufgerückt. Isa-Monique Arndt ist noch Auszubildende. Die 18-Jährige aus Brumby bereut die Wahl für den Beruf und Prussendorf nicht.
Land will Zuschüsse für Landgestüt Prussendorf drastisch kürzen - So reagieren die Mitarbeiter
Alles sieht hier nach heiler Welt aus. Doch hinter den Kulissen brodelt es. Denn das Landgestüt steht auf der Kippe. Laut Haushaltsentwurf plant das Land, die Zuschüsse für das Mekka der Pferdezucht vor den Toren Zörbigs deutlich zu senken. Gleichzeitig wird erwartet, dass das Gestüt Geld einspielt.
Die Forderung hängt wie ein Damoklesschwert über Prussendorf. „Das sind sehr erschreckende und deutliche Formulierungen“, erklärt Katrin Helbig.
Gerade erst hat sie zusammen mit Betriebsratsvorsitzendem Gero Ackermann in Magdeburg der Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (CDU) eine Liste mit 2.505 Unterschriften für den Erhalt des Gestüts überreicht. „Die Abgeordneten sollen sich ein Bild von unserer Einrichtung machen und ihre Entscheidung danach sehr genau überlegen. Hier geht es auch um ein Kulturgut“, sagt die Betriebsrätin.
Zum 1. Januar 1993 wurde im damaligen Hauptgestüt in Radegast das Landgestüt Sachsen-Anhalt eingerichtet. Die Verantwortlichen gaben zwei Ziele aus: Einerseits sollte die Tradition des Radegaster Gestüts erhalten werden. Anderseits brauchte die sachsen-anhaltische Pferdezucht ein Zuhause. 1997 erfolgte der Umzug nach Prussendorf.
Das Landgestüt verfügt über einen durchschnittlichen Hengstbestand von 20 Warmblut- und Kaltbluthengsten. Zum Gesamtpferdebestand gehören 70 Tiere.
In Prussendorf sind aktuell einschließlich neun Auszubildender im Bereich Pferdewirt 28 Mitarbeiter beschäftigt. Bewirtschaftet werden 750 Hektar Land. (ur)
Für sie und die Mitarbeiter in Prussendorf ist die Unterschriftensammlung Balsam für die Seele. „Der Solidargedanke lebt. Wir haben auch Unterstützung anderer Gestüte bekommen.“ Dennoch ist die innere Unruhe nicht von der Hand zu weisen. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass über das Gestüt diskutiert wird“, betont Katrin Helbig. Die neuen Magdeburger Ideen wühlen die Prussendorfer allerdings besonders auf.
Verkauf von Ackerflächen vom Landgestüt Prussendorf als Verlustgeschäft?
Georg Block-Grupe ist im Gestüt für die Sparte Ackerbau zuständig. Die spielt im Rechenexempel des Landes offensichtlich eine große Rolle. Geld, das Prussendorf einspielen soll, könnte aus Flächenverkäufen stammen. „Die Sinnhaftigkeit solcher Gedanken ist mir nicht klar“, wird Block-Grupe deutlich.
750 Hektar Land gehören zum Gestüt. 70 Hektar sind Grünland. Auf den restlichen Flächen wird ganz normaler Ackerbau betrieben. „Mit den Erlösen stützen wir den Pferdezweig“, stellt der Landwirt klar. Wenn nun tatsächlich Land veräußert würde, schwinden gleichzeitig die Erträge.
Der Zuschussbedarf im Pferdebereich würde also noch größer werden. Das sorgt für Kopfschütteln bei dem Mann, der mit seinen Mitarbeitern die Ernte des Jahres eingefahren hat und aktuell über jede Menge angefallenen Schriftkram sitzt. „Jetzt müssen zum Beispiel die Saatgutbestellungen vorbereitet werden.“
Zuchtjahr steht am Landgestüt Prussendorf bevor
Die kalte Jahreszeit hat das Gestüt nur äußerlich in einen Ruhezustand versetzt. Das neue Zuchtjahr steht vor der Tür. In Kürze beginnt die Quarantäne. Für Steven Goldmann und Isa-Monique Arndt bedeutet das ein Plus an Putzeinheiten. „Alles muss picobello sein“, weiß die junge Frau. Die Hengststation muss blitzen. „Kein Problem. Nur das Fensterputzen ist nicht unbedingt meine Sache.“
Nur ein paar Schritte weiter drehen Pferde im Karussell ihre Runde. Jeanette Friedrich vom Team der Landesreit- und Fahrschule reitet über den Hof. Alles ist wie immer. Wenn denn nicht der Rotstift des Landes in Bereitschaft liegen würde. (mz)