Infektionskrankheit Infektionskrankheit: Die Masern sind zurück

Magdeburg/MZ - Angesichts der Ausbreitung von Masernerkrankungen in Sachsen-Anhalt hat Gesundheitsminister Norbert Bischoff (SPD) die Bevölkerung dringend aufgerufen, ihren Impfschutz zu überprüfen und gegebenenfalls auffrischen zu lassen. „Die zunehmenden Fälle von Masernerkrankungen auch in Sachsen-Anhalt sind ein Alarmzeichen“, erklärte Bischoff. Nur Impfungen böten einen umfassenden Schutz davor. Eine Impfpflicht lehnte er jedoch ab.
In Sachsen-Anhalt waren nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) bis gestern elf Masernerkrankungen in diesem Jahr gemeldet, in den beiden vergangenen Jahren gab es nicht einen einzigen Fall. Die jüngsten drei Fälle traten in Halle auf. Masern gelten als die am höchsten ansteckende Infektionskrankheit überhaupt. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, es handele sich um eine Kinderkrankheit, ist die Komplikationsrate bei Masern relativ hoch.
Bei Kindern stirbt ein Kind von 10 000 Erkrankten, bei Erwachsenen sogar jeder tausendste Infizierte. Besonders bei Erwachsenen gebe es zudem eine besonders hohe Komplikationsrate, sagte RKI-Sprecherin Susanne Glasmacher. „Eine Quote von 1:10 00 mag beim Lotto nicht schlecht sein, aber bei Masern würde ich das Risiko nicht eingehen“, sagte Glasmacher.
Sowohl Glasmacher als auch die Impfexpertin des Landesamtes für Verbraucherschutz, Constanze Gottschalk erklärten, elf Krankheitsfälle in Sachsen-Anhalt seien ungewöhnlich viel. Grundsätzlich seien die Impfraten in Sachsen-Anhalt zwar sehr hoch und viel besser als etwa in Bayern, wo es in diesem Jahr bereits mehr als 700 Masernfälle gibt. Das Problem sei aber, dass zwischen 1973 bis 1991 Geborene oft nur einmal geimpft seien. „Einen vollständigen Schutz gibt es aber nur bei einer zweifachen Impfung“, betonte Gottschalk.
Die beiden Expertinnen für Infektionskrankheiten raten daher dringend dazu, den eigenen Impfstatus zu überprüfen. Dies ließe sich mit einem Blick in den Impfausweis erledigen oder - falls der abhandengekommen sei, mit einem Termin beim Hausarzt. Sollte jemand eine Impfung mehr als nötig erhalten, sei das aber kein Problem, so Gottschalk - „lieber einmal mehr als einmal zu wenig“.
Eine Impfpflicht lehnt Gesundheitsminister Bischoff unterdessen ab: „Das ist kein Allheilmittel.“ Zudem sei die Pflicht nur schwer zu kontrollieren. Statt durch eine Impfpflicht Menschen zu bevormunden oder zu provozieren und „unsere Energie in ideologischen Endlosdebatten zu verschleißen“, sollte Menschen überzeugt werden, dass es für ihre Gesundheit gut ist, wenn sie freiwillig impfen ließen.
