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Hochwasser in Brandenburg Hochwasser in Brandenburg: Hochwasserlage weiter kritisch - Entspannung im Süden

10.06.2013, 04:54
Mitglieder des Krisenstabes informieren in der Notunterkunft in Tröbitz (Brandenburg) die Einwohner aus dem evakuierten Mühlberg über die Situation.
Mitglieder des Krisenstabes informieren in der Notunterkunft in Tröbitz (Brandenburg) die Einwohner aus dem evakuierten Mühlberg über die Situation. dpa Lizenz

Herzberg/Mühlberg/Wittenberge/dpaWittenberge/Mühlberg/dpa - Deiche haben in Sachsen-Anhalt dem Hochwasser nicht standgehalten und auch die Situation in Brandenburg verschärft. Zentrale ICE-Strecken der Bahn waren lahmgelegt, mehrere Straßen gesperrt. Lastwagen wurden auf andere Autobahnen umgeleitet, damit die für die Retter wichtige A2 quer durch Sachsen-Anhalt entlastet wird. An einem weiteren Deich an der Landesgrenze spitzte sich die Situation zu: Ein Deich in Hohengöhren war gebrochen, teilte der Landkreis Havelland mit. Während sich die Situation an der Elbe im süden langsam entspannt, bleibt die Hochwasserlage im nördlichen Wittenberge kritisch. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde dort am Nachmittag mit Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) erwartet.

In der Prignitz zeigt die Flutung der Polder in der Nähe von Wittenberge (Prignitz) Wirkung: Der Pegel war um 14.00 Uhr leicht gesunken auf 7,76 Meter - neun Zentimeter weniger als am Sonntagabend, aber weit über der Rekordmarke von 1880 (7,44 Meter). „Experten führen dies eindeutig auf die Flutung zurück. Ohne die Maßnahme wäre der Wasserstand etwa 30 Zentimeter höher“, sagte eine Sprecherin des Koordinierungszentrums Krisenmanagement im Innenministerium.

Entwarnung gibt es jedoch noch nicht. Der Höhepunkt der Flutwelle soll Wittenberge am Dienstagmittag erreichen. In der Region bereiten sich seit Tagen Hunderte Helfer auf die Flutwelle vor. Rund eine Million Sandsäcke wurde befüllt und gestapelt. Nach Berechnungen der Behörden könnte ein historischer Höchstwert von 8,20 Meter erreicht werden.

Wie hoch das Wasser steigt, sei jedoch nicht absehbar, hieß es. „Die Fließgeschwindigkeit ändert sich ständig“, sagte Wolfgang Brandt vom Krisenstab. „Wir müssen nun wieder nachrechnen“, meinte Brandt mit Blick auf Deichbrüche an anderen Stellen. Entwarnung gibt es auch deswegen nicht, weil der Druck auf die Deiche enorm ist.

Merkel spricht Helfern Mut zu

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei einem Besuch im Hochwassergebiet im Norden Brandenburgs die Leistung der vielen Helfer im Kampf gegen die Wassermassen gelobt. Dabei hob sie besonders die Jugend hervor. Das Hochwasser habe Schäden in Milliardenhöhe angerichtet. „Der Bund wird da die Menschen nicht im Stich lassen“, sagte Merkel bei einem Besuch an der Elbe in Wittenberge am Montag. Sie erinnerte an die in Aussicht gestellte unbürokratische Soforthilfe. Am Donnerstag soll das Thema auch mit den Ministerpräsidenten der Länder besprochen werden.

Nach dem Deichbruch in Fischbeck im benachbarten Sachsen-Anhalt befürchteten Experten in Brandenburg Überflutungen durch das auslaufende Wasser ins Havelland. Seit den frühen Morgenstunden errichtet eine Firma im Auftrag der Landkreises Havelberg ein Notdeich von 3,5 Kilometer Länge zwischen Schmetzdorf und Zollchow. Er soll am Montagabend fertig sein. Auch der Deichbruch in Hohengöhren soll die Menschen im Havelland laut Behörden nicht unmittelbar treffen, weil das Wasser aller Vorraussicht nach in nördlicher Richtung strömt.

Die Bundesstraße B107, B188 und die L33 sowie die angrenzenden Kreisstraßen sind gesperrt. Die Eisenbahn-Elbebrücke in Hämerten wurde gesperrt, teilte die Deutsche Bahn AG mit. Betroffen sind die zentralen ICE-Strecke Berlin-Hannover-Köln, die ICE-Strecke Berlin-Kassel-Frankfurt/Main. Für sie gelten Umleitungen mit längeren Fahrzeiten. Die IC-Strecke Berlin-Amsterdam beginnt und endet bereits in Hannover.

Uckermark ruft Alarmstufe 2 aus

Für einen knapp 30 Kilometer langen Oder-Abschnitt hat der Landkreis Uckermark die Hochwasser-Alarmstufe 2 ausgerufen. Am Pegel bei Stützkow stieg der Fluss von Sonntag zu Montag um 30 Zentimeter an, teilte das Hochwassermeldezentrum in Frankfurt (Oder) am Montag mit. Da das Wasser den Richtwert für die Alarmstufe 3 nur gering überschreiten werde, werde diese Alarmstufe zunächst nicht ausgerufen. Am Montagmorgen stand das Wasser dort bei 8,68 Meter. Für die Oder in den Landkreisen Oder-Spree, Märkisch-Oderland sowie in Frankfurt gilt weiterhin Warnstufe 1. Beim Hochwasser im Jahr 1997 waren am Pegel in Frankfurt 6,56 Meter gemessen worden - am Montag waren es 4,36 Meter.

Im Süden hat sich die Situation an der Elbe dagegen entspannt. In Mühlberg (Elbe-Elster) konnten die Menschen am Nachmittag in ihre Häuser zurückkehren. Etwa 80 Prozent der rund 4230 Einwohner hatten zum Wochenende ihr Zuhause verlassen. Der Katastrophenalarm in der Stadt bleibt aber bestehen, betonten die Verantwortlichen.

Derzeit sind laut Verwaltung noch 675 Helfer im Elbe-Elster-Kreis im Einsatz, darunter knapp 300 Soldaten der Bundeswehr. Am Montag war der Wasserstand der Elbe in Mühlberg um 13.00 Uhr auf 8,59 Meter gesunken. Den Höchststand hatte der Fluss am Freitag mit 9,88 Meter erreicht - gut dreimal so hoch wie an normalen Tagen.

Am Montag um 10.00 Uhr zeigte der Pegel bei Bad Liebenwerda 2,54 Meter und der bei Herzberg 2,76 Meter an. An der Schwarzen Elster, die auf einer Länge von rund 87 Kilometer durch den Landkreis fließt, wurde auf diesem Abschnitt die Alarmstufe 3 aufgehoben.

Einsatzkräfte und Helfer verstärken am 9. Juni in Wittenberge (Brandenburg) einen Deich in der Altstadt mit Sandsäcken.
Einsatzkräfte und Helfer verstärken am 9. Juni in Wittenberge (Brandenburg) einen Deich in der Altstadt mit Sandsäcken.
dpa Lizenz