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Kreuzworträtsel-Fall Kreuzworträtsel-Fall: Mörder starb 32 Jahre nach Verschwinden des Opfers

Von Katrin Löwe 12.02.2013, 14:19
In einem Koffer hat Matthias S. 1981 die Leiche des Siebenjährigen aus einem Zug geworfen - eingewickelt in alte Zeitungen. Das Foto stammt aus einem Fernsehbericht über den Mordfall.
In einem Koffer hat Matthias S. 1981 die Leiche des Siebenjährigen aus einem Zug geworfen - eingewickelt in alte Zeitungen. Das Foto stammt aus einem Fernsehbericht über den Mordfall. WDR Lizenz

Magdeburg/MZ - Unter Ermittlern hat es sich in Windeseile herumgesprochen: Der Mann, der 1981 den kleinen Lars B. in Halle-Neustadt umgebracht hat, soll tot sein. Gestorben nicht in Thüringen, wohin er angeblich 1999 nach seiner Entlassung aus Haft und Psychiatrie gezogen sein soll, sondern in Magdeburg. Gestorben ausgerechnet an einem 15. Januar. Es ist ein Datum, dass sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des „Kreuzworträtsel-Mordes“ zieht.
Am 15. Januar vor 32 Jahren starb der siebenjährige Lars. Ein zierlicher Junge mit nackenlangem blonden Haar, der einen Kinofilm sehen wollte, dann aber von seinem Mörder weggelockt wurde. Tage nach seinem Verschwinden wurde die Leiche in einem Koffer an der Bahnstrecke Halle-Leipzig gefunden. Über ein Kreuzworträtsel kam die Polizei nach Monaten Matthias S. (18) auf die Spur.
Der Mord, sagte ein Ermittler später, habe „viele Biografien zerstört“. Auch die von Lars’ Vater. Die Trennung von seiner Frau, Alkohol - der Mann tauchte nach der Wende regelmäßig in der Bahnhofsmission auf. Aus dem Leben geworfen durch ein furchtbares Verbrechen. Er starb am 15. Januar 1994, dem 13. Todestag seines Sohnes.
Und nun Matthias S.? Er soll am 15. Januar dieses Jahres nach langer Krankheit verstorben sein - wie es heißt an Krebs. Offiziell bestätigen will die Staatsanwaltschaft das nicht. Geburtsdatum und -name stimmen nach MZ-Informationen mit dem Kreuzworträtsel-Mörder überein. Ein Zufall? „Wir wollen erst sicher sein und prüfen das“, so Staatsanwalt Klaus Wiechmann.
Handelt es sich bei dem Toten von Magdeburg tatsächlich um den damaligen Täter, hätte der Mann, dem Gerichte nach dem Mord eine sadistische Neigung gegenüber Jungen attestierten und der selbst zehn Jahre später von homosexuellen Beziehungen im Gefängnis berichtete, doch noch eine Familie gehabt. Hätte unter dem Namen seiner Frau und deren Sohnes gelebt.
Zugleich würden sich dann weitere Fragen auftun. Was wusste der Erfurter Sutton-Verlag, als er Anfang Februar das inzwischen stark umstrittene Buch von Kerstin Apel herausbrachte? Die damalige Freundin des Täters hat darin erstmals berichtet, bei dem Mord an Lars B. in der Wohnung gewesen zu sein und auch aus Angst vor ihrem Freund geschwiegen zu haben. Einen Zusammenhang von Veröffentlichung und Todesfall in Magdeburg weist der Verlag indes von sich. Das Buch sei bereits im Herbst beim Handel angemeldet worden und stehe auf der im Dezember verschickten Verlagsvorschau, so ein Sprecher. Inzwischen hat es so viel Empörung ausgelöst, dass der Verlag am Montag alle Lesungen mit Apel wegen Drohungen abgesagt hat. Dass das Thema Emotionen wecke, sei allen bewusst gewesen - „von der Intensität waren wir aber überrascht“, hieß es.
Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit, ob sich die Buchautorin damals der Mittäterschaft oder Beihilfe am Mord von Lars B. schuldig gemacht hat. Ein Verfahren, das auch durch den Tod des einzigen Augenzeugen, sprich des Täters, „kein jähes Ende finden würde“, wie Wiechmann sagt. Aber vermutlich auch nicht einfacher wird.