Kinderpornografie Kinderpornografie: Spurensuche löst einen Domino-Effekt aus
Halle/dpa. - Ihre Schreie und ihr Wimmern hört man nicht. Doch die Qualen der kleinen Mädchen und Jungen sind auf den Fotos unübersehbar. Millionen von beschlagnahmten Bildern und Computerdisketten mit Kinderpornografie hat der hallesche Oberstaatsanwalt Peter Vogt in seinem "Giftschrank". "Die missbrauchten Kinder sind immer jünger, die Praktiken immer scheußlicher", sagt Sachsen-Anhalts Chef-Ermittler in Sachen Kinderpornografie. Pädokriminelle suchen ihre Opfer immer häufiger in Osteuropa. Besonders aus Russland kommen Bilder und Videos, die illegal per Internet weltweit gehandelt werden.
"Aber wir kreisen die Täter immer mehr ein", betont der Ermittler. Rund um den Globus werde die schmutzige Spur der Täter bis zum heimischen Computer verfolgt. "Wenn ein Dominostein fällt, purzeln viele andere", sagt Vogt. Als Beispiel nennt er ein Verfahren gegen einen Mann aus Sachsen-Anhalt, durch das die Ermittler bundesweit auf 150 weitere Verdächtige stießen. Darunter war wiederum ein Mann aus Sachsen-Anhalt, der Hunderte von kinderpornografischen Bildern auf seinem Rechner hatte - unter anderem von seiner eigenen Tochter - und diese anbot: 80 weitere Fälle schlossen sich an.
"Die Täter und Sammler kommen aus allen sozialen Schichten - vom Arbeiter, Universitätsprofessor, Lehrer, Kinderbetreuer und Rechtsanwalt bis zum Polizisten", sagt Vogt. Die Statistik weist für 2002 in Sachsen-Anhalt 547 Fälle von Kinderpornografie aus, ein Jahr zuvor waren es 196. 15 Anklagen und Strafbefehle wurden 2002 erhoben. "Wobei eine Vielzahl von Auswertungen noch offen sind", sagt Vogt mit Blick auf die mühsame Kleinarbeit. In diesem Jahr rechnet er mit 40 bis 50 Anklagen.
Ursache für die Zunahme der Verfahren sei auch, dass die Menschen wachsamer geworden sind. "Es wird mehr angezeigt", berichtet der Ermittler. Obwohl Vogt zu den hartgesottenen Anklägern gehört, lassen ihn oft die Bilder nicht los. "Da wird ein kleines Mädchen, das noch nicht mal zur Schule geht, immer und immer wieder von ihrem Vater missbraucht und für dessen perverse Praktiken regelrecht abgerichtet", erzählt Vogt. "Das steckt man nicht so einfach weg."