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Grüne Woche in Berlin Grüne Woche in Berlin: Sachsen-Anhalts Firmen zeigen 100 Neuheiten

Von Ralf Böhme 20.01.2014, 16:06
Über 80 Aussteller aus Sachsen-Anhalt präsentieren sich mit mehr als 1 500 Produkten in der Halle 23b auf der Grünen Woche in Berlin. Der Andrang der Besucher ist groß.
Über 80 Aussteller aus Sachsen-Anhalt präsentieren sich mit mehr als 1 500 Produkten in der Halle 23b auf der Grünen Woche in Berlin. Der Andrang der Besucher ist groß. Andreas Stedtler Lizenz

Berlin/MZ - Wenn ein Mann aus Kanada in Berlin auf Sachsen-Anhalt trinkt, dann ist Grüne Woche. Jürgen Lettner, der seit vielen Jahren in Toronto lebt, macht hier seine „Entdeckung des Jahres“: Landsberger Bier. Ein Pils wie er es „drüben“ vermisse. Dabei gibt es die Brauerei erst seit 1997. Das Familienunternehmen legt gegen den Trend zu, im vergangenen Jahr wieder um vier Prozent.

Duft der Harzer Blasenwurst lockt die Besucher

Doch damit ist es in der Sachsen-Anhalt-Halle keine Ausnahme. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU): „Zwei Drittel Traditionsbetriebe, ein Drittel Firmen, die jetzt durchstarten.“ Mit diesem Mix müsse einem vor der Zukunft nicht bange sein. Mit 50 000 Arbeitsplätzen und einer Exportquote von fast 20 Prozent erreiche Sachsen-Anhalts Ernährungswirtschaft „West-Niveau“, sagt Landwirtschaftsminister Hermann Onko Aeikens beim Sachsen-Anhalt-Tag auf der weltgrößten Agrarmesse.

Der Andrang ist riesig. Als Wegweiser dienen nicht nur die Banner an den Wänden, die die Burg Giebichenstein und das Wörlitzer Gartenreich zeigen. Es ist auch der Duft der Harzer Blasenwurst aus Halle, der lockt. Vize-Chef Andreas Seifert füllt Tüte auf Tüte. Wer hätte das vor neun Jahren erwarten können, dass Opa Kurts Fleischrezept so einschlägt. Ohne die vergangenen Messe-Auftritt würde auch der Internetverkauf „Wurst per Post“ noch längst nicht so gut laufen, so Seifert. Inzwischen beschäftigt die Firma 66 Mitarbeiter.

Auch kleine Winzer der Region können mit alten Weingütern mithalten

Aus Besuchersicht beeindruckt vor allem die Vielfalt des Angebots aus Sachsen-Anhalt: 1.500 Artikel, darunter nahezu 100 Messepremieren. „Das lohnt sich“, stellt beispielsweise Rico Klemm aus Potsdam fest. Ein Häppchen hier, einen guten Schluck dort - bald ist sein Rucksack voll Leckereien und Touristiktipps. Sein nächstes Reiseziel, so der Werkmeister, soll Naumburg sein. „Eure Uta würde ich mir ganz gerne mal ansehen“, schmunzelt der 51-Jährige. Zuvor aber folgt der Familienvater der Einladung von Winzer Dr. Eberhard Hage aus Freyburg. Seit dem Jahr 2000 keltert er seinen eigenen Wein, auf der Messe werden von ihm zwölf Sorten ausgeschenkt. Irma Laufen aus Stuttgart bescheinigt ihm, dass die verkosteten Tropfen auch gegen Weingüter mit 1000-jähriger Geschichte bestehen können. Dazu gehört beispielsweise das Landesweingut Kloster Pforta. An dessen Stand ist Peter Vogler aus Gleina (Burgenlandkreis) Stammgast. Kein Wunder, der ehemalige Mechaniker kennt sich in punkto Trauben-Erntemaschinen aus, hat sie in den neunziger Jahren in der Region mit eingeführt.

Zu Sachsen-Anhalts neuem Mix, wie der Slogan der Präsentation lautet, gehören auch ganz außergewöhnliche Geschäftsideen. Eine davon verschafft Gastwirt Wolfgang „Kelle“ Mandelkow aus Kläden bei Stendal große Popularität. Kelles Suppenmanufaktur macht seit 2009 - nach schwierigem Start - aus der Altmärker Hochzeitssuppe im Glas einen Exportschlager. In der kalten Jahreszeit steht Weißer Bohneneintopf hoch im Kurs. Unterm Strich bedeutet das 23 neue Arbeitsplätze.

Überraschungseffekte auf den zweiten Blick

Gute Suppe gibt es sicher auch anderswo, absolut einmalig ist das Harzer Rote Höhenvieh von Uwe Thielecke. Der Brockenbauer stellt auf der Grünen Woche erstmals seine seltenen Rinder vor, eine fast vom Aussterben bedrohte, aber ungemein robuste Rasse. Das ist Fleischqualität, die auch Gourmets mit der Zunge schnalzen lässt.

Zufall oder Absicht, die Reihe der Aussteller in der Halle wirkt raffiniert: Überraschungseffekte, immer auf den zweiten Blick. Beinahe durchgehend wechseln sich Traditionsbetriebe mit Neulingen ab. In der Marketing-Forschung nennt man das „Tandem-Effekt“. Die Runde startet und endet mit Schwergewichten in ihren Segmenten: Am Eingang empfängt Marco Thiele, Chef des Backmischungs-Herstellers „Kathi“ aus Halle, die Gäste. Das Unternehmen feiert im nächsten Jahr voraussichtlich ein Jubiläum: die 25. Teilnahme an der Grünen Woche. Nach dem bunten Papageienkuchen der vergangenen Saison, ist jetzt das Kleingebäck „Brownies“ der Hit. Weitere neue Erzeugnisse sind in Arbeit, so dass der Jahresumsatz von zuletzt 30 Millionen Euro noch einmal übertroffen werden kann. Die Verabschiedung der Gäste geschieht traditionell mit Rotkäppchen-Sekt, der bislang einzigen Marke aus Sachsen-Anhalt mit einem Bekanntheitsgrad von de facto 100 Prozent in Ost und West.

Der Ministerpräsident von Sachsen Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), probiert am 20.01.2014 auf der Grünen Woche auf dem Messegelände in Berlin in der Länderhalle einen "Elbwurm".
Der Ministerpräsident von Sachsen Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), probiert am 20.01.2014 auf der Grünen Woche auf dem Messegelände in Berlin in der Länderhalle einen "Elbwurm".
dpa Lizenz
Paula Löba (links) und Josefine Schneider stellen Suppen der Firma Kelle vor.
Paula Löba (links) und Josefine Schneider stellen Suppen der Firma Kelle vor.
Andreas Stedtler Lizenz
Gäste stoßen mit Bier am Stand der Landsberger Brauerei an.
Gäste stoßen mit Bier am Stand der Landsberger Brauerei an.
Andreas Stedtler Lizenz