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Arbeitsministerium Kein Bedarf an weiteren Lehrstellen in Thüringen

Nur ein kleiner Teil der Thüringer Betriebe bildet selbst Lehrlinge aus – obwohl viel mehr Unternehmen die Voraussetzungen dafür haben. Die Landesregierung glaubt dennoch, dass genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen.

Von dpa Aktualisiert: 08.07.2022, 07:13

Erfurt (dpa/th) – - Obwohl viele Thüringer Firmen über fehlenden Nachwuchs klagen, gibt es nach Ansicht des Arbeitsministeriums derzeit keinen Bedarf an weiteren Ausbildungsplätzen im Land. „In Thüringen mangelt es nicht an betrieblichen Ausbildungsstellen – im Gegenteil“, sagte Ministeriumssprecherin Silke Fließ der Deutschen Presse-Agentur. Schon seit einiger Zeit gebe es deutlich mehr Lehrstellen als Schulabgänger, so dass längst nicht mehr alle Lehrstellen besetzt werden könnten. Es müssten daher nicht zwangsläufig noch mehr Unternehmen dazu ermutigt werden, junge Menschen auszubilden. Gleichwohl gebe es regionale und branchenspezifische Unterschiede.

Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung zufolge ist die Zahl der Ausbildungsbetriebe im Freistaat seit Jahren ziemlich konstant. Danach bildeten im Jahr 2012 etwa 8800 Unternehmen junge Menschen zu Fachkräften aus. Im Jahr 2020 waren es rund 9000 Betriebe. Die Zahl der Firmen in Thüringen sank den Angaben nach in diesem Zeitraum von etwa 60.600 auf 55.600. Damit stieg die Quote der Ausbildungsbetriebe leicht von etwa 15 auf rund 16 Prozent.

Im Bundesvergleich ist Thüringen neben Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen eines der wenigen Länder, in denen die Zahl der Ausbildungsbetriebe laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung zuletzt zumindest leicht gestiegen ist. In westdeutschen Ländern wie Bayern, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz nahm von 2012 bis 2020 die Zahl der Ausbildungsbetriebe etwas ab. „Im Ost- und Westvergleich, wie auch mit Blick auf den Bundesdurchschnitt, ist die Ausbildungsbeteiligung der Thüringer Betriebe durchaus positiv zu bewerten“, sagte Fließ.

Die Entscheidung zur Ausbildung von Jugendlichen hängt nach Einschätzung des Arbeitsministeriums maßgeblich von der Größe einer Firma ab. Während sich nur etwa 44 Prozent der Unternehmen mit einem bis neun Beschäftigten an Ausbildung beteiligten, seien es bei Betrieben mit einer Größe von 50 bis 249 Beschäftigten etwa 88 Prozent. Grundsätzlich müsse die betriebliche beziehungsweise duale Ausbildung in Thüringen aufgrund der negativen demografischen Entwicklung noch attraktiver gestaltet werden, sagte die Ministeriumssprecherin.

Den Daten des Bundesinstituts für Berufsbildung zeigen, dass deutlich mehr Unternehmen ausbilden könnten. Während 2020 nur etwa 16 Prozent der Firmen in Thüringen tatsächlich Lehrlinge beschäftigten, hätten etwa 53 Prozent der Unternehmen die erforderlichen Voraussetzungen dafür gehabt.

Nach Angaben der Agentur für Arbeit hat es im Juni in Thüringen noch 6629 unbesetzte Ausbildungsplätze gegeben. Das sind im Vergleich zum Vorjahr knapp 800 beziehungsweise 13,6 Prozent offene Lehrstellen mehr. Insgesamt waren im Juni im Freistaat 12.134 Ausbildungsstellen und 7259 Bewerber erfasst.