Schulanfang in Sachsen-Anhalt Helm ist Pflicht!: Zitterpartie Schulweg für Kinder

Halle (Saale) - Die gute Nachricht vorweg: Immer weniger Schüler verunglücken auf dem Weg zur Schule. Im Kalenderjahr 2011 waren es noch 3.173, in 2015 nur noch 2.615. Und das, obwohl die Schülerzahlen im gleichen Zeitraum von etwa 175.000 auf knapp 185.000 gestiegen sind. Doch die Sache hat auch einen Haken.
Denn jeder vierte Unfall – rund 650 insgesamt – davon passiert mit dem Fahrrad. Uwe Köppen von der Unfallkasse Sachsen-Anhalt sieht als Hauptgrund die mangelnde Fahrpraxis der Kinder und Jugendlichen: „Sie beherrschen das Rad einfach noch nicht sicher genug.“ Wichtig sei daher, Kinder frühzeitig zur eigenständigen Mobilität zu erziehen.
Eigenständige Mobilität der Kinder nimmt ab
Doch genau da liegt das Dilemma. „Die eigenständige Mobilität nimmt immer weiter ab“, sagt Köppen. Weil Schüler von ihren Eltern zum Beispiel häufig mit dem Auto direkt bis vor die Schule gebracht werden. Oder in ländlichen Gebieten schon frühzeitig mit dem Bus zur Schule fahren müssen. „Steigen sie auf das Fahrrad um, fehlt ihnen die Fahrpraxis“, so Köppen.
Die Verkehrswacht Sachsen-Anhalt empfiehlt Eltern, in der Freizeit mehr Radtouren mit ihren Kindern zu unternehmen, um deren Fähigkeiten zu fördern. „Eltern müssen ihren Kindern mehr zumuten, nur dadurch werden sie sicherer“, sagt Thomas Stegelitz von der Landesverkehrswacht.
Öffentliche Verkehrsmittel am sichersten
Am sichersten legen die Kinder den Schulweg laut Statistik der Unfallkasse Sachsen-Anhalt mit öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Schulbus zurück. Etwa die Hälfte aller Unfälle passiert zu Fuß, was aber wohl nicht auf das falsche Verhalten der Kinder im Straßenverkehr zurückzuführen sei. Knapp 20 Prozent passieren bei der Mitnahme im Auto und auf dem Motorrad.
Aus Sicht von Polizei, Verkehrswachten, Verkehrsverbänden und Unfallkassen sollten Kinder eine Radfahrprüfung absolvieren, bevor sie mit dem Rad zum Unterricht fahren. „Das Verkehrsaufkommen nimmt zu, das sorgt für ganz andere Herausforderungen als noch vor zehn Jahren“, erklärt Stegelitz. Absolute Pflicht: Ein sicheres Rad und ein Helm.
Schülerlotsen und Schulweghelfer in Halle im Einsatz
Mittlerweile wird in fast jeder Grundschule Sachsen-Anhalts die Radfahrprüfung angeboten, meist mit Unterstützung von Polizei und Verkehrswacht. In den höheren Klassen steigen die Ansprüche, Themen wie Auto- und Mofa-Führerschein oder auch der tote Winkel gehören dann zu den Inhalten.
In der Stadt Halle und dem Bördekreis sind Schulweghelfer und Schülerlotsen im Einsatz. Während die Helfer die Schüler auf dem Schulweg begleiten und auch darauf achten, dass kein Streit entsteht, sichern die Lotsen kritische Straßenbereiche ab.
Verkehrsteilnehmer in Halle zur Vorsicht aufgerufen
Zum heutigen Schulanfang appelliert Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) an alle Verkehrsteilnehmer, sich in den nächsten Tagen und Wochen noch vorsichtiger und rücksichtsvoller zu verhalten. „Schulanfänger müssen erst noch lernen, Gefahren richtig einzuschätzen“, so Webel. Erst recht gilt das für die 5.300 oft ortsunkundigen Flüchtlingskinder, die landesweit in den Schulen erwartet werden. Die meisten Schüler mit ausländischen Wurzeln gibt es laut Landesschulamt mit mehr als 5.000 in Halle. Es folgen Magdeburg (862) und der Salzlandkreis (441). Auf die Schulwege machen nicht nur Verkehrsschilder, sondern auch Banner und Plakate aufmerksam. (mz)