Handball Handball: Die größte Barriere ist die Sprache
KÖTHEN/MZ. - Robin John kommt zu spät. Während sich die übrigen Spieler der HG 85 Köthen bereits erwärmen, hetzt der 17-jährige Leipziger in die Heinz-Fricke-Sporthalle. Doch John kann nichts dafür. Sein Zug kommt nicht früher an und vom Bahnhof bis zur Halle - Mannschaftsleiter Karsten Richter holte ihn ab - sind es ja auch noch ein paar Kilometer. Hastig zieht er sich in der Sporthalle um, da die Umkleidekabinen derzeit saniert werden. "Ich sehe die HG als Chance", sagt er, während er sich die Schuhe zubindet. "Dieser Schritt wird mich in meiner Entwicklung weiterbringen."
Was er von Köthen außer dem Bahnhof und der Halle kennt? "Nichts." Doch das wird sich in den kommenden Wochen ändern. Bekanntlich will die HG ja auch außerhalb des Feldes wieder mehr zusammenrücken. Das wird dem Teenie der Mannschaft bei der Integration helfen. Robin John ist mit einem Zweitspielrecht für die HG ausgestattet. Sein Heimatverein ist
die Handballakademie Leipzig / Delitzsch. Der Sportgymnasiast kommt in die Bachstadt, wenn handballspezifische Übungen auf dem Programm stehen. "Die Krafteinheiten mache ich in Leipzig", lässt er wissen.
Beim Zumba am vergangenen Freitag fehlte er aber aus einem anderen Grund. Mit seinem Leipziger Team, das in dieser Saison in der A-Jugend-Bundesliga spielt, weilte er in einem Trainingslager. "Ich habe aber schon gehört, dass es recht lustig zugegangen sein soll." Das konnte Robert Kreller bestätigen. "Das Zumba hat schon Spaß gemacht und wir hatten auch einiges zu Lachen", so der Rechtsaußen, "die 30 Minuten Bauchtraining im Anschluss waren aber zum Abgewöhnen." Die gemeinsame Übungseinheit mit dem HC Einheit Halle wurde gleich dazu genutzt, ein Testspiel für Mittwochabend auszumachen. "Das ist aber kein öffentliches Spiel", sagte HG-Trainer Ralf Stojan.
Der Test kommt für Stojan zur rechten Zeit. Er will sein Team endlich in Aktion sehen. Besonders wird ihm da auch die Leistungsfähigkeit von Andreas Dominikovic interessieren. Der Kroate trainiert seit zwei Wochen mit der Mannschaft. Die größte Barriere ist für ihn die Sprache: Dominikovic spricht weder Deutsch noch Englisch. Auf dem Spielfeld soll das aber kein Hindernis werden. "Mit Handzeichen und Aufmalen kriegen wir das schon hin", ist Stojan zuversichtlich. Und so ist Dominikovic beim Training nicht nur der Größte, sondern auch der Stillste. Auffällig sind seine langen Arme. Und seine Sprungkraft lässt nicht nur Stojan hoffen, dass er für mehr Durchschlagskraft aus dem Rückraum sorgen kann.
Dominikovic hält sich größtenteils im Hintergrund. Er ist aber sehr aufmerksam, beobachtet seine Teamkameraden genau. Auch deshalb läuft das Training flüssig ab. Er erfasst schnell, was in welcher Übung zu tun ist. Mit der Sprache, dass wird wohl ein hartes Stück Arbeit werden. In der letzten Saison spielte er in Österreich. Dort spricht man bekanntlich auch Deutsch. Vokabeln pauken stand aber nicht auf dem Trainingsplan.
Dass Dominikovic und John die letzten Neuzugänge der HG sind, ist nicht zu erwarten. HG-Präsident Andreas Auerbach ist seit einer Woche wieder aus dem Urlaub zurück und soll seither fleißig gesucht haben. Ob er fündig geworden ist, muss an dieser Stelle offen gelassen werden. Denn Auerbach ist seit Montag telefonisch nicht zu erreichen. Torwart Sebastian Loske hat einen Wunsch. "Wir brauchen noch einen starken Linkshänder im Rückraum." Kommt der, so glaubt Loske, ist mit der HG wieder zu rechnen. Mal sehen, wen Auerbach aus dem Hut zaubert.