Einsatz im Wald Einsatz im Wald bei Zerbst: Forstbetrieb und Feuerwehren proben den Ernstfall

Reuden - Ein Forstwirt wird bei Durchforstungsarbeiten in einem Kiefernwald von Stämmen überrollt und eingeklemmt. Zuvor war es an der Maschine zu einem Hydraulik-Leck gekommen und die Bäume hatten sich aus der Zange gelöst.
In der Folge entzündet sich trockener Nadelstreu, es kommt zu zwei Bränden in der Nähe des Unfalls. Beim Hilfeversuch wird ein weiterer Waldarbeiter unter einer Baumkrone begraben, ein Dritter steht unter Schock und irrt im Wald umher.
Dieses Szenario probten am Sonnabend der Forstbetrieb Anhalt mit Sitz in Dessau und der Landkreis Anhalt Bitterfeld bei einer großen Rettungsübung im Revier „Hoher Fläming“ bei Reuden nahe Zerbst.
Über 100 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren im Einsatz
Vor Ort waren über 100 Kräfte der Freiwilligen Feuerwehren aus Zerbst, Jerichower Land, Raguhn-Jeßnitz und Sandersdorf sowie Rettungskräfte des DRK. Hintergrund der Übung: Trotz Sicherheitsvorschriften kommt es immer wieder zu teils schweren Unfällen bei der Waldarbeit.
Der Forstbetrieb Anhalt umfasst eine Fläche von etwa 38.700 Hektar, ein Teil des Landesforstbetriebes Sachsen-Anhalt erstreckt sich auf Anhalt-Bitterfeld, Wittenberg, Dessau-Roßlau und teilweise die Landkreise Jerichower Land sowie den Salzlandkreis.
Angeregt wurde die Großübung von Christian Stahr. Die Übung dient ihm im Rahmen seiner Ausbildung zum Forstinspektor-Anwärter als Projektarbeit. „Als ich mit der Idee kam, stieß ich bei allen Verantwortlichen auf offene Ohren“, sagt Stahr.
Orientierung im Wald bereitete große Mühen
Am Samstag wird um 9.53 Uhr der Alarm ausgelöst. Bereits zehn Minuten später sind die ersten Wehren im Wald. Aber: nicht an der Unglücksstelle. Die Rettungskräfte haben Mühe, sich im dichten Nadelwald zu orientieren.
„Ein Waldbrand ist kilometerweit sichtbar. Doch sobald man in den Wald hinein fährt, sieht man nichts mehr“, sagt Heiko Bergfeld, Kreisbrandmeister von Anhalt-Bitterfeld und Einsatzleiter.
47 Minuten nach Alarmierung treffen die Rettungskräfte bei den Verletzten ein. „47 Minuten ist natürlich eine lange Zeit, besonders für die verletzten Personen“, zieht Jörg Amme vom Forstbetrieb Anhalt ein erstes Fazit. Und noch immer sind Suchtrupps der Feuerwehr unterwegs, um den umherirrenden Forstarbeiter zu finden.
„Ein Aspekt ist, dass die Kameraden doch große Mühe hatten, sich im Wald zu orientieren und den vermissten Forstarbeiter zu finden“, so Amme. „Es gibt auch die App ,Hilfe im Wald’ für das Smartphone.
So kann der Hilfesuchende, der sich vielleicht beim Pilzesuchen im Wald verirrt hat, direkt einen Notruf absetzen“, erklärt Wilhelm Uschmann, Leiter des Dessauer Forstbetriebes Anhalt. In der Leitstelle könne so der genaue Standort angezeigt werden und der Hilfesuchende zum nächsten Rettungspunkt gelotst werden.
Übung für die Einsatzkräfte notwendig, um Defizite zu entdecken
So ähnliche sollte es auch bei den Rettungskräften funktionieren. Die Leitstelle, die mittels GPS den Standort der Fahrzeuge kennt, dirigiert die Kräfte zu den Rettungspunkten, wo dann der Hilfesuche wartet und die Retter einweist. Hier zeigen sich bei der Großübung Probleme.
Dazu kommen immer wieder Funkausfälle - für Rettungskräfte teilweise eine große Herausforderung. Dennoch: Alle Verletzten werden gefunden und versorgt, der Brand wird gelöscht.
Die Organisatoren der Aktion sind zufrieden, auch wenn einige Defizite zutage getreten sind. „Genau deshalb sind solche Übungen enorm wichtig“, betont Amme. Der Forstbetrieb hatte einige Mitarbeiter mit Kameras in den Wald geschickt. Daraus wolle man eine Dokumentation zusammen schneiden, die als Lehrfilm dienen soll.
Kreisbrandmeister lobt gutes Zusammenspiel der Einsatzkräfte
Der Anhalt-Bitterfelder Kreisbrandmeister Bergfeld lobte: „Alle Kameraden waren hochmotiviert und voll bei der Sache. Auch das Zusammenspiel aller Kräfte hat geklappt.“ Jörg Amme fasste zusammen: „Auch für uns war die Übung sehr lehrreich.
So muss der Umgang mit den Rettungspunkten viel besser kommuniziert werden. Ein weiteres Thema ist die Wasserversorgung. Immerhin musste mehr als fünf Kilometer Schlauch verlegt werden.“ Dies werde in den nächsten Wochen ausgewertet, um effiziente Lösungen zu finden. (mz)
