Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Schmerzlicher Verlust für HG 85 Köthen

Köthen - Die siebte Minute hatte begonnen, Svajunas Kairis zog von der Mitte nach rechts, sprang ab und als er auf dem Boden landete und nicht sofort wieder aufstand, war klar, dass etwas passiert war. Kairis beschreibt das Gefühl, das er in seinem Oberschenkel hatte, mit diesen Worten: „Als hätte sich ein Ballon aufgeblasen und dann hat ihn einer mit einer Nadel zum Platzen gebracht.“ Als Kairis vom Feld humpelte, wussten seine Mitspieler, dass sie das Spiel ohne ihn würden beenden müssen.
Ausfall schwer zu kompensieren
Ein Spiel, das gerade erst begonnen hatte. Die Spieler der HG 85 Köthen taten ihr Bestes, um den Ausfall des Routiniers im Rückraum zu kompensieren. Dennoch verlor die Mannschaft das Derby gegen den Dessau-Roßlauer HV mit 18:20.
Die Köthener Heinz-Fricke-Halle war am Freitagabend ausverkauft. 736 zahlende Zuschauer sahen ein kampfbetontes, von den Abwehrreihen dominiertes Spiel. Nach dem Ausfall von Kairis hatte Köthen zunächst geführt (5:4, 16.). Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte vergab die HG aber nicht nur drei Siebenmeter, sondern ließ durch Ballverluste zu, dass der DRHV mit Kontern zu einfachen Toren kam.
„Wenn wir das besser lösen, führen wir zur Pause“, sagt Svajunas Kairis am Samstagnachmittag. Ihm geht es nicht gut, das gibt er unumwunden zu. „Ich habe Schmerzen“, sagt er. Es ist ein doppeltes Leiden. Da ist zum einen der körperliche Schmerz. Zum anderen jene Hilflosigkeit, die sich einstellt, wenn man weiß, dass man der Mannschaft nicht helfen kann. „Ich habe am Anfang gesehen, wo die Lücken in der Dessauer Deckung sind und bin da auch hingekommen“, erzählt Kairis: „Nach meiner Verletzung waren die Lücken immer noch da.“ Aber es war kein Spieler in der Lage, diese auszunutzen. „Der Wegfall von Svajunas Kairis ist grundsätzlich immer schwer zu kompensieren“, sagte Köthens Spielertrainer Steffen Fischer: „Aber wir haben das trotzdem gut gemacht. Ich hoffe, es hat jeder gesehen, dass wir unser Herz, unseren Körper, alles was wir haben, reingesteckt haben.“
Robert Kreller: „Was soll ich allgemein zu so einem Spiel sagen? Sch...! Mehr kann man da eigentlich nicht sagen. Wir haben ein paar freie Chancen weggelassen, aber Dessau auch. Stu (Köthens Torwart Sebastian Loske, Anm. d. Red.) hat sehr gut gehalten. Es war kämpferisch und in der Abwehr ein starke Leistung von uns. Dessau hat gut gekontert. Die Erkenntnis aus dem Spiel ist, dass wir eine 180-Grad-Drehung im Vergleich zum Northeim-Spiel gemacht haben, so wie es Martin Lux gesagt hat. Trotzdem ist so ein Ergebnis sehr ärgerlich.“
Paul Otto: (War ein Jahr beim DRHV, spielte aber aufgrund eines Kreuzbandrisses nicht, danach spielte er eine Saison bei der HG 85 Köthen und stieg in die 3. Liga auf. Heute lebt und spielt er in Berlin) „Ich habe mit meiner HG-Jacke ein Statement gesetzt. Es war ein kampfbetontes Spiel mit einer super Stimmung in der Halle. Ich hätte es Köthen gegönnt. Es war ein glücklicher Sieg für Dessau. Die frühe Verletzung von Svajunas Kairis hat eine sehr große Rolle gespielt. Auf den Schüsselpositionen hatte Dessau die besseren Alternativen.
Anders als gegen Northeim, war die Köthener Mannschaft voll da. Martin Lux, der nach Kairis’ Ausfall die Rolle des Aufbauspielers übernommen hatte, spielte stark. Sebastian Greß übernahm trotz seiner 19 Jahre viel Verantwortung. Er behielt vom Siebenmeterstrich als einziger die Nerven, erzielte insgesamt vier Tore und kreierte zudem einige sehr schöne Angriffe. „Er ist ein Talent“, findet Svajunas Kairis. Eines, das aufgrund der Verpflichtungen beim Erstverein SC DHfK Leipzig leider zu selten zum Köthener Kader gehört.
Erholung wichtiger als Pirna-Spiel
Svajunas Kairis hatte ab Mitte der ersten Halbzeit die Trainerrolle übernommen. Er gestikulierte, er rief aufs Feld - und stützte sich immer wieder ab, weil sein Bein wehtat. „Ich habe versucht, zu helfen“, sagt Kairis, der Trainer der ungeschlagenen A-Jugendmannschaft der HG 85 ist.
HG 85 Köthen 18 (7)
Dessau-Roßlauer HV 20 (11)
HG 85 Köthen: Sebastian Loske, Phil Döhler, René Uelsmann (5), Steffen Fischer (4), Sebastian Greß (4/2), Martin Lux (3), Robert Kreller (1), Florian Lampe (1), Tobias Bauske, Svajunas Kairis, Steven Just, Kevin Model, Max Ziemann
Dessau-Roßlauer HV: Christian Hoffmann, Federico Sincich, Marek Vanco (5), Radek Sliwka (5/2), Sebastian Donath (4), Lukas Krug (2), Robert Lux (2), Tomas Pavlicek (2/1), Franz Breu, Marco Hüls, Alexander Schenke, Daniel Schmidt, Christian Schöne
Siebenmeter:
HG 85 Köthen: 2/5
Dessau-Roßlauer HV: 3/5
Zeitstrafen:
HG 85 Köthen: 4
Dessau-Roßlauer HV: 6
(Rote Karte Schmidt, 3x2, 56.)
12. Spieltag
Es war nicht das einzige Sachsen-Anhalt-Derby am Freitagabend. In der Landeshauptstadt siegte die zweite Mannschaft des SC Magdeburg mit 25:18 gegen den SV Anhalt Bernburg. Zur Pause hatte die SCM-Reserve nur mit einem Tor geführt (10:9). Im zweiten Durchgang setzten sich die Gastgeber aber ab, führten nach 42 Minuten erstmals mit fünf Toren (17:12). Bester Werfer des Spiels war der Magdeburger Vincent Sohmann mit neun Treffern. Auf Seiten von Anhalt Bernburg traf Steffen Cieszynski mit acht Toren am häufigsten. Magdeburg ist Tabellenführer, Bernburg nun Achter.
Wahrscheinlich wird er in den nächsten Wochen hauptsächlich an der Seitenlinie und nicht auf dem Feld stehen. „Der Muskel muss sich erholen“, sagt er. Am Montag will er zum Arzt gehen. Der 34-Jährige geht davon aus, dass er zwei Wochen ausfallen wird. Das würde bedeuten, dass er mindestens das Spiel am kommenden Sonnabend gegen Lok Pirna verpasst. „Das nervt“, sagt er, „aber wir müssen das hinkriegen.“