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Handwerk Handwerk: Bäckerei aus Stendal will mit «Bördekanten» punkten

25.10.2005, 06:53
Eine Mitarbeiterin der Stendaler Landbäckerei kontrolliert Brote bevor sie in den Backofen kommen. Der Betrieb mit 103 Filialen in Sachsen-Anhalt backt täglich rund 100000 Brötchen, 23 Sorten Brot sind im Angebot. (Foto: dpa)
Eine Mitarbeiterin der Stendaler Landbäckerei kontrolliert Brote bevor sie in den Backofen kommen. Der Betrieb mit 103 Filialen in Sachsen-Anhalt backt täglich rund 100000 Brötchen, 23 Sorten Brot sind im Angebot. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Stendal/dpa. - Der 43-Jährige ist Geschäftsführer der Stendaler Landbäckerei GmbH und stammt aus der Börde. «Unser neues Brot entsteht nach einem Rezept meines Großonkels aus den 30er Jahren.»

Schon zu normalen Zeiten stellen die Stendaler täglich 23 SortenBrot, 100 000 Brötchen und Kuchen her. In diesen Tagen läuftzusätzlich die Advents- und Weihnachtsproduktion an. Die Backöfenlaufen Tag und Nacht auf Hochtouren. Für alle weihnachtlichenProdukte hat sich Bosse etwas Besonderes ausgedacht. «DieSchokoladenherzen werden in Kooperation mit anderen Partnern in derLebensmittelbranche für karitative Zwecke verkauft, mit den vonunseren Lehrlingen entworfenen Lebkuchenhäusern nehmen wir amlandesweiten Hexenhauswettbewerb teil», berichtet der Chef.

In den 132 Filialen erzielte die Stendaler Landbäckerei im Vorjahreinen Umsatz von gut 18 Millionen Euro. Das Unternehmen beschäftigt580 Mitarbeiter, davon 41 Auszubildende. «Wir schreiben schwarzeZahlen und wollen in Sachsen-Anhalt Marktführer werden», sagt Bosse.23 Lastwagen sind täglich mit der Rohware auf Tour. Bosse zufolgewerden heute etwa 60 Prozent aller Erzeugnisse in den Ladenbacköfen«endgebacken». Neben den 103 Filialen in Sachsen-Anhalt werden auchGeschäfte in Sachsen, Thüringen, Niedersachsen und Brandenburgbeliefert. «Wir haben damit ein sehr großes Vertriebsgebiet undwollen das künftig auch in unserem Namen deutlich machen», sagteBosse. So firmiere das Unternehmen jetzt unter dem Logo «IhrLandbäcker».

Neue Produkte zu kreieren ist Bosses Hobby. Nicht nur der«Bördekanten» hat derzeit Premiere, sondern auch das «FlammendeHerz», ein Weihnachtskeks mit Marmeladenfüllung. Zum diesjährigenSchulbeginn haben die Landbäcker gemeinsam mit einem Haferflocken-Hersteller ein Pausenbrot auf den Markt gebracht, das zu einergesünderen Ernährung der Schüler beitragen soll. «Gemeinsam mit derAOK stellen wir auch ein salzarmes, Gesundheit förderndes Brot her»,sagte Bosse.

Der Weg zum Erfolg war lang für den umtriebigen Geschäftsführer.Lag der Umsatz vor zehn Jahren noch bei 12 Millionen DM, so hat ersich Dank der Konzentration der Produktion und Investitionen inmoderne Technik auf gut 18 Millionen Euro verdreifacht. ZahlreicheQualitätsmedaillen und Platz 23 im Ranking der 15 000 deutschenBäckereibetriebe vom Februar 2005 sind Zeugnis guter Arbeit. Bosseist seit Jahresbeginn auch Eigentümer der Großbäckerei. DasSchwesterunternehmen «Salzwedeler Baumkuchenbetriebe Bosse GmbH»kaufte er gleich mit dazu. Hier verlassen täglich 1,3 TonnenBaumkuchen den Betrieb. Gemeinsam mit Ehefrau Roswitha, die denVertrieb leitet, ist das ganze Unternehmen auf Erfolgskurs.

Als Backwarenkombinat war der Stendaler Betrieb im letzten Jahrder DDR errichtet worden. Er sollte die Einwohner der RolandstadtStendal ebenso wie die Tausenden Arbeiter auf der Baustelle des inder Nähe gelegenen Kernkraftwerkes und die in den Wäldern rings umStendal auf Übungsplätzen stationierten sowjetischen Truppenversorgen. Die politische Wende ließ den Markt wegbrechen: Der Baudes Kernkraftwerks wurde ein für alle Mal gestoppt, die Sowjets zogenab - nur die Bäcker hielten durch.