Kriminalität Kriminalität: Mutter steht wegen Tötung ihres Babys vor Gericht
Halle/dpa. - Ein von seiner Mutter nach eigenem Geständnis unter einem Laubhaufen in Halle verscharrte Neugeborene hat laut Gutachten noch mehrere Stunden gelebt. Das Baby sei lebend zur Weltgekommen. Die Leiche wies keine Anzeichen äußerer Gewaltanwendung auf, sagte der rechtsmedizinische Gutachter am Dienstag vor dem Landgericht Halle im Totschlags-Prozess gegen die 27-jährige Frau.
Die Angeklagte hatte zugegeben, dass sie ihr Baby am 4. November2001 auf dem Hof eines Universitätsinstitutes zur Welt brachte undunter Laub versteckte. Sie hatte Angst, eine Umschulung unterbrechenzu müssen. Die Leiche des kleinen Jungen wurde erst am 27. Novemberzufällig von einem Wachmann entdeckt. Der Gerichtsmediziner sagte,das Kind habe noch vier bis sechs Stunden gelebt. Er könneallerdings keine Angaben dazu machen, innerhalb welcher Frist dasKind noch hätte gerettet werden können.
Die Angeklagte folgte den Ausführungen des Mediziners unbewegt.Ihr 37-jähriger Lebensgefährte berief sich vor Gericht auf seinAussageverweigerungsrecht als Verlobter. Das Paar, das bereits einenachtjährigen Sohn hat, gab an, sich am Muttertag verlobt zu haben,während die junge Frau zeitweise wegen des Totschlagsvorwurfs inUntersuchungshaft saß. Das Gericht hatte erhebliche Zweifel daran,dass es tatsächlich eine Verlobung gewesen ist. Auf die Frage desRichters, wann denn geheiratet werde, sagte der selbstständigeMaurer: «Wenn wir das hier hinter uns haben.» Er musste auf seineAngaben zur Verlobung einen Eid ablegen.
Derzeit macht die Angeklagte erneut eine Umschulung zurBürokauffrau. Sie lebt mit ihrem Partner, dem Sohn und derSchwiegermutter in einem Siedlungshaus.