1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Anhalt-Bitterfeld
  6. >
  7. Hallenfußball-Nachwuchs: Hallenfußball-Nachwuchs: Berliner holt die Bundesliga nach Sanderdsorf

Hallenfußball-Nachwuchs Hallenfußball-Nachwuchs: Berliner holt die Bundesliga nach Sanderdsorf

Von holger bär 11.12.2013, 10:23
Der FC St. Pauli (Braun) - hier im Duell mit dem VfL Wolfsburg - belegte am Ende den zweiten Platz.
Der FC St. Pauli (Braun) - hier im Duell mit dem VfL Wolfsburg - belegte am Ende den zweiten Platz. Bär Lizenz

sandersdorf/MZ - Sie hatten einfach nur Hunger, denn sie hatten einen langen Tag hinter sich. „Wo kann man hier noch etwas essen“, fragte Kerstin Hoffmann. Die Trainerin der U11 aus dem Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Nürnberg kam soeben mit ihrer Delegation und dem letztjährigen Bus der Bundesligaprofis aus Prag direkt an Sandersdorfs Sportgelände vorgefahren. In Tschechien spielte die U11 des Clubs bereits am Sonnabend ein Hallenturnier. Die etwas resolute 37-jährige Fränkin reiste mit leicht ausgelaugten Kindern nach 22 Uhr in Sandersdorf an, wo diese bereits von den Gasteltern erwartet wurden. Die Kindern wurden praktisch versorgt, doch wohin mit der hungrigen Betreuerschar?

„Die Gaststätten hier in Sandersdorf haben sicher noch auf, aber speisen wird man um diese Zeit nicht mehr können“, überlegte Stephan Kaldune nur kurz. „Wir könnten aber auf die A9 auf den Rasthof Köckern zu Burger King fahren“, so Sandersdorfs Turnierorganisator. Alles was Lust hatte, stieg also in den knallroten Luxusliner und es ging auf den Rasthof der nahen Autobahn. Dass dort nur noch das Bistro offen hatte, störte die hungrigen Mäuler nicht.

Auch straff fußballspielende Kinder stoßen irgendwann an ihre Grenzen. Für den 1. FC Nürnberg sollte es im starken Sandersdorfer Starterfeld am darauffolgenden Sonntag in der Vorrundengruppe B des U11-Mastersturniers hinter Gruppensieger Slask Wrolaw, dem BFC Dynamo und den Stuttgarter Kickers nur zu Platz vier reichen. In der späteren Euroleague kamen die Franken in der Endabrechnung schließlich auf Platz zwölf. Ein anderer strahlte hingegen am Ende des Tages und schloss damit einmal mehr den Fußballkreis. „Der im grünen Trikot mit der Nummer 22 ist meiner“, flüsterte Alexander Schulz bereits während den Spielen dem Sandersdorfer Kampfgericht ins Ohr.

Sein Sohn Marten stand beim Hauptstadtclub Hertha BSC zwischen den Pfosten und sollte später den dicken Wanderpokal des gefeierten Siegers stemmen. Schulz selbst wohnt heute mit sechsköpfiger Familie in Berlin Buch, schoss Union Sandersdorf als ehemaliger Wolfen-Nordler im Jahr 2001 in die Männer-Verbandsliga und sollte nach einer tollen Zeit bei Union später noch einmal für Rot-Weiß Thalheim auflaufen. „Marten kam von Empor Berlin zu uns“ verriet hingegen Peter Rhein.

Bundesligisten laufen in Sandersdorf auf

Rhein ist seit zwölf Jahren Betreuer im Hertha-Nachwuchs, organisiert deren Turniermarathon und kennt jeden Trainer und Betreuer der Bundesligavereine. Während die Berliner ihre Fühler ausstrecken und genau wie all die anderen großen Vereine die hoffnungsvollen Talente aufgrund ihrer Vormachtstellung praktisch nur einsammeln, öffnete Rhein den Sandersdorfern in diesem Jahr die Türen, um Teams wie den 1. FC Nürnberg, VfL Wolfsburg, die Stuttgarter Kickers oder den FC St. Pauli in den Landkreis zu holen. „Nur der U11-Eurocup in Elchingen bietet noch mehr. Ansonsten gibt es in diesem Alterssegment nichts vergleichbares zu Sandersdorf“, lobte der Berliner die Fürsorge und Durchführung in zwei modernen Sporthallen.

Während man bei Union Sandersdorf nach dem 2:1-Auftaktsieg gegen den VfL Wolfsburg starke Hoffnungen hegte in die Championsleague einzuziehen, mussten die Unioner gegen Dynamo Dresden (1:4) sowie den robusten späteren Finalisten FC St. Pauli (0:5) klein beigeben, landeten in der Euroleague und letztlich auf Platz vierzehn des sechzehnköpfigen Feldes.

Die SG Rot-Weiß Thalheim bekam sofort im ersten Auftritt die ganze Qualität der Gegnerschaft zu spüren, verlor gegen Hertha BSC mit 0:8, 1:3 gegen den HFC und 0:6 gegen Hansa Rostock. Auch für Rot-Weiß blieben nur die Euroleague und letztlich Platz sechzehn im gesamten Turnier. Denn man verlor dort den direkten Vergleich mit Union Sandersdorf mit 1:6.

Marten Schulz und Hertha BSC aber stemmten genau wie bereits im Februar zur Freude seines Vaters den Siegerpokal. Die Berliner wurden immer stärker, hatten mit Torben Rhein den Toptorschützen (10 Tore) in ihren Reihen und wieder mal diesen unbändigen Siegeswillen in den Augen. Bei Union tüftelt man hingegen bereits an der nächsten Auflage dieses Krachers. Und wer weiß, wer dann alles mit dem Profibus anreist.