Kriminalität Kriminalität: Vorläufige Festnahme von Stalkern ist jetzt möglich
Magdeburg/MZ. - Als zweites Bundesland nach Bremen hat die Polizei in Sachsen-Anhalt ein spezielles Konzept entwickelt, um Opfer von häuslicher Gewalt und so genanntem "Stalking" besser zu schützen. Mitte Oktober hat Innenminister Klaus Jeziorsky (CDU) eine entsprechende Verordnung erlassen. Die Polizei soll nun schon im Ansatz Gewalttaten verhindern können.
Anfang September hatte ein 53-Jähriger in Schönebeck seine von ihm getrennt lebende Frau erstochen. Nach dem Mord an der 41-Jährigen nahm sich der Täter das Leben. Erst bei den anschließenden Ermittlungen fanden Polizeibeamte heraus, dass der Mann dem Opfer monatelang nachgestellt hatte: Mehrmals soll er gedroht haben, die Frau und dann sich zu töten.
Solche Bluttaten hofft die Polizei künftig vermeiden zu können. Wenn die Nachstellungen penetrant und die Opfer bedroht werden, will die Polizei nun mit einem Bündel von Maßnahmen eingreifen. Zunächst suchen die Beamten die "Stalker" - meist ehemalige Ehe- oder Lebenspartner - auf und drohen Zwangsmittel an. Bleibt derjenige uneinsichtig und setzt seine Belästigung fort, gibt es mehrere Sanktionsmöglichkeiten.
Die Polizei kann dann Platzverweise und Kontaktverbote aussprechen und den Täter vorläufig festnehmen. Verfolgt der Stalker das Opfer etwa mit dem Auto, können die Beamten auch den Autoschlüssel einziehen.
Zudem darf die Polizei andere Behörden zu Maßnahmen auffordern: Die Unterbringung in einer Psychiatrie kann geprüft werden oder auch die Eignung zum Besitz von Führerschein und Waffenschein. Die Stalking-Opfer werden unterdessen auch von der Polizei beraten. Die Beamten vermitteln den Kontakt zu Anwälten und Opferschutzgruppen; auch gibt die Polizei Tipps, wie sich die Wohnung besser sichern lässt.
"Die Opfer sind nicht ohnmächtig, die Polizei kann jetzt eine Menge tun", betonte Matthias Schuppe, Sprecher des Innenministeriums. Es sei aber wichtig, dass sich Betroffene frühzeitig melden. "Dann, wenn die Nachstellung penetranter und Gewalt angedroht wird."