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Gerichtsurteil Gerichtsurteil: Landgericht weist Mutter in geschlossene Psychiatrie ein

Von Lars Geipel 28.09.2004, 11:51
Das Archivbild zeigt hohe Metallzäune, die die Forensische Klinik im sachsen-anhaltinischen Ort Uchtspringe (Landkreis Stendal) umgeben. Hier sitzen unter anderem psychisch kranke Straftäter hinter Gittern. (Archivfoto: dpa)
Das Archivbild zeigt hohe Metallzäune, die die Forensische Klinik im sachsen-anhaltinischen Ort Uchtspringe (Landkreis Stendal) umgeben. Hier sitzen unter anderem psychisch kranke Straftäter hinter Gittern. (Archivfoto: dpa) dpa

Magdeburg/dpa/MZ. - Das Landgericht Magdeburg hat am Dienstag eine 34 Jahre alte Frau in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen, weil sie ihren sieben Jahre alten Sohn erstochen hat. Das sagte einGerichtssprecher. Die vierfache Mutter aus Staßfurt musste sich wegen Totschlags vor Gericht verantworten. Die Frau hatte gestanden, dem Jungen im April ein Messer in die Brust gerammt zu haben. Das Gericht folgte damit den Empfehlungen eines Gutachters und der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Frau muss nun auf unbestimmte Zeit im psychiatrischen Fachkrankenhaus Uchtspringe bei Stendal bleiben.

Im Saal A 23 des Landgerichtes Magdeburg herrschte am Dienstag minutenlang Stille. Die Vorsitzende Richterin Claudia Methlinghatte soeben das Urteil gegen die 34-jährige Anja T. aus Staßfurt verlesen: Freispruch wegen Schuldunfähigkeit und Einweisung in eine psychiatrische Klinik. Doch fähig, irgendetwas zu sagen oder sich zu rühren, war niemand.Zu schockierend war das, was die Richterin in der Begründung zusammenfasste. Die Umstände des tödlichen Messerstichs in die Brust des siebenjährigen Tim kurz vor Ostern dieses Jahres - ausgeführt von der eigenen Mutter.

Ein heftiger Streit hatte, so schilderte AnjaT. in ihrem Geständnis, am frühen Morgen des8. April zwischen Tim und seinem ein Jahrjüngeren Bruder Erik um ein Spielzeugautodie allein erziehende Mutter von vier Kindernin Rage gebracht. Die Nerven - eh schon angespanntwegen der Kündigung der Wohnung - machtennicht mehr mit: Mit voller Wucht gab sie Timeine Ohrfeige, der Streit ging trotzdem weiter.Außer sich vor Wut rannte sie in die Küche,schnappte sich ein kleines Messer und stachauf das Kind ein. Tödlich ins Herz getroffenbrach Tim zusammen - ohne eine Chance aufRettung.

Was Anja T. getan hatte, war ihr nach Meinungeines Gutachters nicht bewusst. Der hattenach eingehender Untersuchung der Frau eineerhebliche Persönlichkeitsstörung, eine emotionaleInstabilität und eine Intelligenzminderungattestiert. So waren sich Staatsanwältin,Verteidigerin und Richterin auch einig, aufeine Gefängnisstrafe zu verzichten und dieFrau mit dem Urteilsspruch in eine psychiatrischeKlinik einzuweisen.