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Kurze Kuschelzeit Kurze Kuschelzeit: «Lebende Weihnachtsgeschenke» landen im Tierheim

27.12.2001, 17:39

Magdeburg/dpa. - Erst sitzen sie in Käfigen unter demWeihnachtsbaum, dann sind sie Kuschelobjekte für viele Kinder und amEnde landen sie im Tierheim: «Lebende Weihnachtsgeschenke» wieHamster, Meerschweinchen, Zwergkaninchen oder Vögel sorgen in vielenFamilien Sachsen-Anhalts nur kurze Zeit für Spaß und Kurzweil. Dannwerden sie lästig, und so bereiten sich die Tierheime jetzt wie alleJahre wieder auf eine vermehrte Abgabe von Kleintieren, aber auchHunden oder Katzen vor.

«Anfang Januar erwarten wir mehr Tiere als sonst», sagte AndreasReichert vom Tierheim Magdeburg am Donnerstag der dpa. «Bei vielenneuen Tierbesitzern hört der Spaß ein, zwei Wochen nach demWeihnachtsfest langsam auf.» Auch Christina Zamzow vom Tierheim Halleweiß: «Die Eltern gehen wieder arbeiten, die Ferien sind vorbei, undschon geraten die Tiere auf das Abstellgleis.»

Oft hätten die Kinder ähnlich wie bei Spielzeug schon nach relativkurzer Zeit keine Lust mehr, sich mit den Vier- oder Zweibeinern zubeschäftigten, berichteten die Experten. «Über die Feiertage und demJahreswechsel ist das große Kuscheln angesagt», sagte Zamzow. «Dochwenn die Schule wieder anfängt, ist Schluss. Schließlich ist ein Tierkeine Puppe und macht eben auch viel Arbeit. Die Eltern schauen sichdas dann noch drei, vier Tage an, und dann wandern die Tiere insHeim.» Mitunter würden sie auch einfach ausgesetzt.

«Bevor man Tiere verschenkt, sollte man erst einmal richtignachdenken», rät Dagmar Günzel vom Tierheim Dessau. «Wer kümmert sichum welche Zeit um den Hamster, wer füttert ihn, wenn die BesitzerUrlaub machen?» Die betreffe im übrigen nicht nur Kleintiere, sondernauch Hunde und Katzen. «Viele Menschen verschenken Tiere einfachgedankenlos», kritisierte Zamzow.

Die finanziell oft nicht gerade üppig ausgestatteten Tierheimesind schon jetzt voll. In Halle ist zum Beispiel Platz für knapp 40Hunde, derzeit leben dort aber rund 50. In Magdeburg haben momentan130 Tiere eine Heimstatt, darunter 58 Hunde und 40 Katzen sowiediverse kleinere Vierbeiner. In Dessau miauen gar rund 150 Katzen imHeim, 35 Hunde warten auf ein neues Zuhause.

Während der Weihnachtstage und dem Jahreswechsel herrscht auch inTierheimen alljährlich besondere Stimmung. «Die Spendenbereitschaftist etwas höher als sonst, da gibt es schon mal das eine oder andereLeckerlie», berichtete Günzel. «Viele unserer Gäste sind wahreFeinschmecker.» Das bestätigte auch Reichert in Magdeburg. In Hallebrachte eine gute Seele frische Würstchen vom Fleischer in das Heim,andere gutes Dosenfutter und leckere Schweineohren.