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Genthin Genthin: Getötete waren offenbar Zufallsopfer

07.03.2011, 09:46

GENTHIN/DPA/DAPD. - Die drei am Donnerstag bei Genthin getöteten Menschen waren offenbar Zufallsopfer. "Nach derzeitigem Erkenntnisstand hat keine persönliche Verbindung zwischen dem mutmaßlichen Täter, dem getöteten Schießwart sowie den beiden Opfern aus Brandenburg bestanden", erklärte am Montag Thomas Kramer, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Stendal. Der 28-jährige Verdächtige sei psychisch krank gewesen. Er habe Medikamente genommen und zuletzt in einer betreuten Wohngruppe in Wittenberge (Brandenburg) gelebt. Im Jahr 2009 sei er nach einem gescheiterten Suizidversuch in stationärer Behandlung gewesen.

Geständnis am Telefon

Nach der Tat soll der Mann das Verbrechen in einem Telefonat gestanden haben. Wen er dabei angerufen hat, sagte Kramer nicht. Als Tatwaffe wurde mittlerweile die Pistole des 62 Jahre alten Schießwarts identifiziert. Der mutmaßliche Täter hatte sich den Angaben zufolge regulär am Schießstand der Jägerschaft Genthin angemeldet. Auch die beiden Todesopfer aus Brandenburg - eine 44 Jahre alte Frau und ihr 25 Jahre alter Sohn - waren dort zum Schießen angemeldet. Der Schießwart habe dem 28-Jährigen die Pistole samt Munition übergeben, erklärte Kramer. Das belege eine Quittung.

Aller Wahrscheinlichkeit nach habe sich der 28-Jährige nach der Tat mit der Waffe des Schießwarts nahe Bülstringen (Börde) erschossen, sagte Kramer. Die Leiche des Mannes wurde am Freitag nach einer Großfahndung der Polizei entdeckt. Die Patronenhülsen, die an beiden Tatorten gefunden wurden, stimmten überein.

Austritt aus Jagdverein

Für den Gebrauch von Waffen auf dem Schießstand sei weder ein Waffen- noch ein Jagdschein erforderlich gewesen, da unter Aufsicht eines Schießwartes geschossen wurde, sagte der Sprecher. Der 28-Jährige sei zwar mal Mitglied des Jagdvereins in Genthin gewesen, vor zwei Jahren aber ausgetreten.

Die Staatsanwaltschaft sieht ihre Arbeit als weitestgehend erledigt. Von Ermittlungen gegen die Jägerschaft sieht die Behörde ab. "Den Jagdverein trifft keine Schuld", sagte Sprecher Kramer. Die gesetzlichen Sicherheitsvorkehrungen seien eingehalten worden. Die Ermittlungen gegen den 28-Jährigen sollen demnächst eingestellt werden, da eine Strafverfolgung durch den Tod des Verdächtigen nicht mehr möglich sei, sagte der Sprecher. Abzuwarten bleiben zunächst noch die Ergebnisse der Obduktion der Leichen, die am Montag beginnen sollte, und das ballistische Gutachten, das gegen Ende der Woche erwartet wird. Die Ermittler erhoffen sich davon Hinweise zum Tathergang.

Die Motive des Mannes bleiben im Dunkeln. "Ich bin wenig optimistisch, dass wir das jemals herausbekommen werden", sagte Kramer. Möglicherweise habe er die verschriebenen Mittel nicht eingenommen und sich daher nicht unter Kontrolle gehabt. Ob es zwischen Täter und den Opfern Streit gab, blieb unklar.

Ein Polizist und ein Fährtenhund suchen am Freitag nach dem Fund von drei Leichen auf dem Gelände des Schießstandes Hüttermühle in Genthin (Kreis Jerichower Land) Spuren. (FOTO: DPA)
Ein Polizist und ein Fährtenhund suchen am Freitag nach dem Fund von drei Leichen auf dem Gelände des Schießstandes Hüttermühle in Genthin (Kreis Jerichower Land) Spuren. (FOTO: DPA)
dpa-Zentralbild