Handball-Oberliga Handball-Oberliga: "Eine traumhafte Situation"

Köthen - Ondrej Masak war am gestrigen Sonntag vor allem durch eines aufgefallen: Sichere Siebenmeterwürfe. Und als Masak beim Stand von 24:25 aus Sicht seines Zwickauer HC an den Siebenmeterstrich ging, wirkte er genauso sicher, wie die dreimal zuvor. Der Zeitpunkt erhöhte freilich die Bedeutung. Die Schluss-Sirene war ertönt, es war klar: Trifft Masak, dann ist der Saisonauftakt der HG 85 Köthen versaut. Sebastian Loske hatte aber etwas dagegen. Der Köthener Torwart hatte eine solide Leistung abgeliefert. Die größte Tat hob er sich für den Schluss auf: Er hielt den Wurf von Masak und sicherte damit Köthen zwei Punkte.
Individuelle Glanztat war nötig
Loske ließ sich von seinen Mannschaftskollegen und dem Köthener Publikum, das zahlreich erschienen war (ca. 450 Zuschauer), feiern. „Das ist eine traumhafte Situation für einen Torhüter“, sagte Loske, „du kannst nur gewinnen.“ Dreimal zuvor hatte Ondrej Masak flach geworfen, Loske spekulierte beim vierten Versuch darauf, dass der Linkshänder seinem Wurfbild treu bleibt. Mit Erfolg.
Eine individuelle Glanztat hatte die Köthener Mannschaft im ersten Spiel in der Mitteldeutschen Oberliga nötig. Es war der erwartet schwere Beginn in eine Saison unter neuen Voraussetzungen. Neue Liga, unbekannte Gegner, viele neue Spieler, die mit den alten erst noch eine Einheit bilden müssen. „Wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht“, sagte Svajunas Kairis, mit fünf Toren einer der erfolgreichsten Köthener Werfer. In den ersten zehn Minuten zündete der Gastgeber ein Feuerwerk ab, traf achtmal. Die Variabilität bei den Abschlüssen war da, die HG 85 war von Außen, aus dem Rückraum, am Kreis und bei Kontern erfolgreich. Aber sie leistete sich auch viele technische Fehler. Zehn waren es in der ersten Halbzeit, auch deshalb war die Führung knapp (15:13).
Im zweiten Durchgang verlor das Spiel etwas an Reiz. Das Tempo war raus, Köthen hatte sich gut auf die Angriffsvarianten Zwickaus eingestellt und setzte sich peu à peu ab. Als es nach 46 Minuten 22:17 für die HG 85 stand, sah alles nach einem souveränen Heimsieg aus. Doch weit gefehlt. „Wir versäumen es, das Spiel zu einhundert Prozent zu entscheiden“, sagte Trainer Bodo Kreutzmann. Stattdessen warfen die Köthener Zwickaus Schlussmann Josef Pour berühmt.
Als Michael Hätterich in der 55. Minute zum 22:22 ausglich, ging das Zittern richtig los. Es brauchte individuelle Aktionen von Kairis und Edvinas Balciunas, sowie einen gut herausgespielten Angriff, den Rechtsaußen Christian Schöne verwertete, um 25:24 in Führung zu gehen. Stefan Luther hätte zehn Sekunden vor Schluss alles klar machen können, scheiterte aber frei vor Pour. Zwickau konterte und war frei durch, doch Köthens Kapitän Martin Lux entschied sich, den Gegenspieler regelwidrig und somit auf Kosten eines Siebenmeters zu stoppen, statt den freien Wurf zuzulassen. Es stellte sich als die richtige Entscheidung heraus.
Kairis küsst den Helden des Tages
Eigentlich wäre ja Chris Panhans dran gewesen, sich dem Siebenmeter Ondrej Masaks zu stellen. „Ich bin sauer, dass Stu drin geblieben ist“, sagte Köthens zweiter Torwart augenzwinkernd. „Köthen braucht die Spannung eben bis zum Schluss“, merkte Sebastian Loske lachend an. Nachdem er diesen Satz gesagt hatte, kam Svajunas Kairis auf ihn zu und küsste ihn auf die Stirn: „Den soll ich dir von meiner Frau geben“, sagte Kairis: „Du bist heute der Held.“
Die Erleichterung war greifbar, aber dass die HG 85 Köthen mit einem blauen Auge davon gekommen war, wussten alle. Stellvertretend sagte Kairis: „Wir haben gemerkt, dass Zwickau uns körperlich überlegen war. Und wir haben uns zu viele leichte Fehler erlaubt. Dass es trotzdem gereicht hat, ist sehr wichtig für uns.“ Am kommenden Sonnabend wartet beim Auswärtsspiel gegen den SV Plauen-Oberlosa der nächste Härtetest. (mz)


