Landespolizei Sachsen-Anhalt Landespolizei Sachsen-Anhalt: Hubschrauber-Flotte ist museumsreif

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts Polizeihubschrauber-Flotte ist nur noch bedingt einsatzfähig. Aufgrund des Alters der drei Maschinen von mehr als 20 Jahren nehmen die Instandsetzungsintervalle und Ausfallzeiten massiv zu. „Über 100 Tage im Jahr steht jede der drei Maschinen am Boden“, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) auf Anfrage der MZ.
Erschwerend komme hinzu, dass die beiden eingesetzten Modelle der Typen BK 117 und BO 105 seit 15 Jahren nicht mehr gebaut werden. „Wir müssen Ersatzteile im Ausland einzeln anfertigen lassen, das ist sehr aufwändig und teuer“, sagte Stahlknecht. Im Extremfall stehe ein Hubschrauber ein Jahr, bevor er wieder eingesetzt werden könne. Um wenigstens eine der BK 117 einsatzfähig zu halten, werden bestimmte Teile zwischen den Maschinen getauscht.
Stahlknecht sieht damit das Risiko steigen, dass einmal im entscheidenden Fall nicht zwei Maschinen gleichzeitig einsetzbar sind. Etwa wenn im Norden des Landes eine Maschine für die Kontrolle bei Hochwasser eingesetzt wird und gleichzeitig das Spezialeinsatzkommando der Polizei (SEK) im Süden benötigt wird. „Wenn wir für eine Geiselnahme nicht das SEK einfliegen lassen können oder eine hilflose oder suizidgefährdete Person stirbt, weil wir sie im Wald nicht finden, wäre das eine sehr schlechte Botschaft“, sagt Stahlknecht. Er habe daher das Kabinett in Kenntnis gesetzt, dass es dringend zum Kauf von mindestens einem neuen Helikopter kommen müsse. Prinzipiell würde das Land zwei neue Maschinen benötigen, um die drei alten abzulösen. Neue Hubschrauber haben deutlich längere Wartungsintervalle und kürzere Standzeiten. Das hat freilich seinen Preis: Gut elf Millionen Euro kostet eine Maschine. Eine Summe, die die Landesregierung bislang angesichts des maroden Haushalts nicht ausgeben wollte - obwohl bereits Ex-Innenminister Holger Hövelmann (SPD) 2007 auf den Bedarf hingewiesen hatte. „Sicherheit hat nun einmal ihren Preis“, erklärte Stahlknecht - und hält die Neubeschaffung für unumgänglich. Den Verzicht auf die Hubschrauber-Staffel und die Vergabe der Leistungen an andere Bundesländer oder die Bundeswehr lehnt er ab.
Schleswig-Holstein etwa unterhält keine eigenen Polizei-Helikopter, sondern bedient sich für Einsätze der Marine. In Sachsen-Anhalt sei das über die Bundeswehr hingegen nicht machbar, so Stahlknecht. Und dass andere Bundesländer wie Niedersachsen aushelfen, gehe - anders als im Falle des Saarlandes oder Bremens - aufgrund der Größe Sachsen-Anhalts auch nicht: „Es gibt Einsatzlagen, die ohne eigene Hubschrauber nicht zu bewältigen sind.“