Laien helfen aus Laien helfen aus: Der Pfarrer ohne Gehalt
Halle/MZ. - Seit einigen Tagen ist Lothar Tautz offiziell Pfarrer. Neuer Arbeitsort des 55-Jährigen ist die evangelische Pfarrgemeinde Teuchern im Landkreis Weißenfels, neue Bleibe das Pfarrhaus. In Zukunft wird Tautz in Teuchern taufen, Gottesdienste halten, predigen. Doch Geld bekommt er nicht für seine Arbeit. Lothar Tautz ist Pastor im Ehrenamt.
Sechs ehrenamtliche Geistliche gibt es inzwischen in Sachsen-Anhalt. Sie haben die Priesterausbildung durchlaufen, unterstützen hauptamtliche Pfarrer oder betreuen wie Tautz eine eigene Gemeinde. Die meisten üben zugleich einen anderen Beruf aus. Seit neun Jahren gibt es diese Art von Pastoren in der Kirchenprovinz Sachsen. "Viele Menschen haben eine theologische Ausbildung, sind aber in andere Berufe gegangen", sagt dazu Personaldezernent Christian Frühwald. "Die Kirche will ihnen ermöglichen, dennoch die Arbeit eines Pfarrer zu tun."
Auch Lothar Tautz hat es in einen anderen Beruf verschlagen. In der Landeszentrale für politische Bildung in Magdeburg organisiert er Fortbildungen für Lehrer. Seit Kurzem ist der 55-Jährige in Altersteilzeit, arbeitet jetzt nur noch auf halber Stelle. Für ihn auch eine Möglichkeit, an einen Beruf anzuknüpfen, den er früher ausgeübt hat: Zu DDR-Zeiten war er Pfarrer in Weißenfels. "Ich war immer gerne Pfarrer. Es waren einfach die Umstände der Wende, die mich nach Magdeburg geführt haben", erzählt er. Jetzt freue er sich wieder auf die Arbeit in der Seelsorge.
Auch Sabine Schmidt macht ehrenamtlich die Arbeit einer Pfarrerin. Sie hat keine eigene Gemeinde, sondern unterstützt in der evangelischen Gemeinde Lebien (Kreis Wittenberg) den Pfarrer. Ein komplettes Pfarramt dürfte sie nicht ausüben: "Ich habe nur ein Teilstudium der Theologie im Fernkurs gemacht", sagt sie. Taufen, Predigten oder Gottesdienste gehören zu ihren Aufgaben. Nicht aber die Verwaltungsarbeit eines Pfarrers. Die 46-Jährige arbeitet hauptberuflich als Krankenschwester - und hat sich mit ihrem Ehrenamt vor sechs Jahren eine Kindheitstraum erfüllt. "Ich bin sehr glücklich mit dieser Verbindung", sagt sie. Ihr Einsatz ist auch für die Kirche von Bedeutung: "Die evangelische Kirche in Ostdeutschland hat das Problem, dass viele Menschen abwandern", sagt Christian Frühwald. Rund zwei Prozent aller Mitglieder verliere die Kirche im Jahr auf diese Weise. Hatte die Kirchenprovinz Sachsen vor fünf Jahren noch rund 540 000 Mitglieder, sind es heute nur noch rund 510 000 (siehe auch "Sinkende Zahlen").
Die Folge: Viele Gemeinden sind alleine nicht mehr lebensfähig, werden zu größeren Gemeinden zusammengeschlossen. Das bedeutet aber auch mehr Arbeit für die Pfarrer. Ein Einsatzpunkt für Ehrenamtliche. "Natürlich sind Ehrenamtliche in der Kirche wichtig", sagt deshalb Christian Frühwald. Gerade in Zeiten sinkender Mitgliederzahlen leisteten freiwillige Helfer einen wichtigen Beitrag. "Am besten ist aber eine gesunde Mischung aus Haupt- und Ehrenamtlichen", sagt der Personaldezernent. So könne man in den Gemeinden oft auch ganz andere Akzente setzen.
Das hat auch Pfarrer Tautz in Teuchern vor. Literarische Abende hat er geplant, und zwölf besondere Feste im Jahr. Und natürlich Gottesdienste. "Wichtig ist, dass die Musik gut ist und die Themen die Leute ansprechen", sagt er. "Eine Predigt sollte auch gesellschaftspolitische Themen behandeln können." Da sei es passend, dass er hauptberuflich in der Landeszentrale für politische Bildung arbeite.
Und dieser Hauptberuf kommt bei ihm nach wie vor zuerst. "Meine Termine als Pfarrer richte ich nach meinem beruflichen Terminkalender", sagt er. "Aber ich denke, ich werde alle Aufgaben gut unter einen Hut bekommen."