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Fußball Fußball: Wechsel ohne Freigabe

Von christian kattner 01.02.2012, 19:23

bitterfeld/MZ. - Mit Tom Georgius und Chris Peters entschied man sich für zwei Akteure, die noch bis zum 14. August in Diensten der Sandersdorfer standen und dann den Verein in Richtung Wolfen (Peters) und Friedersdorf (Georgius) verließen.

Die Wechselfrist war zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits abgelaufen - beide wurden bei ihren neuen Vereinen mit Vertragsspielerverträgen ausgestattet, damit sie dennoch spielberechtigt waren. "Die Vereine umgehen damit eine Sperre und eine festgeschriebene Ablösesumme", sagt Wolfgang Lattauschke. Der Abteilungsleiter rückte nun in der Winterpause in den Fokus. Denn Union Sandersdorf muss als abgebender Verein vom vergangenen Sommer - trotz der Zwischenstationen in Wolfen und Friedersdorf - nun bei einem erneuten Wechsel die Freigabe erteilen. Das kann sowohl mit, als auch ohne Ablösezahlungen des von beiden angepeilten Vereins Pouch-Rösa erfolgen. Erteilt Union Sandersdorf in freier Entscheidung diese Freigabe nicht, dann kann der SV Pouch-Rösa beide jungen Kicker ebenfalls nur als Vertragsspieler binden. Diese Ablösesumme forderte Wolfgang Lattauschke nun ein, die Freigabe hatte er nicht erteilt. "Wir hatten Union Sandersdorf eine Entschädigung angeboten, aber die wurde abgelehnt", erzählt Michael Wittek, "weil wir ihnen jetzt einen Vertragsspielervertrag geben mussten, müssen wir tief in die Tasche greifen." Der Abteilungsleiter des aktuellen Kreisoberligaspitzenreiters kann das auch genau beziffern.

Nach DFB-Bundestagsbeschluss vom Oktober 2010 änderte sich die monatliche Mindestvergütung für Vertragsspieler. Sie stieg von einst 150 auf nun 250 Euro. Auf Anforderung des Fußballverbandes Sachsen-Anhalt (FSA) - wie das in den Vereinen gehandhabt wird, kann variieren - sind die steuerlichen und sozialversicherungsrechtlichen Abgaben während der kompletten Vertragslaufzeit lückenlos nachzuweisen. "Inklusive Berufsgenossenschaftsbeitrag müssen wir sechs Monate für jeden der beiden Spieler 330 Euro zahlen", so Wittek. Somit fallen knapp 4000 Euro für die Verpflichtung von Tom Georgius und Chris Peters an. Eine Summe, die Wittek nur mit zusätzlichen Sponsorenleistungen abfangen kann. Hört man diese Beträge, lässt sich auch schnell ausrechnen, was in anderen Vereinen über den Verlauf einer kompletten Saison zusammenkommt.

Mit 18 Vertragsspielern hat Union Sandersdorf dabei die meisten im Landkreis, nur einen weniger hatte der CFC Germania bis zum Ende der Hinrunde unter Vertrag, wie eine auf der Internetseite des FSA veröffentlichte Datei genau ausweist. Spricht man bei den Sandersdorfern allerdings zum Großteil über Verbandsligaspieler, so sind es beim CFC lediglich Akteure in der Landesklasse, selbst ein Spieler der zweiten Mannschaft (Kreisliga) wurde mit so einem Vertrag ausgestattet.

Nicht immer haben es in der Vergangenheit alle Vereine mit den Zahlungen so eng gesehen. Dem jeweiligen Spieler obliegt es jedoch, vom Verein nicht vereinbarungs- und gesetzesgemäß gezahlte Mindestvergütungen privat einzuklagen. In diesem Zusammenhang gibt es bereits genügend Beispiele, wo Spieler Recht zugesprochen bekamen und Vereine ihre Zahlungen nachträglich tätigen mussten. Eine Aufsichtpflicht seitens des FSA gibt es jedoch nicht.