1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Heitere Nonne: Heitere Nonne: Schwester Christiane spießt Alltagsnöte auf

EIL

Heitere Nonne Heitere Nonne: Schwester Christiane spießt Alltagsnöte auf

Von Imke Hendrich 06.08.2006, 12:24
Schwester Christiane in ihrem Arbeitszimmer im Benediktinerinnen-Kloster Alexanderdorf im Landkreis Teltow-Fläming. (Foto: dpa)
Schwester Christiane in ihrem Arbeitszimmer im Benediktinerinnen-Kloster Alexanderdorf im Landkreis Teltow-Fläming. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Alexanderdorf/dpa. - «Genau das würden wir beiHitze mal gern machen, aber das ist im Kloster nicht so einfachmöglich», sagt Schwester Christiane zu der Zeichnung. Den Alltag, undauch manchmal die Nöte der Nonnen im BenediktinerinnenklosterAlexanderdorf in Brandenburg bringt sie in Karikaturen zum Ausdruck.In dieser Kunst dürfte die gebürtige Magdeburgerin bundesweit dieeinzige sein.

Meist fröhlich, aber auch ernst sind ihre Cartoons, die unteranderem die Internetseite des 1934 gegründeten Klosters St. Gertrudzieren: Da ist die radelnde Nonne, die darauf achten muss, dass keinZipfel ihrer Tracht in die Speichen gerät. Oder die Ordensschwester,die beim Blumengießen mit einem widerborstigen Wasserschlauch kämpft.Oder die Nonne, die unter der Last eines großen Oster-Eies in ihrenArmen kaum vorwärts kommt. «Ostern ist für uns ein anstrengendesFest, weil wir sehr lange Gottesdienste haben, aber es ist auch meinliebstes», sagt Schwester Christiane.

Ihre Zeichnungen sind für sie «eine Brücke, um die Schweren desAlltags zu überwinden». Sie zeichne nicht nach Vorbildern, «sonderndas, was ich gerade in meinem Herzen habe». Schon in früher Kindheithat die heute 58-Jährige, die seit 1970 im Kloster Alexanderdorfsüdlich von Berlin lebt, ihre Liebe zur Kunst entdeckt. Bei ihremVater, der als Maler und Grafiker arbeitete, schaute sie über dieSchulter.

Ein Studium war ihr, die sich schon früh zum christlichen Glaubenhingezogen fühlte, als Tochter eines Künstlers in der DDR zunächstverwehrt. «Doch nach einer Ausbildung zur Plakatmalerin habe ich michfür die Kunsthochschule in Berlin-Weißensee beworben, und es hatgeklappt.» Schon bald entschloss sie sich aber, ins Kloster zu gehen.«Es war immer meine Überzeugung, Künstlerin zu werden. Das andere warder Zug meines Herzens.»

Sie beschreibt die Entscheidung für ein Klosterleben als «Gefühl,wie wenn man sich ganz doll verliebt». Schwester Christiane brachdafür ihr Studium ab, was ihr bis heute «weh tut». «Im Westen wäre eskein Problem gewesen, als Ordensschwester zu studieren. In der DDRkam der Gang ins Kloster einer Republikflucht gleich.» Durch einenZufall entdeckte der katholische St. Benno-Verlag Leipzig in den 70erJahren Schwester Christiane - und sie erhielt den ersten Auftrag füreine Buchillustration.

Auf zehn Veröffentlichungen hat sie es mittlerweile gebracht - vonKinderbüchern über die Illustration der Jesus-Geschichte bis hin zuDetektivgeschichten um Pater Brown. Ihre Kinderbildmappe mitreligiösen Bildern ist sogar in Brasilien bekannt. «Jetzt habe ichkeine Zeit mehr dazu, und außerdem kann ich nicht unter Druckarbeiten.» Doch der Kunst blieb sie immer treu und beschäftigt sichderzeit vor allem mit Ikonenmalerei oder gibt Kurse im Kloster. «Aberich würde gern noch viel mehr malen», bekennt Schwester Christiane.«Um an das anzuknüpfen, was ich als Studentin aufgegeben habe.»

Dass sich ihre derzeit 28 Mitschwestern durch Zeichnungen «auf dieSchippe genommen fühlen», komme nicht vor. «Ich sehe zu, dass man sienicht genau erkennt und stelle sie ja meist sehr fröhlich dar.» Unddass es hinter den Klostermauern der Benediktinerinnen vonAlexanderdorf, deren Tag aus je zur Hälfte Beten und Arbeitenbesteht, alles andere als ausschließlich ernst zugeht, zeigt etwa deralljährliche Fasching: «Schon ein paar Mal war ich da Clown», sagtdie lebensfrohe Schwester Christiane und lacht verschmitzt.