Gemeinde Siersleben Gemeinde Siersleben: Wenn der Teich aber nun verschlammt ist . . ?
Siersleben/MZ. - Aus eigenen Einnahmen ist das nicht mehr zu stopfen. Ein Konsolidierungsprogramm soll über das Gröbste hinweghelfen. Der Landkreis überwacht jede Ausgabe. Kommunale Selbstverwaltung unter Anleitung. Armes Siersleben.
Es scheint, als sei die Zeit stehen geblieben. Wer zum Bürgermeister will, stolpert nicht nur über das DDR-typische Eingangsschild "Rat der Gemeinde - Kreis Eisleben." Er darf froh sein, nach dem Aufstieg über krumme Treppenstufen heil im Büro angekommen zu sein. Dort zeigt Lüning mit entschuldigender Geste auf das Mobilar: "Hier sieht es noch so aus, wie es zur Wende der Bürgermeister verlassen hat." Der Eigentümer hat signalisiert, nicht investieren zu wollen, demnächst will der Gemeinderat umziehen - in die Schule. Mit Weiterbildung hat das freilich wenig zu tun - eher schon mit Sparsamkeit und neuerlichem Verlust: Ab September wird es im Ort keine Sekundarschule mehr geben.
"Wir verwalten den Mangel", sagt Lüning, und Stellvertreter Harald Schmidt (FDP) nickt dazu. Freilich längst nicht so spitzbübisch wie sein Namensvetter allabendlich im Fernsehen. "Der Spaß am Ehrenamt kann einem schon vergehen. Ich habe schon ans Aufhören gedacht", gesteht der hauptberufliche Geschäftsführer. "Aber der Trotz treibt mich weiter." Der Trotz, aus der kärglich fließenden Gewerbesteuer doch ein bisschen für die Gemeinde machen zu wollen. Zum Beispiel für einen neuen Fußboden in der Turnhalle. "Wir haben ein reges Vereinsleben." Oder für eine Ampel an der Kreuzung B 180 - Feuerwehrausfahrt. 20 Auffahrunfälle in einem Jahr. "Nun fragt uns das Straßenbauamt, ob wir uns finanziell beteiligen können. . .", sagt Lüning.
Sierslebens Einwohnerzahl ist rückläufig. Dabei hatte in den Nachwendejahren alles gut angefangen. Lüning: "Drei erste Spatenstiche für das neue Wohngebiet hat es gegeben." Das ist nun schon ein paar Jahre her. Gebaut wurde nicht. Aus verschiedensten Gründen. Und nun noch das mit dem Löschwasser. Schmidt: "Da kriegen wir nicht einen Neubau genehmigt."
Düstere Aussichten. Wer ist schuld an Sierslebens bescheidenem Dasein? Lüning hat an Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) geschrieben, hat über Bürokratie geklagt, über zu viel Gängelei, über falsche Förderung. Wir sitzen alle in einem Boot, hat ihn der Regierungschef wissen lassen. "Ja", kontert Vize-Bürgermeister Schmidt sarkastisch, "aber wir rudern." Allen Widrigkeiten zum Trotze immer noch mit Elan. Und gegen die Strömung.
Für ihre Teilnahme an den Beratungen in der Verwaltungsgemeinschaft erhalten die Teilnehmer Sitzungsgeld. Nicht viel, aber bezogen aufs Jahr und die Teilnehmer, läppert's sich zur vierstelligen Summe zusammen. Schmidt: "Darauf wollten wir verzichten." Von wegen. Gesetz ist Gesetz, hieß es aus dem Amt von oben, das Geld muss genommen werden. "Ihr könnt es ja spenden." Eine Kollekte für den Feuerlöschteich?