Kriminalität Kriminalität: Schrott-Diebstahl wird in Sachsen-Anhalt zum Problem
Halle/dpa. - «Wenn große Mengen gestohlen werden, dann kann es nur organisierteBandenkriminalität sein», sagte der Geschäftsführer derBundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- undEntsorgungsunternehmen (Düsseldorf), Ulrich Leuning. Die Beute werdein diesen Fällen meist hinter der Grenze verkauft. Es gebe aber auchFamilienclans, die große erbeutete Mengen teilen und dann zuverschiedenen Schrotthändlern bringen. «In diesem Fall ist es für dieRecyclingunternehmen schwer, herauszufinden, ob das gestohlen wurde»,sagte Leuning.
Das Landeskriminalamt hat in Sachsen-Anhalt im Vorjahr 76 Fällevon Buntmetalldiebstahl registriert. 2004 waren es 69 Fälle, sagteSprecher Klaus-Peter Knobloch. Während vor der Wende eine Pflicht fürdie Schrotthändler bestand, sich die Personalien ihrer Kundenaufzuschreiben, ist das heute eine freiwillige Angelegenheit.
In Halle stehen derzeit drei Männer vor Gericht, die ganzeStreckenabschnitte der Bahn zwischen Niemberg und Hohenthurm(Saalkreis) sowie Halle-Dölau und Fienstedt demontiert und anSchrotthändler verkauft haben sollen. Der Schaden beträgt rund 48 000Euro. Außerdem sollen sie im Gewerbepark in Halle-Trotha 20Aluminium-Rolltore im Wert von 20 000 Euro ausgebaut und gestohlenhaben. Juristisch geht es laut Staatsanwaltschaft Halle um besondersschweren Diebstahl in 46 Fällen.
Auch in Magdeburg sorgen die Schrott-Diebe für großen Schaden.Erst vor wenigen Tagen wurden in der Landeshauptstadt 37 Gullydeckelngestohlen, der Schaden beträgt etwa 6000 Euro. «Einige Gullydeckelsind schon angeschweißt worden, aber das ist eine sehr teure Lösung.Die Deckel werden meist auf wenig befahrenen Straßen inGewerbegebieten gestohlen», sagte Stadt-Sprecherin Cornelia Poenicke.Um Abhilfe zu schaffen hofft die Stadt, dass die Hersteller vonGullydeckeln intelligente Lösungen anbieten. «Abschließbare Gully-Deckeln wären eine Möglichkeit», sagte Poenicke. Allein in Magdeburggibt es etwa 20 000 Gullydeckel und 10 000 Kanalschachtabdeckungen.
«Schrott wurde immer schon gestohlen, mitunter waren die Leutesogar froh, das die Sachen weggeholt wurden, nur früher war Schrottnicht so viel wert wie heute. Deshalb werden die Sachen andersverfolgt», sagte ein Altmetallhändler, der anonym bleiben möchte.
Die Stahlwerke, die das Altmetall wieder verarbeiten, zahlten füreine Tonne Altschrott im Januar diesen Jahres 161 Euro und im März185 Euro. Das Geschäft mit Messing und Kupfer ist noch lukrativer.Der Preis für 100 Kilogramm Messingschrott stieg zwischen Februar2005 und Februar 2006 von 125 auf 260 Euro. 100 KilogrammKupferdrahtschrott brachten im Februar vergangenen Jahres rund 230Euro ein, ein Jahr später rund 385 Euro.