Kaiserpfalz Memleben Kaiserpfalz Memleben: Das Mittelalter liegt im Unstruttal
Nebra/MZ. - Mimilebo hieß der Ort einst, an dessen Hügelnvor mehr als 1000 Jahren Sachsen-AnhaltsWeinbau begann. Sachsen-Herzog Heinrich I.und sein Sohn Otto I., der als Kaiser Ottoder Große und erster Förderer Europas in dieGeschichte einging, residierten dort. Beide,der Vater 936, sein Sohn 973, starben in derKaiserpfalz. Ihre Körper wurden in Quedlinburg und Magdeburg bestattet, ihreHerzen in Memleben, gesondert vom Körper,an jenem Ort, dem sie besonders zugetan waren.Für ihn verfügte Otto I. auch den Bau einerBasilika. Die Größe der frühromanischen Kircheaus dem 10. Jahrhundert kann dank des MemlebenerVereins seit dem Vorjahr als Grundriss undModell wieder nachempfunden werden.
Wie Ottos Vater hat Rosemarie Säuberlich sächsischeWurzeln. Sie selbst betont es immer wiedervoller Stolz. "Für mich und meinen Mann",sagt sie "waren die vielen historischen undlandschaftlichen Berührungspunkte ausschlaggebend,uns hier anzusiedeln". Aufgewachsen in Tharandtals Tochter eines sächsischen Landesforstmeistersund Professors an der dortigen Forsthochschule,ist ihr die Liebe zur Natur, zu wissenschaftlicherNeugier schon in die Wiege gelegt worden.Logische Folge war die Studienwahl. Sie wurdeDiplom-Landwirtin. Später promovierte siemit einer Doktorarbeit über die Auswirkungendes Karsdorfer Zementstaubes auf Umwelt undPflanzen in der Region Nebra, einem Thema,dem sie sich als Nebras erste Umweltdezernentinnach der Wende sehr verpflichtet fühlte.
Ursprünglich war ihr Frankfurt/Oder als Berufsortempfohlen worden. Doch weder sie noch ihrenEhemann habe es dorthin gezogen. "So sindwir 1966 an der Unstrut gelandet." Liebe aufden ersten Blick sei das gewesen.
Sie schwärmt von der weitläufigen GoldenenAue, den rötlichen, an die sächsische Schweizerinnernden Sandstein-Formationen, und dereng mit Sachsen verbundene Geschichte dieserRegion. Ihre Wohnung bezogen die Säuberlichsnahe Burg Wendelstein. Von dort aus habe sieals junge Mutter mit der Tochter im Kinderwagenoft den Weg ins nur drei Kilometer entfernteMemleben gewählt: "Kaiserpfalz und Klosterinteressierten mich außerordentlich."
Geschichte und Natur, Weinbau und Tourismus- für deren Einheit hat sich Rosemarie Säuberlichstets engagiert. Im Beruf, als Umweltdezernentinund als erste Geschäftsführerin des NaturparkvereinsSaale-Unstrut-Triasland. Ihr Prinzip "Schutzdurch Nutzung" hat sie dort unbeirrt durchgesetzt.Anfang 2000, wenige Wochen nach ihrem 60.Geburtstag, räumte Rosemarie Säuberlich nachacht Jahren das Naturpark-Büro.
"An Ruhestand habe ich in keinster Weise gedacht",betont sie. Lebensmittelpunkt wurde nun dervon ihr initiierte und im September 1999 gegründeteVerein. Wichtigstes Anliegen seiner inzwischen20 Mitglieder: Für das Kloster und die KaiserpfalzMemleben werben, das historische und kulturelleErbe der Region stärker ins Bewußtsein rücken.Das habe ihr schon am Herzen gelegen, alssie Mitte der 70er Jahre im Nebraer Heimatvereinaktiv wurde. In jener Zeit sorgte RosemarieSäuberlich dafür, dass die "Venus von Nebra",eine 6,6 Zentimeter große, etwa 13000 Jahrealte Elfenbeinfigur, als Kopie an ihren einstigenFundort zurückkehrte. Um eine weitere Kopiehat sie sich 2001 bemüht, eine vom Kopf Ottodes Großen. Ihren Platz fand die Nachbildungin der Ausstellung über die Ottonen. Ein Glücksfallfür sie war, den jungen Jenaer WissenschaftlerHelge Wittmann dafür begeistern zu können.Viele Mühen hätten sich gelohnt, betont dieVereinschefin. Prospekte, Faltblätter undein Kunstführer entstanden. Der Verein präsentiertdie Memlebener Romanik im Internet, und dieneugestalteten Eintrittskarten haben Souvenir-Charakterbei Besuchern erlangt. 25000 sind 2001 gekommen."Etwa 12000 mehr als sonst", freut sich FrauSäuberlich.