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Women in Jazz Krachender Funk folgt Stimmwunder

Ein Doppelkonzert zeigt ganz unterschiedliche Musikerinnen beim Festival Women in Jazz.

Von Andreas Montag 12.05.2025, 09:02
Ida Nielsen, hier bei einem Konzert 2024 in Bern, war zu Gast in Halle.
Ida Nielsen, hier bei einem Konzert 2024 in Bern, war zu Gast in Halle. (Foto: Imago/Gonzales Photo)

Halle/MZ - Zum 20. Geburtstag darf’s auch mal ein bisschen mehr sein: An diesem Samstagabend bot das Festival „Women in Jazz“ in der halleschen Händel-Halle ein opulentes Doppelkonzert – bis kurz vor Mitternacht. Für einen Teil des Publikums zu üppig offenbar, viele Besucherinnen und Besucher waren nach dem gefeierten ersten Teil mit dem Stimmwunder Youn Sun Nah aus Südkorea schon aufgebrochen. Schade. Denn was Ida Nielsen & The Funkbots nach der Pause ablieferten, war ebenso fein, wenn auch auf andere, krachende Art.

Abend der Gegensätze

Einen Abend der Gegensätze hatte Ulf Herden, der Leiter und Gründer des halleschen JazzFestivals, versprochen: Die Stimme von Youn Sun Nah könnte einen geradezu hypnotisieren, bei Ida Nielsen und Band würde es dann etwas lauter zugehen. Beides traf zu. Dass Ida Nielsen, die bis zuletzt mit dem 2016 verstorbenen, genialen Klangartisten Prince spielte, und ihre drei Musikerkollegen zu vorgerückter Stunde ein Feuerwerk des Funk, Rap und Soul abbrennen würden, war eigentlich klar. Aber wenn man es dann live erlebt, haut einen die Energie der 1975 in Aarhus, Dänemark, geborenen Bassistin und Sängerin förmlich um.

Das hätte gerade auch für junge Leute ein Fest werden können. Immerhin hielt es einige der Junggebliebenen im Saal nicht auf den Stühlen. Der Rhythmus dieser Musik ist eine einzige Aufforderung zum Tanz. Gegen Ende des langen Abends hat sie der Gitarrist Oliver Engqvist noch persönlich überbracht und surfte mit seinem Instrument durch den Saal.

Bandbreite nimmt zu

Ist das alles nun aber noch Jazz? Die Frage nach dessen Bandbreite wird immer liberaler beantwortet, das Festival „Women in Jazz“ legt mit seiner 20-jährigen Geschichte selbst Zeugnis davon ab. Auch der Gesang der fabelhaften Youn Sun Nah ist ja eine fortwährende Grenzüberschreitung. Manchmal denkt man sogar an Oper dabei. Wenn sie das Lied „Killing Me Softly with His Song“, mit dem Roberta Flack berühmt wurde, singt und sich dabei auf einer Spieluhr begleitet, geht einem das Herz auf.

So, wie die Bass-Diva Ida Nielsen, die weltweit zu den besten ihres Fachs gehört, ihr Instrument eben nicht nur technisch perfekt, sondern auch aus vollem Herzen bearbeitet. Das habe sie von Prince gelernt, hat sie einmal gesagt. All that Jazz.