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Hallescher FCHallescher FC: DFB-Pokalspiel doch in Neustadt?

Von CHRISTOPH KARPE 14.07.2011, 19:21

Halle (Saale)/MZ. - Dessau-Roßlau sagte nein, auch Nürnberg wollte dem Halleschen FC keine Wahlheimat sein. Der Grund, warum der Fußball-Regionalligist partout keinen Spielort für sein Pokalduell am 30. Juli gegen Eintracht Frankfurt finden kann, ist immer der beängstigend gleiche: Furcht vor Krawallen gewaltbereiter Fans.

"Jetzt ist jede Denkrichtung zugelassen. Irgendein Weg muss doch nach Rom führen", sagte HFC-Präsident Michael Schädlich ernüchtert, als ihn die Hiobsbotschaft vom Mittwoch aus Nürnberg erreichte. Die Stadt hatte ihr Veto eingelegt. Der Vertrag mit der Betreiber-Gesellschaft des fränkischen Bundesliga-Stadions war hinfällig.

Nun könnte jenes Rom ganz nahe liegen. Inzwischen steht das Stadion im halleschen Stadtteil Neustadt, die Ausweichspielstätte des Klubs, ganz oben auf der Wunschliste. "Der HFC hat heute um 9 Uhr bei uns eine schriftliche Anfrage für Neustadt eingereicht", sagte Bernd Wiegand, der für Sport zuständige Beigeordnete der Stadt, am Donnerstag. Der Verein will die Partie dort vor 3 000 Zuschauern über die Bühne bringen. Damit reduziert sich die Zahl der Gäste - im schlimmsten Fall Krawallmacher - aus Frankfurt auf 300. Den Anteil von zehn Prozent verlangt der DFB.

Jetzt könnte alles ganz schnell gehen. Schon am Freitag wollen Experten des Deutschen Fußball-Bundes in Halle anreisen und die Spielstätte im Bildungszentrum besichtigen. Das heißt, darauf abklopfen, ob sie den Mindest-Sicherheitsanforderungen entspricht. Dabei könnte sich allerdings ein Problem auftun. Der DFB hatte dem Klub nur für die ersten drei Saison-Heimspiele - solange bis das neue Stadion fertig ist - noch einmal eine Ausnahme-Genehmigung erteilt, hier kicken zu dürfen. Für den Pokal gab es eine Absage.

"Maßgeblich ist, dass die aggressiven Fans beider Lager getrennt werden können. Die Polizei ist bereits in den Entscheidungsprozess involviert", sagt Wiegand. Zugleich könnten die Hallenser ein positives Beispiel anführen. Im Viertelfinale des diesjährigen Landespokals empfing der HFC den Dauerrivalen 1. FC Magdeburg. Die Hochsicherheitspartie, die Halle dann in der Verlängerung 1:0 gewann, blieb bei 4 000 Zuschauern frei von Zwischenfällen. Warum sollte es bei einem ähnlich brisanten Spiel keine Wiederholung geben?

"Wenn die Variante Neustadt klappen würde, wäre das für den Klub ein Happy End - sowohl was die Kosten betrifft als auch für unsere Fans, denen dann eine weite Reise erspart bliebe", sagt HFC-Vizepräsident Jörg Sitte. Die Stadt käme dem Verein entgegen. "Wir würden nicht mehr Geld verlangen als bei einem normalen Punktspiel", sagt Wiegand. Das heißt, der HFC müsste alle Aufwendungen der Stadt tragen und an sie pro Zuschauer einen Euro abführen. Da kämen etwa 5 000 Euro zusammen. Die Antrittsprämie im DFB-Pokal beträgt 100 000 Euro. Da bliebe sogar ein erkleckliches Sümmchen übrig.

Doch solange die Sache nicht in trockenen Tüchern ist und immer noch ein Scheitern des Planes droht, sind weitere Alternativen gefragt. Der Klub hat in seiner Not unter anderem auch in Mannheim, Kiel und Paderborn angefragt. Nun jedoch bringt sich Zeitz in Stellung. Oberbürgermeister Volkmar Kunze (FDP) bietet das Ernst-Thälmann-Stadion an. Kunze: "Die Stadt Zeitz würde hier gerne unterstützen, damit es möglich wird, das Pokalspiel doch in Sachsen-Anhalt auszutragen." Immerhin fasst die Spielstätte des 1. FC Zeitz (eingeweiht 1962) 20 000 Zuschauer.

Und dann gäbe es noch Variante C. Helmut Sandrock, der beim DFB für den Spielbetrieb im Pokal zuständig ist, reagierte auf eine Mail-Anfrage aus Fan-Kreisen. "Wir sind eng an der Seite des Vereins, der muss aber jetzt alles tun, um das Spiel in Sachsen-Anhalt über die Bühne zu bringen. Übrigens gibt es den Spielort Magdeburg gleich um die Ecke", schrieb er in einem Brief, der im Forum der "Webhallunken" veröffentlicht wurde. Doch Magdeburg wäre für den HFC wohl die allerletzte Notlösung. "Die Sicherheit der Zuschauer muss als erstes beachtet werden. Da ist Magdeburg nicht auszuschließen, aber bestimmt nicht zu favorisieren", sagt HFC-Chef Schädlich, der inständig auf Grünes Licht für Neustadt hofft.