Balkon-Affäre im Landtag Kommentar: Ein abgehobener Präsident
Rein dienstlich will Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (CDU) an einem Samstagabend in seinem Büro gesessen haben. Viele Details deuten darauf hin, dass das nicht stimmen kann.

Magdeburg - Landtagspräsident Gunnar Schellenberger (CDU) scheint zunehmend den Kontakt zum normalen Leben zu verlieren.
Das gilt zum einen, weil er das Privileg seines Amtszimmers offenbar ausnutzte und sich hoch über den Köpfen der zahlenden Zuschauer einen erstklassigen und kostenlosen Blick auf Roland Kaiser verschaffte. Es gilt noch mehr, weil er allen Indizien zum Trotz daran festhält, seine Anwesenheit sei rein dienstlich motiviert gewesen. Je mehr Details bekannt werden, desto unwahrscheinlicher wirkt das.
Lesen Sie auch: Alkohol bei angeblicher Dienstberatung? Landtagspräsident Schellenberger gerät in Erklärungsnot
Zum einen: Welchen Grund könnte es für einen Landtagspräsidenten geben, sich an einem Samstagabend zu einer dienstlichen Beratung zu treffen – und zwar gerade dann, wenn direkt vor dem Landtag ein lautes Konzert kaum ein Gespräch zulässt? Und warum spendiert der Landtag trotz der ungewöhnlichen Uhrzeit nicht einmal ein Käsebrötchen und ein Glas Wasser – während offenbar privat beschaffter Alkohol konsumiert wird?
Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]
All das hat wenig mit dem zu tun, was ein normaler Bürger unter einem dienstlichen Treffen versteht. Schellenberger glaubt dennoch, er könne mit seiner Darstellung des Geschehens durchkommen. Das lässt nur einen Schluss zu: Der Präsident ist abgehoben. Die Frage ist, wie lange der Landtag ihm das durchgehen lässt.