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Innenministerium Innenministerium: Seltsame Farbenlehre an den Polizeiautos

Von Ronald Dähnert 01.11.2002, 19:22

Halle/Magdeburg/MZ. - Die Polizei in Sachsen-Anhalt hat den Versuch, mit grün-silbernen Fahrzeugen beim Wiederverkauf einen höheren Erlös zu erzielen, abgebrochen. Alle neuen Polizeiautos kommen wie gewohnt grün-weiß daher. Etwa 40 von insgesamt 800 Autos im Land sind mit dem silbernen Grundton und der aufgeklebten grünen Folie unterwegs, elf davon in Halle.

Wie Matthias Schuppe, Sprecher des Magdeburger Innenministeriums, erklärte, sind im vorigen Jahr diese silberfarbenen Fahrzeuge angeschafft worden. Ziel war, beim Weiterverkauf der Wagen mehr Geld in die Kasse zu bekommen, weil einerseits die Metallic-Lackierung ohnehin mehr Wert hat und weil andererseits silberne Autos derzeit höher im Kurs stehen als weiße. Doch nach mehrmonatigen Erfahrungen habe sich heraus gestellt, dass diese Rechnung nicht aufgeht.

Hauptproblem sei der vergleichsweise hohe Preis der Silbermetallic-Farbe, die rund dreimal so viel kostet wie das normale Weiß. Entsprechend, so Schuppe, seien sämtliche Reparaturen um einiges teurer als an den weißen Fahrzeugen. Wenn die Polizeiautos dann auf dem freien Markt zum Verkauf angeboten werden, so Schuppe, hebe sich der höhere Verkaufswert mit den gestiegenen Reparaturkosten auf. Das Ergebnis: "Die Einspareffekte sind nicht signifikant", resümiert der Ministeriums-Sprecher. Also sei jetzt entschieden worden, wieder grün-weiße Autos in den Dienst zu stellen.

Ausgangspunkt des "Farbversuchs" seien Erfahrungen in Baden-Württemberg gewesen. Dort sei die Polizei auf die grün-silbernen Autos umgestiegen, weil beim Weiterverkauf der weißen Autos der Markt regelrecht überschwemmt wurde und die Preise in den Keller rasten, erklärt Schuppe.

Hinzu komme noch ein anderer, nicht weniger wichtiger Aspekt. Die silber-grünen Polizeiautos würden vor allem in der Dämmerung und bei Dunkelheit nicht so auffällig sein wie die weiß-grünen Fahrzeuge. Dies sei nicht allein der Eindruck des Ministeriums gewesen, so Schuppe, sondern auch die Polizisten in den Revieren hätten die gleiche Erfahrung gemacht.

Z-TITEL: "Die Einspareffekte sind nicht signifikant."

Thomas Schuppe

Ministeriums-Sprecher

Wann die "Versuchsfahrzeuge" endgültig aus dem Straßenbild verschwunden sind, vermochte Schuppe nicht zu beantworten. Peu à peu werden die Autos mit silberner Grundfarbe verkauft, wie auch alle anderen Fahrzeuge. Wann das sein wird, hänge auch von der Laufleistung ab. Im Ministerium gebe es Richtlinien, wonach der Wagen dann ausgemustert wird, wenn die Reparaturkosten 70 Prozent des Wiederbeschaffungswertes übersteigen, war zu erfahren. Ist das irgendwann der Fall, wird die grüne Farbfolie entfernt, die Autos kommen dann in weiß oder eben in silbermetallic daher. In Sachsen-Anhalt wechseln jedes Jahr 40 bis 50 Polizeifahrzeuge auf diese Art und Weise die Besitzer.