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"Das war schon happig"  "Das war schon happig" : Präsidenten Seidig nach 15 Jahren seinen Hut

26.11.2015, 12:45
Siegfried Seidig kann auch weiter nicht ohne Handball leben, die Prioritäten haben sich aber geändert.
Siegfried Seidig kann auch weiter nicht ohne Handball leben, die Prioritäten haben sich aber geändert. archiv/kehrer Lizenz

Wolfen - Als sich die HSG Wolfen im Jahr 2000 gründete, wurde Siegfried Seidig zu ihrem ersten Präsidenten gewählt. Bis vor einem Monat bekleidete er dieses Amt, nahm aber nach 15 Jahren seinen Hut. Als Ehrenpräsident, der immer noch stimmberechtigt ist, bleibt er dem Verein allerdings erhalten. Während des Oma- und Opa-Tages hat Siegfried Seidig dennoch Zeit für ein Gespräch mit Christian Kattner gefunden.

Herr Seidig, wie geht es Ihnen?

Seidig: Ich habe jetzt mehr Zeit für meine Enkel. Jetzt gerade wird gebastelt, da ist es etwas ruhiger. Mir geht es also gut.

Warum haben Sie das Präsidentenamt abgegeben?

Seidig: Das hatte ich bei der letzten Wahl vor drei Jahren schon angekündigt. Ich habe gemerkt, dass meine Vereinsidee etwas überholt ist. Heutzutage spielen sich viele Dinge bei Facebook ab, eine Weihnachtsfeier findet nicht mehr so statt, wie ich das von früher kenne. Deshalb hatte ich das Gefühl, dass junge Leute die Vereinsarbeit übernehmen sollten. Erst wollte zwar keiner kandidieren und wir haben den Termin verschoben, aber dann hat alles sehr gut geklappt.

Nach dem Abstieg in die Handball-Verbandsliga wartet die erste Männermannschaft der HSG Wolfen weiter auf den Punktgewinn. Alle acht Saisonspiele in der Staffel Süd gingen bisher verloren, am Sonnabend wird der achte Anlauf genommen.

Beim Jessener SV trifft das Schlusslicht ab 17 Uhr auf einen Gegner, bei dem es durchaus mit dem ersten Punktgewinn in dieser Spielzeit klappen kann. Die Gastgeber haben bislang auch erst zwei Siege in acht Spielen holen können, diese gelangen allerdings jeweils in eigener Halle. Dort wurden Aufsteiger SG Kühnau II und Grün-Weiß Wittenberg/Piesteritz geschlagen.

Selbst mit einem Sieg wird die HSG Wolfen allerdings auf dem letzten Platz der Tabelle bleiben. Der Vor- und Drittletzte haben jeweils schon zwei Siege holen können.  (ck)

Was war der schönste Moment in Ihrer Amtszeit?

Seidig: Sehr schön war, dass ich bei der Wahl im Jahr 2000 einstimmig gewählt wurde und sich niemand gegen den neuen Verein entschieden hatte. Sportlich war es natürlich der erste Aufstieg in die Regionalliga im Jahr 2002. Das war sehr emotional, vor allem deshalb, weil das mit Spielern gelang, die auch Eigengewächse waren.

Neben schönen gibt es ja auch meistens die weniger schönen Momente. Was war Ihr traurigstes Erlebnis?

Seidig: Das war der zweite Abstieg. Eigentlich hatten wir da die Qualifikation für die eingeleisige 3. Liga verpasst und mussten dann in die Mitteldeutsche Oberliga. Da sind dann auch viele Sponsoren abgesprungen, mit denen wir eigentlich fest geplant und deren Hilfe wir auch benötigt hatten. Auch im Vorstand war das eine sehr schwierige Phase.

Welche Entscheidung ist Ihnen als Präsident besonders schwer gefallen?

Seidig: Als wir Harry Renner entlassen mussten. Er hatte unsere Mannschaft mit den ganzen Eigengewächsen in die Regionalliga geführt und dann lief es sportlich nicht mehr. Wir hatten bis dahin alles gemeinsam geschafft. Diese Entscheidung ist mir sehr schwer gefallen, das war schon happig.

Jetzt müssen solche Entscheidungen andere Leute treffen. Haben Sie Ihren Nachfolgern etwas empfohlen?

Seidig: Die Jugend- und Kinderarbeit muss unbedingt weitergeführt und teilweise wieder aufgebaut werden. Ich habe das irgendwann nicht mehr geschafft, vielleicht habe ich auch zu viel gemacht. Außerdem habe ich immer versucht, die Ehemaligen wieder einzubinden, das ist mir nicht ganz gelungen, aber das wäre wichtig.

Schaut sich Siegfried Seidig die Spiele der HSG Wolfen jetzt als Ehrenpräsident entspannter an?

Seidig: Die Spiele sind eigentlich immer noch ganz schön schlimm. Man hat zwar das Gefühl, dass es von Mal zu Mal besser wird, aber es passieren noch zu viele kleine Fehler. Aber außerhalb vom Spielfeld ist die große Verantwortung nicht mehr da. Das hatte mich an manchen Tagen ganz schön mitgenommen. Da gab es dann Anrufe, dass man noch gewisse Dinge erledigen muss, man musste bei bestimmten Terminen sein. Das ist jetzt ganz locker und entspannt für mich. Wenn jetzt etwas vom Finanzamt kommt, kann ich mich zurücklehnen.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der HSG Wolfen?

Seidig: Erst einmal ist es wichtig, dass der Aufwärtstrend in der Vereinsarbeit anhält. Sportlich soll es natürlich bei den Männern wieder besser laufen. Aber es ist wichtig, dass wir die Nachwuchsspieler halten können. Das kann die Zukunft des Vereins sein. (mz)