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Knochenmarkspende Knochenmarkspende: Die Lebensretter aus der Datei

Von Dennis Lotzmann 03.10.2004, 17:37

Magdeburg/MZ. - Der berühmte Sechser im Lotto. Petra und Wolfgang Krimme aus Zscherndorf bei Bitterfeld hatten ihn - binnen Jahresfrist - gleich zweimal. Doch es ging nicht um Geld. Sie freuten sich vielmehr,weil sie Leben retten konnten - als Stammzellspender für Leukämiekranke. Die 51-Jährige half im Mai 2003 einem 50-jährigen Patienten aus Tübingen, ihr Mann war fast genau ein Jahr später der Rettungsanker für eine schwer kranke Frau aus Leipzig.

Mit ihren Spenden sind Petra und Wolfgang Krimme etwas Besonderes in der 1995 bei der Suchaktion für den schwer kranken Nico Siedek entstanden Datei. Dass beide tatsächlich zu Lebensrettern wurden, grenzt auch für Professor Marcell Heim an ein kleines Wunder: "Statistisch kommt von 100 Registrierten innerhalb von zehn Jahren einer in die engste Wahl, Knochenmark oder Stammzellen zu spenden", rechnet der Chef des Institutes für Transfusionsmedizin der Universität Magdeburg vor.

Heim ist auch Vorsitzender des Vereins "Aktion Knochenmarkspende". Diese war 1995 im Zusammenhang mit der Suche nach einem Spender für Nico gegründet worden. Der Verein baut heute das Spender-Register weiter aus und sammelt Geld, denn jede Typisierung kostet 50 Euro.

Für die Empfänger ist die Transplantation von Zellen in jedem Fall wie ein Sechser im Lotto, denn fast immer ist es die letzte Chance, ihr Leben zu retten. Das wussten auch Petra und Wolfgang Krimme, als sie ihre Gewebemerkmale 1995 testen ließen, um Nico zu helfen.

Als Jahre später von der Universität Magdeburg plötzlich ein Brief mit einem Röhrchen für eine weitere Blutprobe eintraf, zögerte Petra Krimme keine Sekunde. Mehrere Feintypisierungen später stand fest: Die Zscherndorferin ist die optimale Retterin für den 50-jährigen Tübinger. Für Petra Krimme gab es von da an kein Zurück mehr. Während sie auf die Übertragung vorbereitet wurde, wurde in Tübingen das gesamte Knochenmark des 50-Jährigen zerstört. Nur wenn gesundes wie auch krankes Gewebe komplett entfernt sind, kann eine Zellübertragung erfolgreich sein.

Mittlerweile wissen sowohl Petra wie auch Wolfgang Krimme, dass die beiden Patienten geheilt sind, denen sie damals geholfen haben. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, Leben gerettet zu haben", sagt Petra Krimme. Doch nicht immer endet die Stammzellen-Therapie erfolgreich. So war der 29-jährige Daniel Kapuhs aus Köln sofort bereit, Knochenmark für einen jungen Mann aus Kanada zu spenden. Doch die Hilfe kam zu spät.

Kapuhs bleibt dennoch optimistisch: "Beim nächsten Mal läuft es besser." Das hofft auch Thomas Knie aus Dessau. Er spendete zweimal für einen 18-jährigen Patienten aus Düsseldorfer. Als sich ein Kurier mit den gerade entnommenen Zellen auf den Weg ins Rheinland machen wollte, kam die Nachricht vom Tod des jungen Mannes.

Schicksale, von denen sich das Team um Professor Heim nicht zurückwerfen lässt. Das Gros der Spenden sei erfolgreich gewesen. Das freut auch Nicos Mutter Karin Siedek: "Bei aller persönlichen Tragik ist es schön, wie vielen Menschen geholfen wurde." Petra und Wolfgang Krimme werden nun ebenfalls um Knochenmarkspender werben. Sie wissen, wie leicht es sein kann, Leben zu retten.

Kontakt zur Aktion Knochenmarkspende: 0391-67-13700