Boxen Boxen: Nach über 50 Jahren werden Anekdoten ausgepackt
WOLFEN/MZ. - Quer verstreut im ganzen Land sind die ehemaligen Boxer von Chemie Agfa Wolfen mittlerweile. Der Kontakt untereinander ist indes nie richtig abgerissen. "Nach über 50 Jahren haben wir uns in Wolfen noch einmal getroffen", erzählt Gerhard Heckel. Der 66-Jährige war selber jahrelang in Wolfen aktiv, sollte nach seinen Erfolgen im Nachwuchsbereichs sogar an die Sportschule delegiert werden. Ein Unfall und der dabei entstandene Wirbelsäulenschaden verhinderten dies jedoch.
Etwas mehr Glück in dieser Hinsicht hatte dagegen Hans Schmehl. "Es war eine Ehre für mich, dort zu boxen. So wie heute Bayern München im Fußball war damals Schwerin im Boxen", schaut der 70-Jährige gern zurück. Und hat nebenbei in dieser Zeit auch sein größtes privates Glück gefunden: seine Ehefrau. "Das war die schönste Zeit in meinem Leben", so Schmehl, "davon zehre ich noch heute." Noch immer ist er als Ringrichter bei Kämpfen auf deutscher Ebene im Einsatz. Doch ging es beim Treffen mit den ehemaligen Teamkollegen vorrangig um die Vergangenheit in Wolfen. "Der Verein war damals ein Begriff, insgesamt ein guter Durchschnitt und Zuträger für die großen Vereine", erinnert sich der Rentner.
Doch große Erfolge konnten auch die Wolfener feiern - im Jahr 1960 stellte der Verein seinen ersten DDR-Meister. Bis zur politischen Wende existierte der Verein und leistete bis zum Ende erfolgreiche Nachwuchsarbeit. "Das war das erste Mal, dass wird getroffen haben", freute sich Gerhard Heckel über das Wiedersehen mit den alten Weggefährten. Eingeladen waren über 30 ehemalige Boxer des Vereins, 25 erschienen letztlich. "Wir haben alte Anekdoten ausgetauscht", lächelt Heckel.
Auch wenn es sicherlich nicht immer einfach gewesen ist, so hatten er und der Rest der Wolfener Boxer eine schöne Zeit während ihrer Karriere. "So habe ich damals die DDR kennen gelernt", so Heckel. "Bei den Busfahrten haben wir immer gesungen", fügt Hans Schmehl mit einem Lächeln im Gesicht an, "wir waren natürlich alle Rabauken." Für sein Privatleben galt das allerdings nicht. Vor seiner Boxkarriere habe er sich nie geschlagen, auch im Ring war er weniger der begnadete Schläger, sondern viel mehr ein Boxer, der von seiner guten Technik lebte. Mit 17 Jahren stieß er ziemlich spät zu dem Sport, der sein Leben nachhaltig prägen sollte. "Hätte ich ein wenig früher angefangen, dann hätte es für mich durchaus höher hinaus gehen können", glaubt Schmehl.
Ein Jahr früher, als der heutige Dessauer, fing auch Gerhard Heckel in Wolfen an - allerdings im Alter von zehn Jahren. "Ich habe in Wolfen alles durchlaufen", schaut er zurück, "später kamen dann auch noch Trainingsgruppen aus Zörbig und Sandersdorf dazu." Der Verein wurde größer und auch die Erfolge stellten sich nach und nach ein. Erfolge, von denen die ehemaligen Boxer von Chemie Agfa Wolfen noch einmal gemeinsam schwärmten.