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Familienunternehmen Wiedenmann Familienunternehmen Wiedenmann in Brehna: Für jede Gelegenheit das richtige Seil

Von Christine Färber 14.01.2017, 11:00
Produktionsmanager Michael Bauer (l.) und Mitarbeiter Phillip Ptak vorm Regal mit Rollen von Stahlseilen mit verschiedenen Durchmessern
Produktionsmanager Michael Bauer (l.) und Mitarbeiter Phillip Ptak vorm Regal mit Rollen von Stahlseilen mit verschiedenen Durchmessern André Kehrer

Brehna - Arbeiten ohne Netz und doppelten Boden? Niemals! Eben „…weil viel davon abhängt“, wie der Slogan des Unternehmens Wiedenmann, das in Brehna angesiedelt ist, lautet. Und das kann bei manchen Arbeiten auch ein Menschenleben sein.

Beispielsweise bei Leuten, die dort arbeiten, wo der Boden viele Meter unter ihren Füßen liegt. Bei Monteuren von Windrädern zum Beispiel, Fensterputzern und Spezialisten an Hochhausfassaden, Bergsteigern und anderen. Für sie liefert Wiedenmann die notwendige Sicherheitsausrüstung.

Und mehr noch - die Firma bietet ihnen auch Schulungen im eigenen Trainingscenter. Das neueste übrigens entsteht ganz in der Nähe - bei Leipzig. Hier werden auch Industriekletterer, Siloreiniger, Logistiker im Hochregallager und Arbeiter in anderen Gefahrenbereichen ausgebildet.

Sicherheit gewährleisten auch Zurrgurte, mit denen Ladung ordnungsgemäß befestigt wird oder Anschlagmittel und Hebezeuge, die eine Verbindung zwischen Last und Kranhaken herstellen. Auch diese Produkte kommen aus den Werkstätten von Wiedenmann.

Die Firmengeschichte beginnt vor über 200 Jahren mit Hanfseilen

Begonnen hatte alles schon vor 204 Jahren in Fürth mit der Fertigung von Hanfseilen. „Heute sind wir natürlich auf einem ganz anderen Level“, sagt Ralf Winkler. Er leitet seit vielen Jahren das Werk Brehna. „Die Welt hat sich weitergedreht. Für uns heißt das: neue Geschäftsfelder, weitere Niederlassungen und innovative Materialien.“

Die Niederlassung Brehna hat sich auf die Produktion von Rundschlingen aus Polyester spezialisiert. Mit deren Hilfe können Krane sperrige Gewichte bis weit über sechs Tonnen heben, wie Turbinen oder Lkw-Motoren, Maschinen, Pressen oder Autos. Ursula Schleif, die seit elf Jahren im Werk arbeitet, ist eine, die die Schlingen fertigt.

Zusammen mit zwei Näherinnen arbeitet sie hier in der Werkstatt. Und jede hat gut zu tun: Zurrgurte, Schlingen, Reparaturen.

Wiedenmann in Brehna: 90 Prozent der Aufträge sind spezielle Kundenwünsche

Qualität, das ist gerade hier oberstes Gebot. Jede Schlinge, jedes Band - alles ist mit einer eigenen Nummer versehen. So ist dokumentiert, wer welches Stück wann hergestellt hat.

Übrigens: 90 Prozent der Aufträge werden nach speziellem Wunsch der Kunden produziert. Und der spielt eine immer größere Rolle, nicht nur bei den Rundschlingen oder der Ladungssicherung. „Dadurch sind ganz neue Geschäftsfelder entstanden“, sagt Ralf Winkler.

Zum Beispiel eine Stahlmanufaktur, in der individuelle Werkstücke und Maschinen hergestellt werden - Krane, Krangabeln, Traversen, Hebevorrichtungen, Wendezangen und vieles mehr. „Gerade große Kunden wie Bayer, Porsche, BMW, Midewa - das sind nur einige, die auf unserer Referenzen-Liste stehen - setzen auf kompletten Lieferservice, vom kleinsten Haken bis zur 500-Tonnen-Presse.“

Echte Experten stehen für Sicherheit bei Wiedemann

Flaschenzüge, Kettengehänge, Elektrozüge, Sicherheitshaken, die bereits im Dienst waren liegen bei Manfred Rychlick in Regalen und harren hier der Sicherheitsüberprüfung. Der einstige Bergmann ist seit mehr als 20 Jahren bei Wiedenmann.

Den Schritt in das neue Metier, sagt er, habe er nie bereut. Weil die Arbeit handfest ist, abwechslungsreich und eben oft eine echte Herausforderung. Für das immer wiederkehrende Prüfen der Produkte übrigens, das zu den Dienstleistungen gehört, wurde ein spezielles Wartungs- und Instandhaltungs-Managementsystem entwickelt. Mit dieser Software lassen sich Zeit und Kosten für die Verwaltung von Geräten und Ausrüstung sparen.

Die Reihe der Entwicklungen, die aus den Büros und Werkstätten von Wiedenmann kommen, ließe sich fortsetzen. Ralf Winkler, Spezialist für Hebezeugtechnik, der vor über 20 Jahren bei Wiedenmann angeheuert hat, kann sich immer noch begeistern. „Man muss innovativ sein - das macht richtig Spaß“, sagt er. Und er berichtet von der Zusammenarbeit mit einer bekannten Firma in Berlin, die mit kleinen Dienstleistungen anfing und nun peu à peu mit weiteren Produkten ausgebaut wird.

„Unser Ziel ist es, nicht nur Standard-Bedarf zu decken, sondern auf individuelle Lösungen einzugehen.“ Und dass Wiedenmann dies kann, hat sich in der Branche herumgesprochen.

Ein wichtiger Mann im Vertriebsteam ist Nico Slansky, bei dem viele Anfragen landen. Die Bearbeitung ist oft „nicht ohne“. Slansky muss schon alles unter einen Hut kriegen - Zusammenhänge und Einsatzbereiche des jeweiligen Produktes kennen. „Es ist schon speziell“, sagt er. „Beratung und Verkauf - das ist genau mein Ding.“ (mz)

Im Jahr 1812 wird die Firma Wiedenmann in Fürth von Johann Friedrich Wiedenmann ins Leben gerufen. Das Kerngeschäft des Unternehmens ist damals die Herstellung von Hanfseilen, Erntegarben und Stricken.

1974 werden die Wiedenmann Seile GmbH und Niederlassungen in Würzburg und Marktsteft gegründet, 1993 folgt das Werk in Brehna. Mittlerweile hat das Unternehmen vier Standorte: in Brehna, Marktsteft, Nürnberg und Remscheid.

Bis 2016 hat sich die Angebotspalette auf insgesamt acht Geschäftsfelder erweitert. Dazu gehören unter anderem Anschlagmittel, Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz, Training, Werkzeughydraulik, Stahlmanufaktur, Hebezeuge, spezielle Software, Kran- und Hebetechnik, Kontrolle von Unfallverhütungs-Vorschriften und Reparaturen.

Eben weil viel davon abhängt, werden die Produkte akribisch geprüft: Wolfgang Kirchner an einem Prüfstand für Hebewerkzeuge.
Eben weil viel davon abhängt, werden die Produkte akribisch geprüft: Wolfgang Kirchner an einem Prüfstand für Hebewerkzeuge.
André Kehrer
Ein Drahtseil im Durchschnitt
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André Kehrer