Geteiltes Trinken Geteiltes Trinken: Die Sachsen lassen das Herrengedeck wieder aufleben

Die trau’n sich was, die Sachsen! Ausgerechnet jetzt, wo alle Welt über Frauenquote und Emanzipation diskutiert, reanimieren ein sächsisches Weingut und eine Brauerei eine längst totgeglaubte Kreation: das Herrengedeck - ein Set aus der DDR-Gastronomie, bestehend aus einem Fläschchen Sekt und einem Bier. Passend zum Herrentag soll das Kombi-Gesöff wieder unters Volk gebracht werden.
Viel Spaß damit - ein dicker Kopf lässt grüßen! Aber halt - wer das Herrengedeck stilecht und DDR-typisch konsumiert, dem bleibt der Brummschädel erspart. Und der braucht auch den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit nicht zu fürchten. Der trinkt nämlich nicht durch- oder nacheinander, der teilt christlich: der Sekt für die Dame, das Bier für den Herren. Ohne das Herrengedeck hätte es in einem Lokal der Mangelwirtschaftszeit kaum Aussicht auf einen Sekt gegeben. Das Koppelgeschäft war eine Art Zuteilung - wer Umsatz mit dem ausreichend vorhandenen Bier machte, bekam ein Schlückchen raren Sekt dazu. Und den gaben die Herren freilich gern an ihre weibliche Begleitung weiter.
Ob das Herrengedeck heutzutage mehr Abnehmer als nur Nostalgiker findet? Es gibt schließlich Bier in Massen und in riesiger Auswahl. Und es gibt Sekt, so viel das Frauenherz begehrt. Witzig wäre gewesen, ein Damengedeck zu erfinden. Nicht wegen der Quote, sondern wegen der Neugier: Woraus hätte eine solche Kombi bestanden? Ein Likörchen und ein Sprudelwasser? Teilen würden die Frauen sowas sicher gern. Ihr wollt doch Auto fahren, Männer, oder?

