Filmfestpiele an der Croisette Die Altmark zeigt sich in Cannes
Der in Sachsen-Anhalt gedrehte Film „In die Sonne schauen“ eröffnet den Wettbewerb um die Goldene Palme.

Halle/Magdeburg/MZ - In Cannes, bemerkte jüngst ein Kritiker der Süddeutschen Zeitung, seien deutsche Filmemacher manchmal schwerer zu finden als ein vernünftiges Mittagessen unter 20 Euro. Der letzte Wettbewerbsbeitrag aus Deutschland im Rennen um die Goldene Palme war „Toni Erdmann“ von Maren Ade, und das war 2016. Bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes nun darf wieder gehofft werden: Mit „In die Sonne schauen“ (englischer Titel „Sound of Falling“) von Mascha Schilinski wurde der Wettbewerb am Mittwochabend eröffnet, er feierte dort zugleich seine Weltpremiere. Und er wurde mit lang anhaltendem Applaus bedacht.
Drehort Vierseithof
Besonders ist nicht nur, dass er von einer deutschen Regisseurin gedreht wurde, sondern auch der Ort seiner Entstehung: in der Altmark nämlich, im kleinen Dorf Neulingen im Landkreis Arendsee und in einigen anderen Dörfern der Gegend, auch an der Elbe nahe Havelberg. Der Film spielt in einem Vierseithof. Die Kamera betrachtet vier Mädchen und Frauen über ein Jahrhundert hinweg. Ihre Geschichten sind durch Zeitsprünge miteinander verwoben, und das so geschickt, dass die Grenzen zwischen den Figuren im Lauf der Handlung verschwimmen. Der Film ist ein Vier-Generationen-Porträt und zugleich ein Jahrhundertbild. Er wurde produziert von Network Movie Film- und Fernsehproduktion/Studio Zentral und dem ZDF – Das kleine Fernsehspiel. Gedreht wurde im Sommer 2023 in der Altmark an 34 Tagen. Die Crew inklusive aller Mitarbeiter umfasste 115 Leute; beteiligt waren zudem Komparsen aus der Region.
Drei Jahre Vorarbeit
Regisseurin Mascha Schilinski, die zugleich zusammen mit Louise Peter das Drehbuch geschrieben hat, war zuvor drei Jahre lang mit Recherchen beschäftigt. Das Drehbuch wurde bei der 73. Berlinale mit dem renommierten „Thomas-Strittmatter-Preis“ ausgezeichnet. Die Mitteldeutsche Medienförderung (MDM) hatte den Film mit 250.000 Euro unterstützt.
Mascha Schilinski, die 2017 mit dem Psychodrama „Die Tochter“ debütierte, gilt als eine der spannendsten Stimmen des jungen deutschen Kinos. Die Filmfestspiele von Cannes finden vom 13. bis 24. Mai statt.