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Konjunkturprogramm Konjunkturprogramm: Abwrackprämie - der große Ansturm ist vorbei

Von ALEXANDER SCHIERHOLZ 05.04.2009, 17:26

HALLE/MZ. - Für die im Verkaufsraum ausgestellten Neuwagen interessiert sich nur eine junge Frau, die gerade mit kritischem Blick den Kofferraum eines knallroten Ford Ka begutachtet. Ausreichend für Einkäufe und Schultaschen? Zurzeit fährt sie einen großen Renault-Kombi. Zwölf Jahre alt. Ein Kandidat für die Abwrackprämie. Die Frau ist die einzige Kundin, die an diesem Vormittag damit liebäugelt.

Der Ansturm auf das Geld vom Staat bei Verschrottung eines mindestens neun Jahre alten Autos und Kauf eines neuen - er ist vorbei. "Die Kurzentschlossenen sind alle durch", sagt Volker Ciesiolka, Vorsitzender der Geschäftsführung von PS Union. Daran, dass die derzeitige Diskussion über eine Auffüllung des Prämientopfes für neuen Schwung sorge, glaubt man

im Handel nicht. Im Gegenteil: "Bleibt die Prämie wie sie ist? Wird sie verringert? Das sorgt bei den Kunden für Verunsicherung", meint Torsten Münch, stellvertretender Verkaufsleiter für die Marke Hyundai bei PS Union.

Zum Beispiel Annett Biedermann. Am westlichen Ende von Halle-Neustadt sitzt die junge Hallenserin in einem kleinen Büro im Autohaus Mundt und lässt sich ein Angebot machen: ihr elf Jahre alter Ford Escort gegen einen nagelneuen Opel. Einschließlich Abwrackprämie. Bekannte und Freunde hätten das Geld schon kassiert, erzählt sie, davon habe sie sich anstecken lassen. Aber jetzt sagt sie mit Blick auf die Debatte im fernen Berlin: "Man weiß gar nicht so richtig, woran man ist."

PS-Union-Chef Ciesiolka nennt das "positive Verunsicherung": "Dass es weniger Geld geben könnte, übt auf die Kunden natürlich einen gewissen Druck aus." Sicher scheint nach jetzigem Stand zu sein, dass es die Prämie in ihrer bisherigen Höhe von 2 500 Euro noch bis Ende Mai gibt - falls bis dahin ein entsprechender Antrag beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle vorliegt. Ciesiolka rät deshalb: "Wer davon profitieren will, sollte nicht warten, sondern jetzt den Antrag stellen."

Falk Kirsche rät das auch. Und dennoch mag der Verkaufsleiter von Opel-Mundt nicht so recht an diese Frist glauben. "Solange ich das nicht schriftlich habe, bin ich skeptisch", sagt er. Da geht es ihm wie seinen Kunden: Eine "gewisse Kaufzurückhaltung" macht Kirsche seit einer guten Woche aus. Dafür ziehe der Gebrauchtwagenmarkt langsam wieder an.

Wer jedoch einen Neuwagen will, muss Geduld mitbringen - oder Kompromissbereitschaft. "Nur noch kleine Chevrolet-Modelle sind sofort verfügbar", sagt Kirsche. PS Union dagegen, Händler für diverse Hersteller, hat in der Klein- und Kompaktklasse laut Ciesiolka noch Autos aller Marken auf Lager. "Man muss aber Kompromisse bei Farbe oder Ausstattung machen können." Bei Neubestellungen müssten Lieferzeiten bis zum Juli einkalkuliert werden.