Badminton Badminton: 50 Jahre und lange nicht genug

Bobbau/MZ - Die Schläger hängen aufgereiht an einer Leine. Alte Holzschläger von früher, daneben damals modernere aus der ehemaligen Sowjetunion. Ein Turm aus Federballhüllen, Handtücher mit dem Vereinsemblem, selbstgenähte Schlägertaschen und zig Aktenordner. „Die über 150 Pokale und etliche Urkunden habe ich gar nicht mitgebracht“, erzählt Werner Bärwald. Die hätten zwar in die kleine Einfeldhalle in der Schenkstraße in Bobbau gepasst, dann wäre es mit dem Badmintonspielen aber schwierig geworden.
Ehrennadel für den Präsidenten
Der Badminton-Sport in Bobbau feierte am Sonnabend sein 50-Jähriges Jubiläum. Auch wenn erst seit 2003 unter dem Namen SV Anhalt Bobbau gespielt wird. Fast genauso lange, seit 47 Jahren, ist Werner Bärwald im Badminton, das zu DDR-Zeiten noch Federball genannt wurde, aktiv. Seit 46 Jahren ist er Vereinsmitglied. Da stand also geballte Bobbauer Badminton-Geschichte in der Halle. Bärwald, der nächstes Jahr 60 Jahre alt wird, hat viele kommen und gehen sehen. „Hier haben etliche Spieler das Handwerk gelernt, die später in der Regionalliga oder der 2. Bundesliga gespielt haben oder immer noch spielen“, erzählt der Abteilungsleiter.
Einige von ihnen fanden den Weg am Sonnabend zurück an die alte Wirkungsstätte. Denn dafür war die Jubiläumsfeier gedacht. Begegnungen, Erinnerungen, Gespräche - ein bunter Tag, der erst spätabends endete. Erhard Kohlschmidt war einer der ersten, der am Sonnabend bei den Feierlichkeiten erschien. „Ohne ihn hätte es wohl keinen SV Anhalt Bobbau gegeben“, sagt Werner Bärwald. Als der Gedanke im Jahr 2003 immer weiter gereift war, einen eigenen Verein zu gründen, suchte man einen Präsidenten. Bei der Gründungsversammlung erklärte sich Kohlschmidt, dessen Sportart eigentlich der Handball ist, bereit, das Amt zu bekleiden. Kohlschmidt gab das Lob aber schnell an Bärwald, der 1980 die Sektionsleitung übernahm, ab. „Ohne Werner und seine Frau gäbe es den Verein nicht“, so der Präsident. Mehrmals pro Woche Training, am Wochenende Veranstaltungen, die morgens um 9 Uhr beginnen und erst gegen Abend enden. „So einen Aufwand nimmt nicht jeder auf sich. Wir sind dankbar, einen wie Werner Bärwald zu haben“, so Kohlschmidt weiter.
Geehrt wurde dann aber doch der Präsident. Für seine zehnjährige Tätigkeit bekam er während der Feierlichkeiten die Ehrennadel in Bronze des Landessportbundes Sachsen-Anhalt überreicht.
Es wurde aber nicht nur geehrt und alte Geschichten erzählt. Sportlich betätigte man sich auch. Familienduelle, Chinesisch - in der kleinen Halle ging es hoch her. Des weiteren wurden Bilder von früher gezeigt. Unter anderem von Gerald Bärwald, dem Bruder von Werner, der 1973 in der Altersklasse 10/11 DDR-Meister im Doppel wurde.
In alten Erinnerungen schwelgen ist die eine Sache. Beim SV Anhalt Bobbau sind aber das Hier und Jetzt und vor allem die Zukunft gesichert. Der kleine Verein hat um die 70 Mitglieder. Und er ist erfolgreich. Erst 2012/13 nach einiger Pause erstmals wieder in den Spielbetrieb geschickt, wurde die O19 Landklassenmeister und stieg in die Landesliga, Sachsen-Anhalts höchste Spielklasse, auf.
Noch viele schöne Zeiten
Aber es gibt auch ein Problem beim SV Anhalt Bobbau, das alles andere als leicht zu lösen ist. Die kleine Einfeldhalle bietet zwar eine tolle Atmosphäre, ist bei vielen gegnerischen Mannschaften aber unbeliebt. Die Veranstaltungen dauerten zu lange, weil eben nur ein Spielfeld zur Verfügung stehe. „Optimal wären zwei Spielfelder“, sagt Präsident Erhard Kohlschmidt. Aber das zweite Spielfeld kann man sich nicht herzaubern. Für die kommende Landesligasaison hat der SV Anhalt Bobbau das OK vom Landesverband bekommen, die Heimspiele in gewohnter Spielstätte austragen zu dürfen. Sollte es aber noch höher gehen - und das ist auch das Ziel des Vereins - muss man sich nach anderen Möglichkeiten umsehen.
Doch das war am Sonnabend nur ein Randthema. Viel wichtiger war das Miteinander. Einer, der Werner Bärwald irgendwann einmal nachfolgen soll, ist Johannes Riehl. Der 24-Jährige IT-Elektroniker hilft jetzt schon beim Training und den Punktspielen am Wochenende. Er fand die passenden Worte im Rahmen der Jubiläumsfeier: „Die Zeit, die war, war schön. Die will man nicht missen. Aber es werden noch viele schöne Zeiten kommen.“