Gewässer Gewässer: Krebsgift in Fischen aus Elbe und Mulde
Dessau/MZ. - Das Umweltbundesamt warnt Angler in Sachsen-Anhalt vor dem Verzehr von Fischen aus Elbe und Mulde. Die Behörde hat eine um das 18-fache über dem zulässigen Grenzwert liegende Konzentration des Krebs erregenden Schadstoffs Hexachlorcyclohexan (HCH) in Fischen aus den beiden Flüssen entdeckt. Es handele sich dabei um die höchsten je in Deutschland bei Süßwasserfischen gemessenen Belastungen mit dem Krebs erregenden Stoff, bestätigte gestern eine Sprecherin des Umweltbundesamtes. Sie geht allerdings davon aus, dass belastete Fische nicht in den Handel kommen und deshalb keine Gefahr für Verbraucher bestehe.
Den Ergebnissen zufolge sind die HCH-Werte im vorigen Jahr sprunghaft angestiegen. Die Chemikalie wird als Insektengift unter dem Namen Lindan verwendet (siehe "Weltweit nachweisbar"). In der Bundesrepublik wurde die Verwendung des Pflanzenschutzmittels 1977 verboten, seit 2003 gilt ein europaweites Verbot. Das Pestizid wurde dagegen in der DDR in der Region Bitterfeld produziert. Die dabei entstandenen HCH-Abfälle landeten auf Deponien. Die jetzt nachgewiesenen hohen Belastungen sollen aus Altlasten der Pflanzenschutzmittelproduktion zu DDR-Zeiten stammen.
Nicht vollständig geklärt ist unterdessen der Grund für den Anstieg der Schadstoff-Konzentration von 2003 zu 2004. Durch das Hochwasser im Jahr 2002 seien die Schadstoffe wahrscheinlich in die Flüsse gespült worden. Im Sommer nach der Flut hätten die Messungen des Umweltbundesamtes aber nur einen moderaten Anstieg ergeben. In dem Hitzesommer 2003 trockneten die Flüsse größtenteils aus. Dabei, so vermutet das Bundesamt, hätten sich die Schadstoffe am Ufer abgelagert und seien erst danach wieder in den Fluss gelangt.
Es werde Jahrzehnte dauern, bis die Reste des Wirkstoffs abgebaut sein, so das Umweltbundesamt. Bereits vor den Messungen waren Angler gewarnt worden, Fische aus der Mulde und der Elbe bei Magdeburg zu essen. Nach den aktuellen Ergebnissen, so das Bundesamt, sollten die Angler erst recht auf den Verzehr verzichten.
Für Badefreunde soll HCH keine Probleme bedeuten. Eine halbe Stunde in der Elbe zu baden, sei unbedenklich, so die Arbeitsgemeinschaft zur Reinhaltung der Elbe.