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Kirchen Kirchen: Land feiert Reformation mit Fest in Wittenberg

31.10.2004, 13:52
Die gut besuchte Schlosskirche der Lutherstadt Wittenberg während eines Festgottesdienstes am Sonntag (31.10.2004). Mit Gottesdiensten und zahlreichen Veranstaltungen feiern die evangelischen Christen den Reformationstag. Am 31.10.1517 schlug der damalige Professor für Moralphilosophie, Martin Luther, seine 95 Thesen wider der päpstlichen Ablaßpraxis an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Die Auflehung gegen den Ablaßhandel der katholischen Kirche, eine auferlegte Bußleistung nach begangener Sünde, war der Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther. (Foto: dpa)
Die gut besuchte Schlosskirche der Lutherstadt Wittenberg während eines Festgottesdienstes am Sonntag (31.10.2004). Mit Gottesdiensten und zahlreichen Veranstaltungen feiern die evangelischen Christen den Reformationstag. Am 31.10.1517 schlug der damalige Professor für Moralphilosophie, Martin Luther, seine 95 Thesen wider der päpstlichen Ablaßpraxis an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Die Auflehung gegen den Ablaßhandel der katholischen Kirche, eine auferlegte Bußleistung nach begangener Sünde, war der Beginn der Reformation der Kirche durch Martin Luther. (Foto: dpa) ZB

Wittenberg/dpa. - Mit Gottesdiensten und zahlreichen Veranstaltungen haben die evangelischen Christen in Sachsen-Anhalt amSonntag den Reformationstag gefeiert. In der Lutherstadt Wittenbergstand der Reformationstag ganz im Zeichen der Ökumene. In der Kirchedes Thesenanschlags, der Schlosskirche, hielt der stellvertretendeEKD-Ratsvorsitzende, der Thüringer Bischof Christoph Kähler, denGottesdienst.

Er mahnte zu mehr Miteinander und Toleranz in der Gesellschaft.Luthers Thesen wider den Ablass erinnerten mit der Macht des Wortesan die zentrale Wahrheit des christlichen Glaubens, dass keinMenschen fehlerfrei sei, betonte Kähler in seiner Predigt.

Der Bischof äußerte sich auch besorgt über das Erstarken derrechtsextremen NPD. «Es hat uns schon erschreckt, dass an diesemWochenende die NPD ihren Bundesparteitag in Thüringen abhält», sagteer. Man müsse sich fragen, «wie kommt es, dass die Erfolge dieserVerführer wieder unter uns möglich sind und dass Jugendliche ingroßer Zahl solchen Parolen folgen?» Gegen den Zulauf Jugendlicherzur rechtsextremen NPD helfe kein äußerer Druck. Letztlich helfe wohlnur die innere Sicherheit, die nicht gegen, sondern mit dem anderenzu gewinnen sei, sagte der Bischof.

Der katholische Altbischof des Bistums Magdeburg, Leo Nowak,feierte einen Gottesdienst in der Stadtkirche, der PredigtkircheMartin Luthers. An dem Gottesdienst wirkten auch Geistliche aus denUSA, Ungarn und Finnland mit. Nowak war nach den Angaben derStadtkirchengemeinde der erste katholische Geistliche seines Ranges,der seit der Reformation in dieser Kirche auf der Kanzel stand.

Der Prediger und Universitätsgelehrte Martin Luther hatte am 31.Oktober 1517 in Wittenberg 95 Thesen gegen den Ablasshandel derÜberlieferung nach an das Tor der Wittenberger Schlosskirchegeschlagen. Damit setzte er von Wittenberg aus die Reformation inGang. Seither markiert das Datum den Beginn der Kirchenspaltung unddas Entstehen des Protestantismus.

Nach den Gottesdiensten beteten evangelische und katholischeChristen in der Stadtkirche gemeinsam vor dem Weltjugendtagskreuz.Das schlichte Holzkreuz sollte am Nachmittag per Schiff auf der Elbezu seiner nächsten Station nach Dessau auf die Reise gehen. Außerdemtrafen sich 800 Konfirmanden in der Lutherstadt. Sie zogen in einemUmzug zur berühmten Thesentür an der Schlosskirche. Bereits seitSamstag feierten sie das evangelische Jugendtreffen «Lutherspass».

Die Stadt Wittenberg richtete ein großes Marktspektakel mit über70 Mitwirkenden aus. Gaukler, Spielleute und Händler versetzten dieBesucher in die Zeit vor 500 Jahren. In der Evangelischen AkademieSachsen-Anhalt wurde eine multimediale DVD mit dem Film «Luther»,ergänzt um zahlreiche Materialien für den Schulunterrichtvorgestellt.

Traditionell wollte die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenbergam Nachmittag ihre akademische Disputation aus Anlass desReformationstages veranstalten. Das wissenschaftliche Streitgesprächsteht in diesem Jahr unter dem Titel «(K)ein Streit der Kulturen? ZurKoexistenz westlicher und muslimischer Werte und Identitäten».