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Robert Dahl im Interview Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln: "Es tut weh, die schlechten Rezensionen zu lesen"

Zu wenig Parkplätze, schmutzige Toiletten, lange Warteschlangen: Viele Google-Bewertungen zu Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln fallen negativ aus. Das sagt Karls-Geschäftsführer Robert Dahl dazu.

Von Rieke Wiemann Aktualisiert: 10.04.2024, 12:14
Robert Dahl liest sich jeden Morgen die Google-Bewertungen zu Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln durch.
Robert Dahl liest sich jeden Morgen die Google-Bewertungen zu Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln durch. Foto: Imago/ EHL Media

Döbeln. - Zu wenig Parkplätze, dreckige Toiletten, lange Warteschlangen, defekte Fahrgeschäfte: Liest man sich die Google-Bewertungen zu Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln durch, bekommt man den Eindruck, als würde in dem neuen Freizeitpark an der A14 in Sachsen einiges schief laufen.

"Katastrophale Zustände, es sind nicht mal Ferien in Sachsen!", schreibt zum Beispiel Anastasia M., die das neu eröffnete Erlebnis-Dorf an einem normalen Werktag im März besucht hat. Jens S. bezeichnet den Parkplatz als "Katastrophe" und ärgert sich darüber, dass er für "einen Teller Nudeln mit einem Schnitzel drauf" mehr als 20 Euro bezahlt hat.

 
Trotz Regenwetter kamen zahlreiche Besucher zur Eröffnung von Karls Erlebnis-Dorf nach Döbeln. (Bericht: Anna Lena Giesert)

Sven H. schreibt, er habe fast zwei Stunden beim Essen angestanden, und als er endlich dran gewesen sei, seien "die ersten Sachen schon alle" gewesen. Nicole G. bemängelt fehlende Schattenplätze, Michelle geschlossene Attraktionen, ein Nutzer namens "A Tappe", dass die Toiletten bereits morgens "absolut versüfft" und "extrem eng" seien.

Auch auf Facebook kam vermehrt Kritik an dem Standort in Döbeln auf. Andreas H. bemängelte, dass sowohl beim Essen als auch bei den Fahrgeschäften "zu wenig Personal" vorhanden sei. Userin Cindy T. übte außerdem Kritik an der Busverbindung zwischen Döbeln und Leipzig. Diese sollte angepasst werden, da man ansonsten "eine Stunde am Bahnhof in Döbeln rumgammeln muss", wie sie sagt.

Was ist dran an den Kritikpunkten? Ein Gespräch mit dem Karls-Geschäftsführer Robert Dahl.

Herr Dahl, das Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln hat bei Google neben einigen guten Rezensionen auch viele schlechte bekommen. Mit durchschnittlich 3,6 von fünf Sternen hat der Park in Döbeln die schlechteste Bewertung aller sechs Karls Erlebnis-Dörfer. Wie geht es Ihnen damit?

Es tut weh, die schlechten Rezensionen zu lesen. Aber die Bewertungen helfen uns enorm, Probleme zu erkennen. Wir sprechen täglich über die Bewertungen und suchen nach Lösungen. Wir gehen die Dinge an. Unser Ziel ist eine durchschnittliche Bewertung von mindestens 4,6. Wir werden nicht ruhen, bis wir eine solche Bewertungen haben.

Trotz der Kritik haben viele Besucher ein gutes Erlebnis in Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln. Ich habe mit vielen persönlich gesprochen. Diejenigen, die unzufrieden sind, verfassen natürlich eher eine Google-Bewertung als die Zufriedenen, das ist völlig normal.

Lassen Sie uns über die Kritikpunkte im Einzelnen sprechen. Viele Besucherinnen und Besucher schreiben, dass der Parkplatz zu klein und die Parklücken zu eng seien.

In Döbeln gibt es 995 Parkplätze, in keinem anderen Erlebnis-Dorf sind wir mit so vielen Parkplätzen gestartet. Unser Maßstab waren sonst immer 700 Parkplätze. Wir haben uns gedacht, wir machen mehr Parkplätze in Döbeln, weil die Lage gut ist und wir wissen, dass viele Leute in Sachsen Karls gut finden. Wir haben nicht damit gerechnet, dass so viele Leute kommen.

Wollen Sie den Parkplatz jetzt vergrößern?

Ja, wir haben schon nach den ersten drei Tagen gemerkt, dass das gar nicht geht. Laut Bebauungsplan haben wir die Möglichkeit, weitere 486 Parkplätze zu bauen. Das wollen wir machen. Wenn alles klappt, gibt es diese Parkplätze schon zu Beginn der Sommerferien.

Am Sonntag enden die Osterferien in Sachsen und Thüringen. Montag, der 8. April, ist also der "erste normale Tag" seit der Eröffnung. Wir sind sehr neugierig, wie viele Menschen am Montag kommen werden. Ich vermute, dass der Parkplatz dann bei Weitem nicht so voll sein wird.

Was sagen Sie zur Kritik an der Breite der Parklücken?

Das ist unser normales Maß. Es ist eines der Standardmaße, die man für einen Parkplatz nehmen kann. Natürlich ist das nicht das luxeriöseste Maß, aber ich finde es auch nicht so gut, wenn man noch mehr Fläche für den Parkplatz ausweisen muss, nur um die Stellplätze größer zu machen.

Kommen wir zum Thema Anstehen. Viele Besucherinnen und Besucher haben sich über lange Warteschlangen an Imbissen, Toiletten, Fahrgeschäften und im Manufakturen-Markt beschwert.

Wir glauben, dass es zwei Gründe für die langen Warteschlangen gibt. Zum einen war der Andrang nach der Eröffnung und in den Osterferien groß. Zum anderen war für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alles neu. Wir befinden uns noch in der Einarbeitungsphase.

 
Karls eröffnet bald einen großen Erlebnishof in Mitteldeutschland (Döbeln) – Gespräch mit Inhaber Robert Dahl vor Ort. (Kamera: Andreas Stedtler, Schnitt: Torsten Grundmann)

Außerdem haben wir verschiedene Fehler gefunden. Im Manufakturen-Markt zum Beispiel, wo die Schlangen am längsten waren, haben wir einfach zu wenig Kassen eingeplant. Aktuell gibt es sechs Kassen, wir wollen die Zahl aber auf zwölf erhöhen. Wir haben heute schon mit einer IT-Firma gesprochen.

Ab wann wird es mehr Kassen im Manufkaturen-Markt geben?

Spätestens ab dem 1. Mai.

Und was ist mit den Kassen am Eingang, wo man Tagestickets kaufen kann?

63 Prozent der Besucherinnen und Besucher in Döbeln kaufen die Karten online. Wer die Tickets online kauft, muss gar nicht warten. Das versuchen wir gerade zu kommunizieren. Auch wer eine Jahreskarte kaufen will, muss sich nicht anstellen, das geht alles über die Karls-App.

Wie wollen Sie Wartezeit an den Imbissen und in den Restaurants verkürzen?

Wir haben die Idee, zusätzliche Stände zu errichten, an denen man in erster Linie Getränke und Eis kaufen kann. Ich setzte aber auch ganz stark auf die Einarbeitung. Wenn die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erst einmal eingearbeitet sind, wird es schneller gehen.

Manche haben in ihrer Google-Bewertung kritisiert, dass nicht alle Imbisse geöffnet hatten.

Zwischen dem Eröffnungswochenende und dem Beginn der Osterferien in Sachsen lagen drei Tage. Wir waren davon ausgegangen, dass an diesen drei Tagen - Montag, Dienstag, Mittwoch - nicht so viele Besucher kommen würden. Entsprechend hatten wir unsere Dienstpläne angepasst - weswegen wir teilweise nicht alle Imbisse besetzen konnten. Das war eine totale Fehleinschätzung.

Haben Sie in Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln zu wenig Toiletten?

Nein, wir haben mehr als genug Toiletten. Allerdings haben wir nicht gut kommuniziert, wo sie sind. Aktuell stellen sich viele Besucher an den vier Toiletten am "Tregger-Grill" (einem Imbiss, Anm. d. Red.) an - das sind die Toiletten, die leicht gefunden werden. Die Menschen wissen nicht, dass sich 60 Meter weiter eine riesengroße Toilettenanlage befindet. Heute soll ein Schild aufgestellt werden, auf dem steht: "Du musst dich hier nicht anstellen, es gibt noch viele weitere Toiletten."

Außerdem wollen wir eine gelbe Schlangenlinie aufmalen, die sich durch den ganzen Park zieht und zu den Toiletten führt. Diese Toilettenlinie gibt es auch in allen anderen Karls Erlebnis-Dörfern.

Wie erklären Sie sich die langen Schlangen an den Fahrgeschäften?

Beim Fahrgeschäft "Porsche-Tonnen-Rallye" (die Fahrgäste sitzen in Wassertonnen, die von zwei Traktoren gezogen werden, Anm. d. Red.) hatten wir das Pech, dass die 65 Jahre alten Porsche-Trecker, die wir gekauft und restauriert hatten, nicht durchhielten.

Wir brauchten drei Tage, um neue Trecker zu beschaffen. In  der Zwischenzeit fuhr nur ein Trecker, der auch nicht alle Anhänger ziehen konnte. Deswegen war die Wartezeit enorm. Bei der Traktorbahn und der Raupenbahn hingegen waren die Wartezeiten soweit normal.

Was heißt normal?

Wenn es richtig voll ist, kann es sein, dass man schon mal eine halbe Stunde anstehen muss. Das ist noch nicht super cool, besser wären 15 Minuten, aber wenn es ganz voll ist, wird es schwierig. Bei der "Bockwurstschleuder" (Fahrgeschäft, Anm. d. Red.) ist die Wartezeit deswegen recht lang, weil nur zwei Personen mitfahren können.

Wenn man eine Tageskarte für 15 Euro kauft, kann man so oft mit den Fahrgeschäften fahren, wie man will. Was nützt eine Tageskarte, wenn man wegen der langen Warteschlangen nicht oft fahren kann?

Das ist eine berechtigte Kritik. Ich glaube daran, dass sich die Wartezeiten verringern werden, sobald etwas Normalität eingekehrt ist. Als wir das Erlebnis-Dorf in Elstal in Brandenburg eröffnet haben, war es in den ersten zwei Wochen auch extrem voll. Dann hat der Besucherandrang relativ schnell nachgelassen.

Dennoch überlegen wir, eine weitere Attraktion, die eigentlich erst für nächstes Jahr geplant war, noch in diesem Jahr zu bauen. So wollen wir die Wartezeiten an den einzelnen Attraktionen verkürzen.

Was ist das für eine Attraktion? Und wann wird sie gebaut?

Das darf ich noch nicht verraten. Auf jeden Fall können viele Menschen pro Stunde mit dem Fahrgeschäft fahren.

Eine Nutzerin namens Nicole kritisiert, dass es im Erlebnis-Dorf in Döbeln zu wenig Schattenplätze gibt. Was sagen Sie dazu?

Wir haben am Hauptgebäude eine riesige Veranda gebaut, wo man sich komplett im Schatten aufhalten kann. Der Kleinkinderspielplatz liegt komplett im Schatten, außerdem haben wir 180 Sonnenschirme verteilt. Wir werden die Situation beobachten und bei Bedarf handeln.

Ein oft genannter Kritikpunkt sind die Essenspreise.

In der Hofküche zahlt man nach Gewicht. 100 Gramm Essen kosten 2,60 Euro - ganz egal, was man sich auf den Teller packt. Gestern habe ich dort ein Schnitzel mit Kartoffeln und Spargel gegessen. Die Waage hat 17,20 Euro angezeigt. In welchem Restaurant bekomme ich momentan ein Schnitzel mit Kartoffeln und Spargel für 17,20 Euro? Natürlich sind die Nahrungsmittel teurer geworden, aber ich finde unser Preis-Leistungs-Verhältnis immer noch richtig gut.

Mehrere Besucher haben sich beschwert, dass sie erst lange anstehen mussten und dann manche Gerichte ausverkauft waren.

Das war insbesondere an zwei Tagen schlimm. Das waren die Tage, an denen wir mit weniger Besucherinnen gerechnet hatten. Wir hatten unsere Küchencrew nach dem Eröffnungswochenende minimiert. Ich kann nur sagen: Wir werden das in den Griff bekommen. Keinem von uns ist die Kritik egal. Alle sind hoch motiviert, unseren gewohnten Servicestandard zu erreichen.

Das Interview wurde am 3. April 2024 geführt. Eine Woche nach dem Interview haben sich die Google-Bewertungen verbessert. Die durchschnittliche Note liegt nicht mehr bei 3,6, sondern bei 4 von 5 Sternen.

Eine Nutzerin namens Diana schreibt zum Beispiel: "Ich finde die Anlage super. Die negativen Beurteilungen kann ich nicht nachvollziehen. Heute war es ab 10 Uhr auch sehr voll, aber es sind Ferien. Zudem wollen alle die neue Attraktion in Döbeln besichtigen. Das Team muss sich erstmal richtig einspielen!"