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Insektenbefall Insektenbefall: Die Raupen kommen

Von HENDRIK KRANERT-RYDZY 18.08.2011, 20:29

MAGDEBURG/MZ. - In Sachsen-Anhalt wird der Eichenprozessionsspinner immer mehr zu einem Problem für die Gesundheit. Die Raupen der Schmetterlingsart führen bei Menschen zu heftigen allergischen Reaktionen. Im Extremfall kann es zu einem tödlichen allergischen Schock kommen. Eine Bekämpfung des Insekts sei aber aufgrund immer restriktiverer Vorschriften kaum noch möglich, sagte der Leiter des Landesforstbetriebes, Eberhard Reckleben.

Die Folge: "Wir haben schon jetzt Gegenden im Land, wo der Befall zu massiven Gesundheitsproblemen führen kann." Teilweise müssten Wälder gesperrt werden. Betroffen seien neben dem Fläming und der Annaburger Heide vor allem die Altmark. Hier habe man aber den Schmetterling auf 3 500 Hektar dank einer Sondergenehmigung noch mit einem Hubschrauber bekämpfen dürfen. Doch damit könnte bald Schluss sein: "Die Bekämpfung aus der Luft soll gänzlich verboten werden", so Reckleben. Das bestätigt auch der Leiter Waldschutz der Nordwestdeutschen Forstanstalt, Michael Habermann: "Wir dürfen derzeit ohnehin nur noch ein einziges Präparat per Hubschrauber versprühen, wenn eine Sondergenehmigung vorliegt." Doch selbst dann dürften nur 50 Prozent der befallenen Flächen behandelt werden. Außerdem müsse ein Abstand von 100 Meter zu Siedlungen eingehalten werden. "Das ist widersinnig", so Habermann, "kein Kleingärtner käme auf die Idee, bei Schädlingsbefall nur die Hälfte der betroffenen Fläche zu behandeln." Zumal das Präparat auf biologischem Wege wirke und für Menschen ungefährlich sei. Verantwortlich für die Genehmigungen sei das Bundesamt für Verbraucherschutz, welches wiederum vom Umweltbundesamt unter Druck gesetzt werde, so Habermann. Das Umweltbundesamt begründete die Auflagen auf MZ-Anfrage damit, dass das Mittel auch andere Schmetterlingsarten schädigen würde.

Auch Reckleben bestätigt ein "Kompetenzgerangel verschiedener Bundesbehörden und -ministerien". Die Folge sei, dass eine Ausbreitung des Insekts über das gesamte Land kaum noch zu verhindern sei. "Wir bekommen ein ernsthaftes Problem", so Reckleben. Unterdessen wurde im Oberharz zum ersten Mal seit 20 Jahren mit der Kalkung versauerter Böden aus der Luft begonnen.