Premiere in Berlin Morden mit Hallervorden
Der gebürtige Dessauer Dieter Hallervorden ist Teil eines spielfreudigen Trios in „Achtsam morden“ in Berlin: In der Komödie sucht ein Mafia-Anwalt die Work-Life-Balance.

Berlin/MZ. - Den ersten Szenen-Applaus gibt es, als er aus der Kulisse tritt: Dieter Hallervorden hat noch nicht einmal etwas gesagt oder getan – und das Publikum bei der Berliner Premiere von „Achtsam morden“ am Wochenende jubelt. Unter den gut 470 Zuschauern sind jede Menge Fans – und sie werden von dem gebürtigen Dessauer über gut 90 Minuten Spielzeit nicht enttäuscht.
Mafia-Anwalt steckt in der Klemme
Nur auf Hallervorden zu schauen, wäre aber nicht fair. In seinem Schlossparktheater in Berlin-Steglitz bilden mit ihm Ines Nieri und Mario Ramos ein spielfreudiges Trio. Die Krimikomödie ist die Bühnenfassung des gleichnamigen schwarzhumorigen Bestsellers. Die Geschichte ist schnell erzählt: Anwalt Björn Diemel (Ramos) steckt in der Klemme. Auf der einen Seite zerrt seine Arbeit an ihm, auf der anderen seine Familie. Da mag sich mancher wiederfinden, in des Anwalts Fall wird die Work-Life-Balance besonders erschwert, weil er Rechtsbeistand wirklich böser Buben der Organisierten Kriminalität ist, die besondere Anforderungen stellen. Ausweg aus der Klemme bietet ein Achtsamkeits-Coach (Hallervorden), der den gestressten Diemel mit sanftmütigen Ratschlägen, nervtötend-konditionierend begleitet von regelmäßigen Schlägen an die Kaffeetasse – Pling! – in die rechte Bahn lenken will. Das produziert eine Menge kurzweiliges Chaos und ordnet die Unterwelt neu, und wie der Titel andeutet, bekommt nicht jeder Figur die Achtsamkeit des Anwalts gut.

Das Darsteller-Trio gibt dabei buchstäblich alles. Ramos spielt neben der Hauptfigur drei weitere Rollen, Hallervorden zehn und Nieri elf. Ramos ist quasi dauerpräsent und ackert sichtlich. Wenn er Hallervorden zur Halbzeit mit den Worten „Ich glaub’, ich brauch’ eine Pause“ in die Arme sinkt, glaubt man das gerne. Wie der 88-jährige Hallervorden es indes hinbekommt, vom Gangsterboss bis zur Kanzleijungfer alles wegzuspielen, ohne sich zu verheddern, bleibt ein Rätsel.
Womit Hallervorden in Dessau auftritt
Ernsthafte Hinweise, wie man sich in der Klemme zwischen einem forderndem Beruf und einer fordernden Familie verhält, darf man nicht erwarten. Das Stück ist einfach ein rasanter Mordsspaß, der sich auf das Publikum überträgt. Drei dutzend Mal wird die Komödie im April und Mai in Berlin gegeben. Laut Hallervorden soll sie auch im Mitteldeutschen Theater in Dessau aufgeführt werden, wann ist noch offen. Am 8. und 9. Juni ist Hallervorden dort noch zu sehen in „Stationen eines Komödianten“.