Jung ruft zu Gegen-Demo auf Jung ruft zu Gegen-Demo auf: Leipziger Bündnis "Legida" plant im Januar eine Anti-Asyl-Demo

Leipzig - Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hat Widerstand gegen eine Anti-Asyl-Demonstration in der Stadt angekündigt. „Wir werden eine breite Gegenbewegung auf die Beine stellen“, sagte Jung und rief die Leipziger dazu auf, für das Recht auf Asyl einzustehen. Er reagierte damit auf eine Demo-Anmeldung der Bürgerinitiative „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) für den 12. Januar. Den Organisatoren zufolge soll es an diesem Tag nach dem Vorbild der Dresdner Protestmärsche des rechtspopulistischen „Pegida“-Bündnisses die erste Demo in der Messestadt geben. Einige der Leipziger Initiatoren waren bereits in Dresden dabei.
Gegenbündnis "No Legida"
Leipzig sei eine offene und gastfreundliche Stadt, sagte Jung. „Wer Ausländerhass und Intoleranz schürt, der setzt die gute Entwicklung mutwillig aufs Spiel.“ In Leipzig hat sich eine Gegenbewegung gegründet. Die Facebookgruppe "No Legida" ruft zur Gegendemonstration auf. Die Initiatoren vermuten hinter dem Bündnis Legida Personen des rechtsextremen Spektrums. Die Gruppe hat bereits über 3.000 Likes, die Legida-Gruppe kommt bei Facebook auf 4.000.
Rund um die Demonstrationen der Anti-Islam-Bewegung „Pegida“ in Sachsen tauchen zahlreiche schneidige Parolen auf. Von einer vermeintlichen Überfremdung Deutschlands ist ebenso die Rede wie von angeblicher Überforderung durch die wachsende Zahl an Asylbewerbern sowie einer „Islamisierung des Abendlandes“. Sind das berechtigte Sorgen oder Vorbehalte ohne echte Substanz?
Fakten: Deutschland ist unter den Industriestaaten inzwischen das gefragteste Zuwanderungsland hinter den USA. Der Anteil der Menschen mit ausländischen Wurzeln in der Bundesrepublik nimmt zu. Inzwischen stammt jeder Fünfte aus einer Zuwandererfamilie - 16,3 Millionen Menschen. Die größten Gruppen sind Menschen türkischer und polnischer Herkunft. Mehr als die Hälfte der Migranten hat die deutsche Staatsangehörigkeit - 8,9 Millionen Menschen. Das heißt, es gibt 7,4 Millionen Menschen ohne deutschen Pass. Die Ausländer, die in Deutschland leben, zahlen insgesamt deutlich mehr Steuern als sie an Sozialleistungen vom Staat beziehen: 2012 brachten sie den Sozialkassen laut aktueller Studie einen Überschuss von 22 Milliarden Euro ein.
Fakten: Die Zahl der Asylbewerber in Deutschland nimmt seit längerem zu. 2013 stellten 127 000 Menschen hier einen Asylantrag. Im laufenden Jahr waren es bis Ende November bereits mehr als 180 000. Für das Gesamtjahr werden 200 000 Anträge von Schutzsuchenden erwartet. Das sind 0,4 Prozent der 51,2 Millionen Menschen, die weltweit auf der Flucht sind. Und: Deutschland ist eine der größten Wirtschaftsmächte der Welt. In den 90er Jahren lag die Zahl der Asylbewerber deutlich höher: Rekordjahr war 1992 mit rund 438 000 Asylanträgen. Deutschland steht mit der Zahl der Anträge EU-weit heute zwar an der Spitze. Wird dieser Wert allerdings in Verhältnis zur Bevölkerungszahl gesetzt, landet Deutschland hinter anderen EU-Staaten wie Schweden oder Malta. Außerdem wird nur ein Teil der Schutzsuchenden in Deutschland als Flüchtling anerkannt und bekommt ein Bleiberecht: Zuletzt lag die Quote bei knapp 30 Prozent. Der aktuelle Zuwachs kommt ohnehin nicht überraschend. Experten klagen, Bund und Länder hätten sich nur nicht rechtzeitig darauf eingestellt.
Fakten: In der Bundesrepublik leben rund vier Millionen Muslime. Das sind etwa fünf Prozent der Bevölkerung. Zum Vergleich: Rund 60 Prozent der Bevölkerung (etwa 48 Millionen Menschen) sind Christen - etwa zur Hälfte Katholiken und Protestanten. Rund 45 Prozent der Muslime haben die deutsche Staatsangehörigkeit. 98 Prozent der Muslime in Deutschland leben in den alten Bundesländern, die meisten in Nordrhein-Westfalen. In Sachsen beispielsweise sind es nur 0,7 Prozent. Nur eine Minderheit der muslimischen Frauen in Deutschland trägt nach eigenen Angaben ein Kopftuch. Und nur etwa zwei Prozent der muslimischen Mädchen nehmen laut einer Studie aus religiösen Gründen nicht am gemischten Schwimmunterricht in der Schule teil.
Die Initiative "Leipzig nimmt Platz" hat nach eigener Recherche die Köpfe hinter Legida identifiziert. Demnach sollen zwei Männer aus dem Fan-Umfeld des Regionalligisten 1. FC Lok Leipzig die Demo angemeldet haben. Beide sind laut "Leipzig nimmt Platz" auch aktiv bei der von der NPD betriebenen Initiative "Gohlis sagt Nein" gegen einen Moschee-Bau im Leipziger Stadtteil Gohlis.
Dem Protestaufruf des Bündnisses „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) folgten am Montagabend in Dresden laut Schätzungen der Polizei rund 15.000 Menschen. Damit erreichte die Teilnehmerzahl bei der neunten Demonstration in Folge einen neuen Höchststand. Etwa 5.650 Menschen beteiligten sich an verschiedenen Gegenkundgebungen. (mz/dpa)