Handball-Oberliga Handball-Oberliga: Kommt Radis-Rettung aus Köthen?

Köthen/Radis/MZ - Als Bodo Kreutzmann zwei Wochen vor Weihnachten als neuer Trainer beim TuS Radis vorgestellt wurde, sagte er die Dinge, die man eben so sagt, wenn man zu einem sportlich am Boden liegenden Verein kommt. „Abstieg ist für mich kein Thema. Es wird an mir liegen, alles dafür zu tun, um diese Liga zu halten.“ Kühne Aussagen, um eine Aufbruchstimmung aufkommen zu lassen. Denn Radis hatte bis dahin nur 6:18 Punkte gesammelt. Das erste Spiel als Trainer bestritt der Köthener dann ausgerechnet gegen die HG 85 Köthen. 26:32 ging das verloren. Die Situation hatte sich faktisch verschlechtert. Doch Kreutzmann sagte: „Wir haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Diese Niederlage ist Motivation für den nächsten Sieg.“ Der ließ auch noch zwei weitere Spiele auf sich warten. Doch Kreutzmann glaubte immer an die Möglichkeit der Rettung. Auch als das Team 6:24 Punkte hatte. „Ich war immer der Meinung, dass es, wenn es zum richtigen Zeitpunkt einen Aufwärtstrend gibt, klappt“, sagt Kreutzmann heute.
8:2 Punkte aus letzten Spielen
Nun ist Radis noch nicht gerettet. Doch das, was wohl nur Bodo Kreutzmann für möglich gehalten hat, das nämlich der TuS am letzten Spieltag sein Schicksal selbst in der Hand hat, ist bemerkenswert genug. Doch wie hat er es nun geschafft, eine tote Mannschaft binnen vier Monaten in die Situation zu bringen, sich selbst retten zu können? Bodo Kreutzmann mag die Frage nicht. Er weiß, dass die Radiser Verantwortlichen bei seiner Antwort genau aufpassen. „Ich sage es mal so, ich habe ein etwas anderes System implementiert. Die Deckung ist offensiver und wir wollen schnell nach vorn spielen“, so Kreutzmann. Und dann sagt er noch einen Satz, dessen Bedeutung wichtiger erscheint, als bloße spieltaktische Veränderungen: „Ich habe den Spielern das Gefühl gegeben, dass sie Fehler machen dürfen. Sie hatten immer den Kopf frei.“
8:2 Punkte hat Radis in den letzten fünf Spielen geholt, schlug Naumburg/Stößen, Freiberg, Ziegelheim und Apolda. Der Aufwärtstrend zum richtigen Zeitpunkt. Hätte Radis die Partie gegen Mitkonkurrent Hoyerswerda nicht verloren, sondern gewonnen, wäre der Klassenerhalt schon gesichert. So kommt es am Sonnabend zum Entscheidungsspiel gegen die HG 85 Köthen.
Bodo Kreutzmann wird sich während des Spiels am Sonnabend, das wie alle Spiele am letzten Spieltag um 19 Uhr beginnt, nicht über die Ergebnisse aus den anderen Hallen informieren lassen. Warum auch: Mit einem Sieg kann es dem TuS egal sein, was in Hoyerswerda und Ziegelheim passiert. Und auch bei einer Niederlage könnte es reichen.
Aufgrund der besonderen Situation glaubt Kreutzmann, dass auch gegen Köthen ein Sieg möglich ist. Die Sporthalle in Gräfenhainichen wird zum Bersten gefüllt sein. Die Radiser Fans zählen zu den lautstärksten der Liga. Und dann ist da eben Köthen zu Gast. Die launische Diva der Liga, die, wenn es um nichts mehr geht, gerne mal vom fünften Gang in den Leerlauf schaltet. Vor zwei Wochen verlor die HG in Ziegelheim. Das wird Radis nicht gefreut haben. Letzte Woche riss sich das Team zumindest in der zweiten Halbzeit zusammen, besiegte Hoyerswerda letztlich souverän. Die Spekulationen über „Anhalt-Hilfe“, wie sie im Internet vor allem von Ziegelheim-Fans geschürt werden, hat auch Bodo Kreutzmann mitbekommen. „Zu solchen Dingen äußere ich mich aber nicht“, sagt er.
Kreutzmann in Köthen ein Thema?
Andreas Auerbach, der Präsident der HG 85 Köthen, hat sich nach dem Sieg gegen Hoyerswerda sehr wohl zu dieser Debatte geäußert. „Natürlich sieht das nicht gut aus, wenn wir gegen Ziegelheim verlieren“, sagte er: „Aber man darf auch nicht vergessen, dass alle Mannschaften genug Spiele hatten, um die nötigen Punkte zu sammeln.“
Was er nicht beantworten konnte - oder wollte - war die Frage nach dem Trainer der HG 85 Köthen in der kommenden Saison. Vielleicht fragt er am Sonnabend, nach dem Spiel, mal bei Bodo Kreutzmann nach. Wenn er das Ziel Klassenerhalt erreicht hat. Kreutzmann wohnt in Köthen. Schon deshalb würde es passen. Er favorisiert eine offensive Deckung und schnelles Spiel nach vorn - auch das würde passen. Ob er schon darüber nachgedacht habe, in der kommenden Saison zur HG 85 Köthen zu gehen? „Das ist im Moment kein Thema“, sagt Bodo Kreutzmann.