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Kosten im Studium Kosten im Studium: Wie teuer ist das Studentenleben?

Von Cornelia Fuhrmann 09.05.2014, 10:10
Jeder Zettel steht für einen Kostenfaktor. Zusammen ergeben sie die Summe, die Student Bernd Schräber jeden Monat ausgibt.
Jeder Zettel steht für einen Kostenfaktor. Zusammen ergeben sie die Summe, die Student Bernd Schräber jeden Monat ausgibt. Andreas Stedtler Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Um zehn Euro auf 60 Euro hat sich der Beitrag für das hallesche und das Magdeburger Studentenwerk erhöht. Die Wohnheimmiete in Halle stieg um durchschnittlich 25 Euro. Das Mensa-Essen im halleschen Studentenwerksbereich, der auch Merseburg, Köthen, Dessau und Bernburg umfasst, wurde teurer. Und das gerade beschlossene Vollticket für den Bereich des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes schlägt ab dem Wintersemester mit 99 Euro zu Buche. Dem entgegen stehen 670 Euro. Das ist der Höchstsatz, den das Bundesausbildungsförderungsgesetz (Bafög) pro Monat für Studenten vorsieht, sofern sie überhaupt Anspruch darauf haben. Und überall in Deutschland - egal, ob in teuren Städten wie Hamburg oder München oder in günstigeren Wohngegenden - ist der Betrag gleich.

Bernd Schräber, Masterstudent für Ernährungswissenschaften an der Universität Halle, erhält anteilig Bafög - derzeit 306 Euro. „Mit meinen Eltern habe ich mich darauf geeinigt, dass sie in etwa die Differenz zum Bafög-Höchstsatz zahlen“, sagt er. So, dass er pro Monat etwa 650 Euro zur Verfügung hätte. Und sich damit ziemlich einschränken müsste. „650 Euro funktioniert nicht“, sagt der 29-Jährige. Er habe es durchgerechnet und benötige etwa 900 Euro - ein Betrag, der sicher nicht exemplarisch für alle Studenten steht. Für die MZ hat er seine monatlichen Kosten einmal aufgeschlüsselt.

Warmmiete und Internet

Allein 360 Euro bezahlt er an Warmmiete für seine 1,5-Zimmer-Wohnung in Halle-Nietleben. Die hat er sich wegen der Nähe zum Campus Heide-Süd, wo er studiert, ausgesucht. Und weil er sagt, dass er den Rückzugsraum für sich brauche. Das sei ihm die höhere Miete gegenüber einem Einzelzimmer im Studentenwohnheim (am Weinberg-Campus zwischen 153 und 200 Euro) wert. „Meine Eltern haben meine Wohnungswahl verstanden. Sie wissen, dass Wohnheim oder Wohngemeinschaft nichts für mich sind.“ In der Miete sind die Kosten für Wasser und Heizung enthalten.

Blieben 290 Euro monatlich übrig, um alle weiteren notwendigen Ausgaben zu bestreiten. Viel zu wenig, denn die liegen bei Bernd Schräber im Durchschnitt bei rund 500 Euro. Der kleinste Posten sind dabei 20 Euro für Strom. „Bei mir sind Fernseher und Laptop nie gleichzeitig an“, erklärt er. Außerdem gebe es keine Geräte außer seinem Wecker, die auf Stand-by bleiben und Strom verbrauchen würden.

27 Euro bezahlt Bernd Schräber für Internet und weitere 25 Euro für sein Handy, sein einziges Telefon. Von der Rundfunkgebühr ist er befreit - nicht, weil er Student ist, sondern als Bafög-Empfänger. Für Versicherungen wie die Hausrat, Lebensversicherung, Vorsorge sowie einen kleinen Sparbetrag werden jeden Monat rund 100 Euro fällig.

Lebensmittel, Kleidung und Versicherungen

Hinzu kommen 120 Euro für Lebensmittel. „Ich ernähre mich gern gesund. Zuhause gibt es wenig Fleisch, dafür viel Obst, Gemüse und Milchprodukte. Außerdem trinke ich hauptsächlich Tee und Wasser. Und drei Mahlzeiten am Tag sind mir wichtig“, sagt der Ernährungswissenschaftler. Er nutze nur selten die Mensa (Essen zwischen 1,50 und 2,90 Euro), sondern nehme sich etwas mit. „Ich koche mittlerweile sehr gern selber“, sagt er.

50 Euro veranschlagt der Student pauschal im Monat für Kleidung und Hygieneartikel. Diese Sachen kaufe er aber nicht jeden Monat, dafür aber auch mal teurere Artikel. Für seinen Studienbedarf wie Fachliteratur, Stifte, Blöcke oder Kopien gibt er zirka 70 Euro aus. „Ich überlege mir aber vorher genau, welche Bücher ich brauche und kaufe nur die, in die ich auch später noch mal reinschaue“, sagt Schräber.

Ein Posten, der ihn ärgere, sei seine Krankenversicherung, sagt er. 87 Euro werden jeden Monat fällig, weil er aufgrund einer abgeschlossenen Lehre in der Systemgastronomie und danach folgender Arbeitstätigkeit nicht mehr familienversichert ist. „Das sind Fixkosten, die nicht unerheblich sind. Für Leute, denen es so geht wie mir, würde ich mir flexiblere Tarife wünschen“, sagt er.

Bücher, CDs und DVDs

„Vielleicht leiste ich mir auch mehr als andere“, sagt der gebürtige Dresdner. Denn er lese gern, möge Musik und Filme. Für Bücher, CDs und DVDs gibt er etwa 40 Euro im Monat aus. Und einen weiteren „Luxus“ leistet er sich: 20 Euro im Monat fürs Fitness-Studio. „Gewichte stemmen ist gut für mich, obwohl ich eher der Ausdauertyp bin“, sagt der begeisterte Wintersportler. Aber um sich diese Ausgaben leisten zu können, gehe er zusätzlich arbeiten. „Ich arbeite generell gern und könnte nicht nur studieren“, sagt er. Die Freiräume hat er sich geschaffen, indem er sein Studium und den Aufwand dafür gut einteilt. Seit dem dritten Semester in seinem vorangegangenen Bachelor-Studium habe er erst in einem Baumarkt an der Kasse gearbeitet. Seit kurzem hat er einen Bürojob mit 40 Stunden im Monat an der Uni-Klinik. „Ich erhoffe mir etwa 350 Euro zusätzlich pro Monat“, rechnet der Student. Außerdem sei er nicht der Partygänger und spare sich das Geld. „Man trifft mich abends selten in Clubs, ich bin auch eher ein Tagmensch.“

Zudem hat er sein Auto abgeschafft, das ihn monatlich mit Steuern, Versicherung und Benzin etwa 150 Euro gekostet hat und das er sich wegen seiner Lehre zugelegt hatte. „Von einem eigenen Auto kann ich nur abraten, das ist eine Geldvernichtungsmaschine“, sagt er. Stattdessen erledigt er alles - bei Wind und Wetter - mit dem Fahrrad und hat sich eine Bahncard zugelegt. So wie sein finanzieller Stand sei, sei es gut, sagt er.

Und eine Hoffnung hat sich erfüllt - die nach einem Semesterticket für das gesamte Gebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV). Von den halleschen Studenten, die sich an der Abstimmung darüber beteiligt hatten, waren rund zwei Drittel dafür. So kommen auf Bernd Schräber bald jedes Semester, also einmal im halben Jahr, Kosten von etwa 170 Euro hinzu: für Studentenwerksbeitrag (60 Euro), Studierendenschaft (7,50 Euro) und das Semesterticket von zunächst 99 Euro. Dieses Sommersemester sind es noch 85,50 Euro im günstigsten Fall - da gilt das Semesterticket jedoch nur in Halle und nur ab 19 Uhr sowie am Wochenende.